Die Not im Emsland wird größer

Landwirtschaft

Überschwere Schweine in den Ställen

Das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist für Wild- und Hausschweine tödlich. Für den Menschen ist es ungefährlich. Der ASP-Ausbruch im Emsland [1 + 2] vom 02. Juli liegt fast zwei Monate zurück. Es gelten noch immer die Restriktionsgebiete, die nach EU-Gesetzgebung bis zum 14. Oktober aufrecht erhalten werden. Die 300 betroffenen Betriebe mit ihren 200.000 Schweinen haben seitdem ein wachsendes Problem: Die gesunden Tiere außerhalb des betroffenen Betriebes können nicht geschlachtet werden – weil es niemand will.

Fristverkürzung

Es gibt eine Möglichkeit zur Fristverkürzung und Aufhebung der Restriktionszonen ab dem 03. September, zumal es keinen einzigen weiteren Fall in den Betrieben und bei Wildschweinen in der Region gegeben hat. „Die gesamte Sperrzone ist frei von ASP“, schreibt Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Berlin steht in der Pflicht, sich mit der EU-Kommission über eine Fristverkürzung auszutauschen.

In einem „Brandbrief“ unterstreicht Otte-Kinast, dass die Untersuchungen über die Gesundheit der Tiere weiter als erforderlich gegangen sind und in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim keine weiteren Fälle mehr gefunden wurden. Damit lägen genügend Fakten für eine Fristverkürzung vor, schreibt die Ministerin, denn die „tierschutzrelevanten Missstände haben sich seit meiner Bitte an Sie trotz Bemühungen vieler Akteure … von Tag zu Tag zugespitzt.“ Einen ersten Brief hatte die Ministerin bereits am 05. August versendet. Ohne Ergebnis. „Deshalb wende ich mich erneut an Sie und bitte Sie inständig, sich im Interesse der von den Einschränkungen betroffenen Schweinehalterinnen und Schweinehalter sowie deren Tiere, persönlich bei der Europäischen Kommission für eine Verkürzung der genannten Frist einzusetzen.“

Wo liegt das Problem?

Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers warnte bereits: „Die Tiere müssen jetzt aus den Ställen; sie werden sonst zu groß und zu schwer.“ Was funktioniert ist der Transport der Ferkel von den Sauen in die Mastbetriebe. Die Mastbetriebe nehmen den letzten Platz in Anspruch. Ferkel können unter Auflagen auch außerhalb der Restriktionsgebiete geliefert werden.  

Es gibt aber derzeit bis auf den Schlachtbetrieb Manten in Geldern niemand anderen, der Schweine aus dem Restriktionsgebieten abnimmt. „Die Nerven liegen blank“, sagt Ehlers. Die Landwirte wissen nicht wohin mit den ausgemästeten Schweinen. Niedersachsen hat sogar Kühlhauskapazitäten für das Schweinefleisch angemietet – aber mehr als eine Notlösung sei das nicht, so Ehlers. „Die Schlachtung von rund 21.000 Schweinen und die Einlagerung des Schweinefleisches in Kühlhäuser muss jetzt unbedingt Vorrang haben. Danach ist noch Zeit genug für die Verarbeitung des Fleisches, das bestens untersucht ist und von dem für Menschen keinerlei Gefahr ausgeht.“  

Es sind aber nicht nur die Schlachthäuser, offenbar hat der Lebensmitteleinzelhandel signalisiert, er nehme kein Schweinefleisch aus den Restriktionsgebieten ab. „Die Schlacht- und Verarbeitungswirtschaft sowie der Handel dürften sich jetzt ihrer Verantwortung nicht entziehen“, betont Ehlers.

Ehlers fordert zudem eine Entschädigung für Landwirte, die mit ihren gesunden Tieren unverschuldet in Not geraten sind.

Lesestoff:

[1] ASP im Herzen der europäischen Schweinehaltung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/02-07-13-50-uhr-afrikanische-schweinepest-in-niedersachsen.html

[2] Schlachterlaubnis lohnt nicht: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/emslaender-schweinehalter-leiden-unter-handelsrestriktionen.html

Roland Krieg

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