Die Obst- und Gemüsewelt blickt nach Berlin

Landwirtschaft

Fruit Logistica zwischen Brexit und Umbruch

Frischgemüse

Die Messe Berlin erwartet rund 78.000 Fachbesucher aus mehr als 130 Ländern. 3.200 Aussteller aus 90 Länder zeigen ihre Warenkörbe mit Obst und Gemüse, Verarbeitungsmaschinen, Gewächshaustechnik und Verpackungsideen. Bis zum Freitag stellt sich Armenien das erste Mal der Obst- und Gemüsewelt.

Weltweit wurden 2018 rund 1,8 Milliarden Tonnen Gemüse (ohne Melonen) und 0,9 Milliarden Tonnen Obst (mit Melonen) geerntet. Obst und Gemüse ist ein kontinuierlich steigendes Marktsegment im Bereich der Landwirtschaft. Das meiste wird frisch verzehrt. Bei Obst gelangen nur zehn Prozent, beim Gemüse lediglich vier Prozent in den weltweiten Handel, der aber mit Containerschiffen und Luftfracht großen Herausforderungen für den Transport der sensiblen Ware ausgesetzt ist.

In Europa hat die Trockenheit 2018 Rekordernten vermieden, nur in Südeuropa entsprach die Obsternte dem Vorjahresergebnis. Die Einkaufsmengen von Obst und Gemüse haben sich in Deutschland nur geringfügig verschoben, ohne dass die Platzierungen getauscht wurden.

Frischobst

Konsumenten könnten mehr Obst und Gemüse verzehren. Die rund 400 Gramm am Tag bekommen die wenigsten zusammen. Dabei haben sich die Obst- und Gemüseabteilungen in den Lebensmittelgeschäften in den letzten Jahren deutlich entwickelt. Nicht nur in der Angebotsbreite, sondern auch im Styling in Richtung Marktplatz. Der Handel hat gelernt, mit einem attraktiven Frischeangebot, die Kundenfrequenz zu steigern und sich von anderen Anbietern zu unterscheiden. Kunden sind bei Obst und Gemüse eher bereit, Premiumware höher zu entlohnen. Für den Handel steigen damit die Herausforderungen in der Logistik. Zur Fruit Logistica hat die Strategieberatung von Oliver Wyman den Trendreport „Surprises in Store“ herausgebracht. Autor Alexander Pöhl kommentiert: „Die Tatsache, dass frisches Obst und Gemüse im Einzelhandel eine entscheidende Rolle spielen, ist für niemanden in der Branche eine Überraschung.“ Mitautor Rainer Münch ergänzt: „Was vielleicht nicht so offensichtlich ist, ist wie rasant sich der Frischemarkt verändert. Die Kunden erwarten in jedem Geschäft Obst und Gemüse in guter Qualität.“ Der Wettbewerb werde härter.

Daher haben Themen wie Digitalisierung, Blockchain und Robotik die Frischebranche längst erfasst. In verschiedenen Pilotprojekten von den USA bis nach Neuseeland wird Obst bereits 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche geerntet. Am Freitag präsentieren 20 Start-ups ihre Ideen für „Disrupt Agriculture“.

Doch nicht alles glänzt wie ein frisch polierter Apfel. Der Brexit und die Sanktionen von und gegen Russland drücken auf den Markt. Vor allem der Brexit wird der Branche besondere Herausforderungen abringen. Die Briten produzieren lediglich 2,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse selber. 6,5 Millionen Tonnen müssen zur Deckung der Nachfrage importiert werden. Diese Mengen müssen im Warenhandel neu geregelt werden.

Die europäische Dachvereinigung für Frischeprodukte „freshfel“ wird in diesem Jahr ein dreijähriges Program mit der EU zur Förderung des Obst- und Gemüsekonsums für die Generation im Alter von 18 bis 30 Jahre auflegen. „Fruit and Vegetable for a Healthy EU“.

Roland Krieg; Grafiken: AMI nach GfK-Haushaltspanel

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