Die Rettung der Nutztierhaltung

Landwirtschaft

MeLa: Zehn-Punkte-Plan für die Tierhaltung

Auf der Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung MeLa in Güstrow diskutierten auf dem Landesbauerntag und eine Woche vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern der amitierende Landwirtschaftsminister Till Backhaus mit dem Landesbauernpräsidenten Detlev Kurreck, Thomas Dosch von Tönnies und Praktiker in der Schweinehaltung Michael Kühling über die Zukunft der Nutztierhaltung.

Von rund 2,7 Millionen Schweinen und 1,3 Millionen Rindern zur Wendezeit sind heute nur noch 762.000 Schweine und 485.000 Rinder übrig. Was zwar der Emissionsreduktion geholfen habe, so Backhaus, war für die Wertschöpfungskette und den Arbeitsplätzen „fatal“. Mit Blick auf die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft, die Tierhaltung aus den viehdichten Regionen umzuverteilen fehlt dem Minister der Glaube, dass das nur über Anreize geht. Ohne Gesetzliche Vorgaben, wie die flächengebunde Tierhaltung, gelinge das nicht. „Grundsätzlich sollte ein Tierbesatz von zwei Großvieheinheiten je Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im Landkreis nicht überschritten werden und das deutschlandweit.“

Backhaus legte ein 10-Punkte-Programm für die Verbesserung der Tierhaltung in MV, Deutschland und Europa vor:

1. Die Nutztierhaltung in Deutschland und in M-V als wesentlicher Zweig der Landwirtschaft muss erhalten werden. Die Tierhalter müssen von ihrer Arbeit leben können. Für die Nutztierhaltung müssen höhere tierschutzrechtliche Anforderungen geschaffen werden, die über das derzeitige Mindestmaß der rechtlichen Regelungen hinausgehen. Dazu ist ein zügiger Umbau der Nutztierhaltung entsprechen den Empfehlungen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft notwendig. Dabei hat sich die Tierhaltung auch flächendeckend an den Prinzipien der Nachhaltigkeit auszurichten.

2. Das einheitliche staatliche Tierwohllabel muss verpflichtend in Deutschland und in Europa eingeführt und damit das gewünschte Maß an Tierwohl klar definiert werden.

3. Die Landwirte müssen beim Umbau der Tierhaltung finanziell unterstützt werden. Der Investitionszuschuss sollte bis auf 80 Prozent steigen; zudem müssen die höheren Produktionskosten langfristig staatlich gestützt werden. Zur Finanzierung muss es umgehend eine Entscheidung auf Bundesebene geben.

4. Regionale Kreisläufe müssen verstärkt werden. Die Wertschöpfung in der Region muss weiter erhöht werden, z.B. durch den Aufbau regionaler Schlachtstätten und der weiteren Entwicklung von Wegen der Direktvermarktung.

5. Die Weidetierhaltung ist gezielt zu unterstützen. Dazu haben wir in den Entscheidungen zur GAP ab 2023 entscheidende Weichen gestellt. So wird eine Prämie für Mutterschafe und –ziegen, sowie für Mutterkühe eingeführt. Zudem unterstützen wir die Tierhalter über verschiedene Grünlandprogramme.

6. Wir unterstützen die Tierhalter beim Schutz vor Wolfsübergriffen. Neben der Entschädigung bei Wolfsrissen und der Förderung von Präventionsmaßnahmen, werden künftig auch die laufenden höheren Aufwendungen der Tierhalter finanziell unterstützt. Wir setzen uns dafür ein, dass die von M-V entwickelten Leitlinien zum Wolfsmanagement konsequent angewandt werden.

7. Der Umbau der Tierhaltung gelingt nur durch die zügige Umsetzung von Genehmigungsverfahren auf der Grundlage von klaren, abgestimmten Rechtsvorgaben.

8. Die TA- Luft, das Baugesetzbuch und die notwendige investive Förderung müssen zur Umsetzung höherer tierschutzrechtlicher Anforderungen und unter Berücksichtigung der Kriterien des staatlichen Tierwohllabels aufeinander abgestimmt werden. Dazu gehört insbesondere, dass alle baulichen Änderungen im Sinne des Tierschutzes bei bestehenden gewerblichen Tierhaltungsanlagen ohne Bestandsaufstockungen genehmigt und durchgeführt werden können. Durch eine Zertifizierung moderner, dem Tierwohl entsprechender Tierhaltungsanlagen kann das Genehmigungsverfahren weiter beschleunigt werden. Ich werde mich deshalb weiterhin für die Einrichtung eines Tierschutz TÜV einsetzen.

9. Die Diskussion zur Zukunft der Tierhaltung muss weiter versachlicht werden. Wir brauchen deshalb eine starke Agrarforschung im Land, die objektive Fakten zur Tiergesundheit, zum Tierverhalten, zu den Bedürfnissen der Tiere und zu zukunftsfähigen Haltungskonzepten für unsere Nutztiere liefert. Ich werde mich deshalb weiter dafür einsetzen, dass die Agrarforschung in MV gestärkt, die Kooperationen ausgebaut und die Chancen mit der Gründung des Mustergutes Tellow und der Ansiedlung eines Fraunhofer Zentrums für Biogene Wertschöpfung und Smart Farming genutzt werden.

10. Der Umbau der Tierhaltung muss mit einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne für nachhaltige Landwirtschaft, für gesunde Ernährung und die Wertschätzung von Lebensmitteln flankiert werden. Dabei muss die Bedeutung der Tierhaltung für Kulturlandschaft, Klimaschutz, Biodiversität und sauberes Wasser herausgestellt werden. Die Finanzierung muss durch den Bund, die Landwirtschaft und aus Tierwohlabgabe sichergestellt werden.

roRo

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