Die Rückkehr der Hacken
Landwirtschaft
Welches Hacken geht im Ackerbau?
Unkräuter müssen weg. Wer mal stundenlang in glühender Hitze die Reihen von Zuckerrübenpflanzen abstiefelte, um Unkraut zu hacken, wünschte sich einen Roboter für die Arbeit. Vor mehr als dreißig Jahren noch ein ferner Traum, erfährt die mechanische Unkrautbekämpfung eine Revolution. Das Ende mancher Herbizidzulassung und des Vorrücken der Integrierten Pflanzenschutzes rückt unter anderem die nicht-chemische Bekämpfung in den Fokus des Ackerbaus.
Beat Vincent von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gab auf den DLG-Feldtagen eine Übersicht über die momentan vorhandenen Techniken und dämpfte die Träumereien von vor 30 Jahren heute noch ein.
Zunächst einmal ist das Unkraut zwischen den Reihen dran. Das ist im Bereich der maschinellen Hacke die Lösung für das einfachste Problem. Mit GPS und RTK-Systemen fährt jeder Traktorfahrer zentimetergenau die Spur immer wieder ab und kann die Hacke zielsicher zwischen den Kulturreihen halten und sogar blind hacken, also noch vor dem Auflauf. Hohe Arbeitskosten bei steigendem Mindestlohn und Investitionshilfen in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz machen den maschinellen Ersatz erschwinglich. Mit Querverschiebungen des Unterlenkers und Verschieberahmen sind die technischen Möglichkeiten für verschieden Anwendungen bestens angepasst. Hier kann die Hacke an sich noch nichts und wird passiv durch die Reihen gezogen.
Die nächste Stufe im Rahmen der Digitalisierung ist die bildoptische Unterstützung, bei der Hacke über Algorithmen Unkräuter von Kulturpflanzen unterscheiden lernt. Bei einem Teppich an „Unkräutern“ wie bei einer Zwischensaat, bei Seitenwind oder großen Kulturpflanzen sind dieser Ausbaustufe nach Vincent Grenzen gesetzt. Die Kameraunterstützung erlaubt, wenn es funktioniert, eine Verdoppelung der Fahrgeschwindigkeit. Es gibt zahlreiche Untersuchungen über Ertragseffekte, doch erlauben die noch kein abgesichertes statistisches Bild.
Komplizierter wird der Kampf gegen Unkraut innerhalb der Reihe. Die Torsionshacke führt das Werkzeug ebenfalls noch passiv über das Feld. Aktiv gibt es neue Geräte wie den Robocrop inrow, der meist noch in Dauerkulturen eingesetzt wird. Meist sind die Ergebnisse in landwirtschaftlichen Kulturen dürftig, denn die wichtigste Voraussetzung ist die präzise Saatgutablage. In Sonderkulturen wie Salat können Kameras die Salatrosette noch leicht von Unkraut unterscheiden. Junge Zuckerrüben sehen Unkraut zum verwechseln ähnlich. Hohe Investitionskosten beim Hacken in der Reihe schrecken ab. Rund 75.000 Euro sind dem manuellen Aufwand von 140 Stunden Hackarbeit durch Arbeitskräfte entgegen zu setzen. Die Gewinnschwelle ist bei einfacher Rechnung zwar leicht erreicht, aber mangels Qualität, muss der Bestand mindestens einmal noch personell durchgearbeitet werden. Außerdem: Hackwürdige Kulturen werden auf den Betrieben meist zwischen 25 bis 40 Hektar angebaut. Den Rest des Jahres steht die teure Maschine still.
Mittlerweile fährt mit dem Bonirob auch schon ganz autonom eine Unkrauthacke über das Feld und könnte theoretisch auch nachts arbeiten. In der Werbung sind meist kleine automatische Wägelchen unterwegs, die allerdings 20.000 Euro je Stück kosten. Bevor davon mehrere für Soja, Mais und Rüben angeschafft werden, könnte sich in Abhängigkeit vom Arbeitsbesatz doch die manuelle Hacke lohnen?
Immerhin: Es tut sich etwas auf diesem Markt für eine wiederentdeckte Arbeit. Pioniere werden die ersten ökonomischen Erfahrungen sammeln und der technische Fortschritt macht Pflanzenerkennung sicherer und Maschinen bald auch preiswerter. Es lohnt sich, die neuen Hacktechniken zu beobachten
Roland Krieg