Die schnellen Wälder

Landwirtschaft

Weiden und Pappeln statt Heizöl

Land- und Forstwirtschaft sind natürlich zwei verschiedene Fachgebiete. Herd-und-Hof.de hält sich der Einfachheit halber nicht daran. Unterstützung gibt es durch Weiden und Pappeln, deren Stecklinge mittlerweile fast überall in Deutschland in den Boden gesteckt werden. Ihnen wird keine Zeit gegeben, sich in 100 Jahren zu prächtigen Wäldern zu entfalten – der Häcksler wird in drei Jahren erstmals Schneisen in die Niederwälder fräsen und das Holz wird in Strom und Wärme umgewandelt.

Land- oder Forstwirtschaft?
Niederwaldwirtschaft ist nicht neu. Als Holz noch den überwiegenden Teil des Brennstoffs stellte, war diese Landnutzung weit verbreitet. Die jungen und dünnen Stämme kamen erst „aus der Mode“, als Bauwirtschaft und Möbelbauer den Wald für sich vereinnahmten, blickt Albrecht Bemmann vom Projekt Agrowood der TU Dresden zurück. Danach haben die Forstleute sich um die Wälder gekümmert, die Bauern um die Felder.
Deshalb fühle sich auch noch keiner der beiden Fachrichtungen für die schnell wachsenden Wälder zuständig. Das wird sich allerdings ändern.
Im Frühjahr hat die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg Stecklinge verschiedener Pappel- und Weidensorten ausgebracht und die ersten „Schnellstarter“ werden im ersten Jahr bereits mehr als 1,50 m Höhe erreichen. Auf mehreren Versuchsflächen werden pro Jahr Holzmengen heranwachsen, die zwischen 4.000 und 5.000 Liter Heizöl einsparen werden. Je Hektar. Vier neue Versuchsflächen sind in diesem Jahr hinzugekommen.
Je nach Flächenkonzeption werden die Bäume nach drei bis acht Jahren das erste Mal geerntet. Die Wurzeln treiben wieder aus, so das eine mehrjährige Nutzung möglich ist. Das Holz der langen Nutzungsphase gelangt in die Papier- und Holzwerkstoffindustrie.

Viele Vorteile
Kurzumtriebsflächen mit schnell wachsenden Bäumen bieten eine Reihe von Vorteilen, so Göran Spangenberg aus Rottenburg. Der Arbeits- und Energieaufwand für den Anbau konzentriert sich auf das Pappelstecklingeerste Jahr und die im Winter stattfindenden Ernten. Die Kohlendioxidbilanz der Flächen trägt sehr viel zum Klimaschutz bei und der Aufwand von Pflanzenschutzmitteln und Dünger ist im Vergleich zu Ackerflächen gering. Auch er Naturschutzwert der Flächen ist höher.
Die Flächen gelten als landwirtschaftliche Nutzfläche. Würden sie einmal zu einem Wald nach dem Bundeswaldgesetz definiert, dann wäre eine Rückführung in Ackerfläche nicht mehr möglich. Das Bundeswaldgesetz soll dem allerdings durch Änderungen vorbeugen, so Bemmann: „Ein Feld mit schnellwachsenden Bäumen bleibt juristisch ein Feld.“
Die Bodenkundler Heinz Feger und Rainer Petzold von Agrowood sehen noch mehr Vorteile: Unter den Bäumen kann sich der Boden eine Ruhepause gönnen, er wird seltener befahren und Humus reichert sich an. Wird nur das Holz geerntet, dann bleibt das Laub mit seinen Nährstoffen zurück. Die Baumwurzeln sorgen dafür, dass Wasser tiefer in den Boden gelangt.

Noch viele Fragen
Trotzdem gibt es noch viele Fragen. Wenn die Plantagen wirtschaftlich rentabel sein sollen, dann sind auch die Boden- und Klimaansprüche hoch. Landwirte neigten eher dazu, den Bäumen die steinigen und verdichteten, zu nassen oder zu trockenen Flächen zu überlassen. Doch das vertragen die Plantagenbäume nicht.
Wassermangel wird der wichtigste begrenzende Faktor für die Kurzumtriebsplantagen sein. Das stellt das Projekt Agrowood im südbrandenburgischen Schradenland bereits fest.
Auf einem guten Standort muss die Plantage schon rund acht Tonnen Holz je Hektar und Jahr erwirtschaften. Sonst lohnen sich die Anfangsinvestitionen von bis zu 5.000 Euro je Hektar nicht. Bislang schneiden fast alle Flächen mit Energieholz im Netto-Energieertrag aber schon besser ab als einjährige landwirtschaftliche Kulturen.

Erneuerbare Energien ein Gewinn
Am Dienstag hat die Agentur für Erneuerbare Energien Zahlen veröffentlicht, in welchem Ausmaß sie helfen, fossile Importenergie einzusparen. Alleine 2007 haben Kraftstoffe, Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien fossile Importe in Höhe von 5,4 Milliarden Euro ersetzt. Damit hat sich der Wert in den letzten drei Jahren verdreifacht. Selbst wenn man die importierte Biomasse abzieht, verbleibt noch ein Gewinn von 4,3 Mrd. Euro. Das entspricht, so die Agentur, ziemlich genau den Beschaffungskosten, die von den Energieversorgern für Strom aus erneuerbaren Energien ausgegeben. Ohne diesem Effekt, betont Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur, „hätten die Verbraucher also auf jeden Fall drauf gezahlt.“

Importenergie

Lesestoff:
www.hs-rottenburg.de
www.agrowood.de
www.unendlich-viel-energie.de

roRo; Bilder: Stecklinge: Fachhochschule Rottenburg; Grafik: „Agentur für Erneuerbare Energien“

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