Die Schweiz kommt

Landwirtschaft

Leuthard: Kaum Alternativen zur EU

Die Schweiz ist das diesjährige Partnerland der IGW und hat sich vor Beginn der Grünen Woche in ihrer Halle 17 mit Hackbrettmusik offiziell vorgestellt. Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) sagte, dass sich alle Kantone in der Schweiz das Ziel gesteckt haben, die Schweiz schmackhaft zu präsentieren. Besucher können die Produkte mit ökologischen Standards, Tierwohl, vielfältiger Landschaft, mit sauberem Wasser und gesunden Böden verbinden.

Eine Studie des Schweizer Bauernverbandes hat verschiedene Zukunftspolitiken miteinander verglichen und im Situationsbericht 2007 zusammengefasst. Demnach wird bei der aktuellen Ausrichtung der Landespolitik bei einer Vergrößerung der Betriebsflächen und einem Wegfall der zehn Prozent Betriebe, die am wenigsten rentabel arbeiten, das Einkommen um rund 28 Prozent sinken. Die vollständige Liberalisierung in Richtung WTO kostete 85 Prozent, eine Liberalisierung in der EU 64 Prozent der betrieblichen Einkommen. Dabei würden die extensiven Bergregionen mit der Milchviehhaltung besser zurechtkommen und die Landwirtschaft in den Tälern würde am meisten leiden. Hier sind der Ackerbau und Schweinehaltung angesiedelt.
1965 gab es in der Schweiz noch über 220.000 Beschäftigte, 1996 knapp 100.000 und heute sind es weniger. Vier Prozent der Schweizer arbeiten in der Landwirtschaft und erzielen rund 10 Milliarden Franken Umsatz. Ein Viertel davon mit Milch. Auf dem zweiten Platz stehen Gartenbau und Gemüse mit 13 Prozent.
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Schweiz ist globalisiert
Die Schweiz hat ein Agrarprogramm bis 2011 aufgestellt, das mit 13,65 Milliarden Schweizer Franken die Weichen in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit stellen soll. Es soll aber auch die Bauern für den Wettbewerb fit machen, denn der zeitliche, räumliche und qualitative Absatzmarkt ist die EU. Rund 77 Prozent der Waren kommen bereits aus der EU, etwa 70 Prozent der produzierten Güter gehen die die Gemeinschaft. Der Käsemarkt ist seit Mitte 2007 bereits vollständig liberalisiert, der Zuckermarkt schon ein wenig länger und bei Spirituosen gibt es Handelserleichterungen. Seit dem ersten Januar darf die Schweiz ein bestimmtes Kontingent an Fleisch und Wurst in die EU liefern.
Heidi und Peter begrüßen die BerlinerDoris Leuthard will die Schweiz öffnen und auf der Grünen Woche weiter ausloten, welche Produkte die besten Chancen haben. Ob EU-Mitgliedschaft oder Freihandelsabkommen, dass wird in der Schweiz kontrovers diskutiert – aber es wird notwendig sein. Die Bundesrätin verweist auf die WTO-Runde, die zwar Pause macht, aber die hohen Zölle der Schweiz später rechtlich außer Kraft setzen lassen wird. Es wäre besser, sich im Vorfeld bereits Gedanken für eine Umstellung zu machen, meinte Leuthard. Wohl am liebsten mit der EU.
Hansjörg Walter, Präsident des Bauernverbands, bemerkt in der Schweiz Dörrbohnen aus China, Spargel aus Peru und frischen Fisch aus Vietnam. Hier müssen die heimischen Bauern im Wettbewerb standhalten. Mit dem Motto "Gut, gibt´s die Schweizer Bauern" soll auf die Herkunft regionaler Qualitäten gesetzt werden. Die Landwirtschaft folgt hauptsächlich bereits der integrierten Produktion und der wachsende Biomarkt liegt aktuell bei 10 Prozent Marktanteil.
Um die Bauern wettbewerbsfähig zu machen, müssen die bürokratischen Aufwände, die Produktionskosten über den Aufbau von Maschinenringen gesenkt werden. Ein Wandel geht durch das Land, denn Landeshauptmann Lorenz Koller von Appenzell, Präsident der Landwirtschaftsdirektoren-Konferenz der Schweiz stellt fest, dass die kleingliedrigen Strukturen, das zum Teil hügelige Gelände, das hohe Lohnniveau und die strengen Vorschriften in der Tierhaltung und Landschaftsschutz, sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken.

Schweizer Spassport - Heidi und Peter
Wer die Schweiz noch immer mit dem gemächlichen "Emil" verbindet, der muss auf der Grünen Woche umdenken. Hackbrettspieler Nicolas Urs SchneiderSenn bringt mit launiger Musik Traditionelle Musik in Schwung. Er ist der beste Hackbrettspieler der Alpen. Auch Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Bauernverbandes hat mit Elan den Landesauftritt organisiert. Nicht nur Banner und Fähnchen laden die Messebesucher an den Schweizer Gemeinschaftstand, ein Schweizer "Spassport" bietet kulinarisches Asyl mit Chäsröschti und Stierenouge oder Handtüechli-Pasta. Johanna Spyris Heidi ist in Deutschland populär. Deswegen stellen die 12jährigen Bauernkindern Angela und Florin aus dem Kanton Thurgau die beiden dar.

Lesestoff:
Stand Schweiz: Halle 17
Den Schweizer Bauernverband können Sie unter www.sbv-usp.ch besuchen

roRo; Fotos: Messe Berlin: Urs Schneider und Heidi und Peter

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