Die Sichtweise auf die biologische Vielfalt

Landwirtschaft

Keine gemeinsame Sicht auf die Artenvielfalt

Die „biologische Vielfalt“ wird je nach Akteur aus Wissenschaft und Praxis und ob sie aus Deutschland oder Österreich kommen verschieden interpretiert. Das hängt vor allem mit den unterschiedlichen Quellen zusammen, mit denen argumentiert wird. Die Studie von Bea Maas von der Universität Wien wurde u.a. von der Thünen-Wissenschaftlerin Anett Richter begleitet. 98 Umweltwissenschaftler und 209 Landwirte aus beiden Ländern wurden nach ihrem Verständnis über den Begriff „biologische Vielfalt“ befragt und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Biological Conservation“ veröffentlicht. Wegen des unterschiedlichen Verständnisses werden wissenschaftliche Empfehlungen in der Praxis häufig nicht umgesetzt.

Bunte Quellenmischung

Akteure aus der Agrarforschung, so die Studienergebnisse, sehen Biodiversität, Agrarumweltprogramme und Naturschutzmaßnahmen als wichtiger für die landwirtschaftliche Produktion an als Landwirtinnen und Landwirte. „Während Forschende vor allem wissenschaftliche Informationen für ihre Einschätzungen heranziehen, nutzen Akteure aus der Landwirtschaft häufig Informationsquellen der Landes- und Bundesministerien und der Landwirtschaftskammern und legen Wert auf mündlichen Austausch“, erläutert Anett Richter vom Braunschweiger Thünen-Institut. Interessant sei, so Richter, dass Landwirtinnen mit höherer Bildung oder von Ökobetrieben die Artenvielfalt und deren Schutz als wichtiger bewerteten als ihre männlichen Kollegen oder konventionell Wirtschaftende.

Kommunikationsprobleme

Die unterschiedlichen Perspektiven weisen auf entscheidende Kommunikationslücken zwischen landwirtschaftlicher Forschung und Praxis hin, die auch das gegenseitige Verständnis erschweren. Forschung, Landwirtschaft und politische Praxis müssten besser integriert werden.

Verbesserungsvorschläge

Als konkrete Handlungsempfehlungen  geben die Autoren den verbesserten Zugang von wissenschaftlichen Informationen an die Praxis an. Auch Etablierung eines Bildungs- und Beratungsprogramms könne hilfreich sein. Zweitens seien zielgerichtete Konzepte für die landwirtschaftliche Forschung und Praxis zu entwickeln, die unterschiedliche Stakeholder-Perspektiven in deren Gestaltung und Anwendung integrieren. Darüber hinaus sei es sinnvoll, eine integrative und inklusive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis zu unterstützen, etwa durch die aktive Förderung fachübergreifender Kommunikation. Neue integrative Ansätze für die Entwicklung der nachhaltigen Landwirtschaft sollten auf höchster Ebene gemacht werden.

Lesestoff:

Maas B et al. (2021). Divergent farmer and scientist perceptions of agricultural biodiversity, ecosystem services and decision-making. Biological Conservation (Vol 256, April 2021) https://doi.org/10.1016/j.biocon.2021.109065

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