Die Tierhaltung befindet sich im Umbruch

Landwirtschaft

Erster Bericht zur Nutztierhaltung in Niedersachsen

Erstmalig hat Niedersachsen einen Bericht zur Entwicklung der Nutztierhaltung im Land vorgestellt. Er dient der Standort-bestimmung und soll künftig alle vier Jahre erscheinen. Mit 7,4 Milliarden Euro hat die Nutztierhaltung in Niedersachsen einen hohen Stellenwert.

Der erste Bericht zeigt deutlich, wie sich die Nutztierhaltung verändert hat „Der Bericht zeigt: Die Tierhaltung befindet sich im Umbruch. Dabei spielen geringe Erzeugerpreise, hoher Wettbewerbsdruck und das Wegbrechen von Absatzmärkten, beispielsweise durch die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest (ASP) eine Rolle. Parallel dazu gibt es die Forderungen nach mehr Klimaschutz, nach mehr Luft und Licht in den Ställen, nach mehr Tierschutz und Tierwohl. Dabei ist klar, dass mehr Tierwohl mehr Geld kostet. Geld, das nicht über die Ladenkasse bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommt“, erklärte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast.

Weniger Betriebe und weniger Tiere

Seit 2010 findet ein deutlicher Abbau der Tierbestände statt – und zwar nicht nur bei den Haltungen an sich, sondern auch bei den Tierzahlen. Zwischen 2016 und 2020 nahm die Zahl der Rinder um 245.609 auf 2,3 Millionen ab. Die Zahl der Betriebe sank um 2,100 auf 15.664

Im Schweinesektor wurde alleine im letzten Jahr ein Einbruch bei den Betrieben von etwa 500 (knapp 10 Prozent) und bei den Tieren um etwa 0,78 Mio. (rund 9 Prozent) verzeichnet. In den zehn Jahren davor (2010 im Vergleich zu 2020) gab es bei den Tieren zwar noch einen Anstieg von etwa 150.000, bei den Betrieben selbst zeichnete sich der aktuelle Trend jedoch bereits ab; die Anzahl hat sich nahezu halbiert: von 10.990 Betriebe (2010) auf 6.203 (2020). Insgesamt hielten die Betriebe im Vergleich 2016 zu 2020 345.393 Schweine weniger; im gleichen Zeitraum gaben 1.273 Betriebe die Schweinehaltung auf.

Für Barbara Otte-Kinast ist das „eine nie dagewesene Entwicklung, die einem historischen Bruch gleichkommt. Denn auch wenn es schon immer Betriebe gab, die aus der Erzeugung ausgestiegen sind – an den eigentlichen Tierzahlen hat das in den zurückliegenden Jahren kaum etwas geändert. Viele Betriebe verabschieden sich inzwischen zunehmend nur aus der Tierhaltung und nicht mehr wie bisher grundsätzlich aus der Landwirtschaft.“

Die Branche befinde sich bereits in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der nach Ansicht des Ministeriums in eine zukunftsfähige Nutztierhaltung gesteuert werden müsse. Mit der „Niedersächsische Nutztierstrategie“, dem „Tierschutzplan 4.0“, dem neuen „Gesellschaftsvertrag“ sowie dem „Niedersächsischen Weg“ gebe es bereits eine Vielzahl an Initiativen.

Das Land setzt sich für eine neue Sommerweideprämie innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein. Aus Berlin fehle es allerdings an Unterstützung. Die eine Milliarde Euro im neuen Bundeshaushalt bis 2026 sei viel zu wenig für einen tierwohlgerechten Umbau, erklärte Otte-Kinast.

roRo; Grafik: Landesamt für Statistik Niedersachsen

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