Die Tierseuchenlage
Landwirtschaft
Schweine- und Geflügelpest
Die Tierseuchenlage gilt anhand des aktuellen Seuchen-Bulletins des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) als angespannt.
Afrikanische Schweinepest
Für Deutschland sind im ersten Quartal bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) 119, 75 und 62 Fälle bei Wildschweinen zu verzeichnen. In den elf betroffenen EU-Ländern plus die Ukraine steht die Seuchenampel mit 2.345, 1.839 und 1.284 Fällen in der Wildschweinpopulation weiter auf Rot. Steigende Zahlen verzeichnet nur die Slowakei. Ausbrüche in Hausschweinbeständen sind vor allem in Rumänien mit 119.116 und 69 Fällen ermittelt und weniger als 20 insgesamt in Serbien.
Auch in Asien melden Vietnam, Malaysia, die Philippinen und China wiederholt betroffene Hausschweinbestände.
Brandenburg und Polen
In Brandenburg hat sich ein zweiteiliger Cluster in den Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald sowie südlich davon in Märkisch-Oderland und Frankfurt gebildet. In Sachsen ist der Landkreis Görlitz betroffen. Ein Anstieg in den kommenden Sommermonaten wird nach bisheriger Auswertung vor allem durch Menschen durch Ernte, Verfütterung und Lebensmittelabfälle vorangetrieben. Das große Infektionsgebiet in Polen hat sich weiter nach Westen verlagert und Mitte März einen Hausschweinbestand mit 16.000 Tieren erreicht. Die Stallanlagen in Niedzwany (Lebus) liegen mitten im Ausbruchgebiet bei Wildschweinen. Nach einem Ausbruch in der gleichen Woiwodschaft 2014 mit 24.000 Tieren ist das der bislang zweitgrößte Bestand in Polen. Polen muss seit dem Auftreten der ASP 341 Hausschweinbestände, davon allein 103 im vergangenen Jahr als betroffen melden.
Biosicherheit und Regionalisierung
Für Deutschland hat die Biosicherheit bei allen Betriebsgrößen nach Angaben des Fridrich-Loeffler-Instituts die höchste Priorität. In den Ausbreitungsgebeiten sind Jäger, Förster und Landwirte auf Fallwildsuche.
Die USA hat mit Kanada im März eine Regionalisierung für den Fall des Ausbruchs von ASP vereinbart. Lebendtiere und Schweinefleisch aus Regionen ohne ASP dürfen gehandelt werden.
Aviäre Influenza
Die Geflügelpest breitet sich derzeit immer weiter aus und erreicht ständig neue Bundesländer. Als Grund sieht das das sehr dynamische Geschehen beim Vogelzug. Derzeit sind Schwäne und Gänse unterwegs und haben die Aviäre Influenza (AI) auf ein neues Rekordniveau gebracht. In Niedersachsen hat Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast Ende März von einer Million betroffenen Tieren gesprochen: „Das ist leider ein trauriger Rekord.“ Als Gründe führt die Ministerin nicht nur den hohen Dr4uck der Wildvogelpopulation an, auch der hohe Infektionsdruck der Variante H5N8 ist hoch. In den Regionen mit hoher Nutzgeflügelhaltung wie in den Landkreisen Oldenburg und Vechta erscheine eine vollständige Ausschaltung aller Risiken „nicht möglich“, so Otte-Kinast.
In Hessen beklagt Landwirtschaftsministerin Priska Hinz den mobilen Geflügelhandel. Mobile Händler bieten auf Autobahnraststätten und Märkten Geflügel direkt aus dem Lastwagen aus und für kleine Nutztierhaltungen an. Ihr öffentlicher Hilferuf klingt schon verzweifelt: „Wenn Sie seit Anfang März lebendes Geflügel von einem mobilen Händler erworben haben, melden Sie sich bitte bei dem zuständigen Veterinäramt. Die Bestände können dann auf das Virus getestet werden. Es ist von großer Bedeutung, dass wir einen Ausbruch in unseren hessischen Ställen verhindern. Bitte helfen Sie dabei mit!“ Auch ihr Partei- und Amtskollege Jan Philipp Albrecht aus Schleswig-Holstein bittet um eine Nachmeldung, wer Geflügel bei den mobilen Händlern gekauft hat. Die Händler kämen überwiegend aus Nordrhein-Westfalen.
Dort bringt das Ministerium den Ausbruch im Kreis Paderborn mit mobilen Geflügelhändlern in Verbindung. Der erste sei ein Händler gewesen, der rund 10.000 Junghennen s in insgesamt sechs Bundesländer verkauft habe. Sein Bestand in Delbrück-Westenholz wurde gekeult. Rund 2.600 Junghennen gingen an 35 Betriebe in Thüringen. Für 25 Betrieben kam dann zeitgleich die Bestätigung einer Infektion. Ein besonderes Problem: Sein Viehhandelskontrollbuch soll unvollständig sein. Nordrhein-Westfalen hat nicht nur in neuen Regionen ein Aufstallungsgebot erlassen, das Ministerium teilt auch mit, dass die Eier von Legehennen vorerst noch weiter als Freilandeier und Ökoeier verkauft werden dürfen.
Polen – AI-spezial
Polens Geflügelindustrie ist wegen der Geflügelpest und der Pandemie mit SARS-CoV-2 und seinen Mutationen angeschlagen. Der Nationale Geflügelrat hat im Februar um Hilfe gerufen, weil viele Betriebe vor der Insolvenz stehen. Die Landwirte litten vor aktuell an den um rund 40 Prozent gestiegenen Futterkosten für Sojabohnen. Diese Kosten machen rund drei Viertel der Eiererzeugung aus. Die aus dem letzten Jahr angespannte Wirtschaftslage würden nicht mehr alle Betriebe überstehen.
Dabei essen Polen gerne Eier. Nicht mehr 200 pro Jahr, wie noch vor zehn Jahren, aber der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund 165 Eier pro Jahr. Bis vor der Pandemie hat die Geflügelindustrie einen steigenden Trend verzeichnet. 2019 haben polnische Hühner 10,3 Milliarden Eier gelegt, das sind zwei Prozent mehr als im Jahr davor und 13 Prozent mehr als 2016. Das Zentrum der Eierproduktion liegt in Zentralpolen in den Woiwodschaften Wielkopolski und Mazowiecki, wo rund 60 Prozent der Eier erzeugt werden. Das Land hat im vergangenen Jahr Exporteinnahmen für Eier in Höhe von 203 Millionen Euro erzielt. Die meisten gehen in die Niederlande, gefolgt von Deutschland.
Roland Krieg; VLE
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