Die Trends in der Mischfutterindustrie
Landwirtschaft
Mischfutter war im Pandemiejahr immer ausreichend vorhanden
Die internationalen Lieferketten haben sich im Pandemiejahr 2020 auch bei der Mischfutterindustrie als belastbar gezeigt. Bis auf eine kurze Zeit zu Beginn der Pandemie standen bislang auch immer ausreichend Futterzusatzstoffe wie Aminosäuren, die fast ausschließlich in Asien produziert werden, zur Verfügung. Für die Nutztierhalter, die auch im vergangenen Jahr mit einer engen Grundfutterversorgung kämpfen mussten, war das ein Hoffnungsschimmer für den Markt tierischer Produkte.
Mischfuttermengen
Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) stellte am Dienstag seinen Wirtschaftsbericht 2020 vor. Deutschlandweit haben 287 Mischfutterbetriebe 24,1 Millionen Tonnen Mischfutter und 653.000 Tonnen Mineralfutter erzeugt. Mit knapp unter zehn Millionen Tonnen hat das Futtersegment Schwein zum leichten Plus der Branche beigetragen. Bei Futtermischungen für Rinder (6,9 Mio. t) und Geflügel (6,4 Mio. t) sind die Zahlen leicht zurückgegangen.
Regional ist der Verkauf von Mischfutter allein im Osten mit 3,17 Prozent rückläufig gewesen. Bemerkenswert ist auch der Rückgang der Mischfutternachfrage für Schweine in Süddeutschland um 2,99 Prozent. Hier spiegeln sich nach DVT-Präsident Jan Lahde, die Unsicherheiten in der Nutztierhaltung wider. Bau- und Emissionsrecht machen derzeit selbst vor dem Hintergrund die Tierhaltung in Deutschland durch Veränderungen zu halten bemerkbar. Betriebe bekommen derzeit kaum eine Baugenehmigung für eine Umstellung auf neue Haltungsformen mit Freilandhaltung. Vor allem kleinere Betriebe ziehen sich wegen der finanziellen Unsicherheiten bei den Investitionen ganz aus der Tierhaltung zurück.
Futterpreise
Seit 2014 die Mischfutterproduktion insgesamt die Marke von 24 Millionen Tonnen geknackt hat bewegt sich die Jahresproduktion auf gleichem Niveau. Zukauffutter ist für die Nutztierhalter ein wesentlicher Kostenfaktor. Mit Ausnahme der Trockenjahr 2013 und 2018 mit 9,4 und 8,8 Millionen Euro lagen die Ausgaben der Nutztierhalter für Zukauffutter bei rund 8,4 Millionen Euro. Der größte Teil mit den meisten Schwankungen unterlag der Sektor Mischfutter.
Seit September gibt es eine Hausse auf den Märkten für Agrarrohstoffe. Davon sind auch die Futtermittelpreise direkt betroffen. Für Schweinefutter müssen die Landwirte zwischen 20 und 30 Euro je Tonne mehr und bei Rindermischfutter zwischen 30 und 40 Euro je Tonne mehr bezahlen. Das werde nach Lahde mindestens bis diesen Sommer andauern. Vor allem China kauft derzeit global Mais und andere Futterreserven auf und hält die Nachfrage nach Futter aufrecht. Die derzeit witterungsbedingt verzögerte Sojaernte in Brasilien verspätet auch die anschließende Maisaussaat, so notiert an den Börsen weitere Aufwärtstrends.
Futterquellen
Auch der DVT kann die künftige Reduzierung der Tierbestände nicht vorhersagen. Der Trend sei aber mit anhaltendem gesellschaftlichem Druck vorgezeichnet. Die Futterindustrie kann über optimierte Rationen die Nutztieremissionen senken und nutzt zu 45 Prozent bei der Herstellung Nebenprodukte aus der Verarbeitung, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet sind. Alternative Proteinquellen stehen zur Sicherung der Proteinbasis für die Tierfütterung auf der DVT-Agenda ganz oben. Mit der Eiweiß-Strategie der Europäischen Union und Deutschlands kommen immer mehr Proteinpflanzen wie das Donau-Soja oder Ackerbohnen und Futtererbsen, im Norden die Lupine, von heimischen Feldern. Eigentlich auch der Raps, der Futterschrot, Speiseöl, Biodiesel, Bienenweide bereitstellt und dem Acker viel organische Substanz zuführt. Allerdings ist der Anbau in Deutschland rückläufig. Aktuell wird mangels heimischer ernte auch mehr Raps importiert, beklagte Ende März die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen. Nur noch ein Drittel stamme aus eigenem Anbau, vor fünf Jahren lag die Importmenge bei unter fünfzig Prozent.
In Brüssel gibt es die ersten ernsthaften Signale die Verfütterung von tierischen Proteinen wie Tiermehl für Nicht-Wiederkäuer wieder zuzulassen. Das wird nach DVT-Sprecher Hermann-Josef Baaken vom Verband zwar aktiv nicht gefordert, aber mit einem Volumen von 100.000 Tonnen in Deutschland, die derzeit als Dünger Verwendung finden, könnten vier Prozent Sojaschrot eingespart werden. Nach einer Sicherheitsprüfung und bei Akzeptanz innerhalb der Lieferkette und bei Verbrauchern könnten sie die Quelle für Futterprotein verbeitern.
Bei Insekten als Tierfutter ist Baaken skeptischer. Das sei Deutschland noch in der Forschungsphase. Mit Ergebnissen sei nicht vor drei bis fünf Jahren zu rechnen. Die Realität sei noch nicht so weit, wie sie sie schon in Visionen von Insektenproduzenten mit mehrstöckigen Produktionsschiffen im Hafen gezeichnet würde.
Der Bedarf an hochqualitativen Futterproteinen mit mehr als 35 Prozent Protein werde nach Baaken sogar zunehmen, weil durch den geringeren Einsatz von Biodiesel und Bioethanol die Nebenprodukte für die Futterproduktion weniger werden.
Roland Krieg
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06.04.: Im Artikel wurde das Bezugsjahr für die Wirtschaftsdaten korrigiert.