Die unsichtbaren Helden des Lebens
Landwirtschaft
FAO-Symposium zum Erhalt der Boden-Biodiversität
Der Boden unter unseren Füßen hat es schwer. Sichtbar kaum zu durchdringen scheint es genug an „Boden“ in seiner Vielfalt zu geben. Doch die Bodenwissenschaften zeigen seit jeher, wie wichtig Böden sind. Am Montag startete die Weltlandwirtschaftsorganisation FAO mit einem mehrtägigem Symposium. Zum Start wurde der Bericht zur Boden-Biodiversität vorgestellt.
Die unsichtbaren Helden
Elizabeth Maruma Mrema von der Convention on Biology Diversity (CBD) spricht lieber von den unsichtbaren Helden im Boden, der das verbindende Schlüsselelement für die Ernährung, Landwirte, Klima und dem Artenschutz ist. Bodenschutz und die nachhaltige Bodenbewirtschaftung müssten mehr Raum in der Politik bekommen.
Zum Thema Biodiversität fühlen sich die meisten berufen, etwas zu sagen. Doch meist sind es die sichtbaren Kuscheltiere, um die es geht. Quallen finden beispielsweise nur geringen Platz in der öffentlichen Diskussion. Eduardo Mansur von der FAO listete die vielen Berichte über Biodiversität auf, die in den vergangenen Jahren erschienen sind, und selbst die Fachwelt hat die Vielfalt im Ökosystem Boden nur selten im Blick. Dabei befinden sich 25 Prozent der Arten auf der Erde im Boden selbst.
Das fängt mit Bakterien und Urbakterien an, geht über Viren, Pilze, Algen, Einzeller, Nematoden, Milben, Springschwänze, Würmer, Insekten, Spinnen, Ameisen und Wirbeltieren weiter.
Sie öffnen und schließen die biogene Kreislaufwirtschaft im Boden, regulieren am Ende das Klima, halten Kohlendioxid im Boden fest, gestalten die Böden nach Witterungsbedingungen und Ausgangsgestein, filtern das Regenwasser und sorgen für Auf- und Abbau von Nährstoffen, die Pflanzen zum Leben brauchen. Und am Ende der Nahrungskette steht der Mensch, der davon abhängig ist und von dem Leben unter seinen Füßen profitiert.
Die mannigfachen Gefahren
FAO-Generaldirektor Qu Dongyu listet die Gefahren für die Biodiversität und den Boden auf: Entwaldung, Verstädterung, intensive Landbewirtschaftung, Verlust an Humus und Bodenkohlenstoff, Versiegelung und Bodenverdichtung, Versauerung, Vergiftung, Versalzung und Brände. „Haltet unsere Böden lebendig“, forderte Dongyu.
Ein Drittel der Böden sind weltweit bereits degradiert. Bis 2050 werden es nach Ibrahim Thiaw von der UN-Konvention gegen Desertifikation, 90 Prozent sein, wenn es in diesem Tempo ohne Gegenmaßnahmen weitergeht.
Es reicht noch nicht
Die Politiker und Wissenschaftler zeigten sich erfreut, dass die FAO in langfristiger Vorbereitung der Vertragsstaatenkonferenz über die Biologische Vielfalt COP 15 im chinesischen Kunming das Thema ausgesucht hat. Die FAO hat bereits 2002 die Internationale Initiative zur Bewahrung und für die nachhaltige Nutzung der Böden gegründet, die 2012 in der „Global Soil Partnership“ gipfelte. 2016 wurde der erste Bericht über Weltbödenressorcen und ihre Biodiversität veröffentlicht. Böden sind in mehrfacher Hinsicht Gegenstand verschiedener Ziele der Agenda 2020 und stehen im Blickpunkt der UN-Dekade 2021 bis 2030 für die Wiederherstellung der Ökosysteme.
Prävention ist nach Thiaw allemal besser als eine Bodensanierung. Aber die Bodenwissenschaftler haben in dem Bericht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Boden nicht im Fokus des Interesses stehe. Die EU hat das Thema im Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie untergebracht, erklärte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius in seinem Beitrag. Es brauche aber mehr als einen regionalen Ansatz. Bodenschutz ist eine globale Aufgabe, unterstrich Tang Renjian, Landwirtschaftsminister in China. Er will die Kooperation zwischen China und der FAO als auch die Süd-Süd-Kooperation verbessern. China habe hohe Prioritäten, die fruchtbaren Böden in Land zu erhalten.
Lesestoff:
Den Bericht zur Biodiversität der Böden finden Sie bei der FAO: http://www.fao.org/documents/card/en/c/cb1928en
Roland Krieg; Foto: Titelbild
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