Die Welt will eine Mauer - in grün

Landwirtschaft

One Planet and one green Wall

Great Green Wall

Obervolta gibt es nicht mehr. Die Franzosen haben ihr Kolonialreich Haute-Volta nach dem Fluss Volta benannt, der mit breitem Delta östlich der ghanaischen Hauptstadt Accra in den Atlantik mündet. Hauptquelle ist der Schwarze Volta der in jenem Land entspringt, dass die Franzosen zwischen 1919 und 1932 beherrschten und dann aufteilten.

Die Idee

1984 benannte sich Obervolta in Burkina Faso um. Doch zuvor hatte der Premier Thomas Sankara, auch als Che Guevara Afrikas bezeichnet, eine Idee: Er wollte mit verschiedenen Forstprojekten Obervolta wieder etwas grüner machen. Mit seiner Ermordung endeten die Bemühungen, die später von der Afrikanischen Union als „Great Green Wall“-Projekt wieder aufgenommen wurden. Ein rund 15 Kilometer breiter Streifen grüner Vegetation südlich der Sahara vom Roten Meer quer bis zum Atlantik soll die Ausbreitung der Wüste nach Süden verhindern.

Heute ist der Great Green Wall ein globales Symbol, das mehr als das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern umfasst. Es geht um Bodenfruchtbarkeit, Ernährungssicherheit, Armutsbekämpfung, Schutz der Wasserressourcen, Frieden und innerafrikanische Harmonie [1].

Die erste Pflanzung

Es hat allerdings bis 2005 mehr als 20 Jahre gedauert als die damaligen Präsidenten von Nigeria und Senegal auf dem 7. Gipfel der Sahel-Sahara-Staaten (CEN-SAD) das Projekt wirklich einforderten und noch einmal zwei Jahre bevor die Initiative förmlich beschlossen wurde. Am Ende sollen bis 2030 rund 100 Millionen Hektar renaturiert und Beschäftigung für zehn Millionen Menschen geschaffen worden sein. Von den 8.000 Kilometern grüner Mauer sind etwa 18 Prozent bereits vorhanden. Im Senegal wurden 12 Millionen Bäume gepflanzt, in Äthiopien 15 Millionen Hektar renaturiert. Der Wald soll 250 Millionen Tonnen Kohlendioxid speichern.

Damit die Bäume in der unwirtlichen Region auch wachsen, greifen die Pflanzer auf alte Techniken zurück. Sie graben schmale halbmondförmige Löcher und fangen darin Oberflächenwasser auf und düngen die umliegende Erde mit Tierdung. Diese Form der Landbewirtschaftung stammt aus Burkina Faso, das ebenfalls bereits mehr als drei Millionen Hektar Landfläche renaturiert hat. Die gepflanzten Bäume und Sträucher sind trockentolerant und kommen mit den vorhandenen Wasserreserven aus.

One Planet Summit

Das Projekt erlebte in der vergangenen Woche neue Aufmerksamkeit, als sich insgesamt 50 Staaten der 2019 von Costa Rica, Frankreich und Großbritannien gegründeten „High Ambition Coalition for Nature and People“ auf dem „One Planet Summit“ angeschlossen haben. Der Schwerpunkt des Gipfels lag auf Afrika und dem Projekt der grünen Mauer. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und David Eckstein von „Germanwatch“ kritisierten den Gipfel als leeres Gerede und enttäuschend.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hingegen  befand den Gipfel als erfolgreich. Die Staaten wollen bis 2030 rund 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz stellen. „Schutzgebiete sind ein zentraler Baustein für effektive Pandemieprävention“, sagte sie nach dem Treffen. Sie stellte Deutschland  sogar ein besonders gutes Zeugnis aus, das zusammen mit der EU „international engagiert voran“ gehe.

Finanzierung

Die Kosten für die grüne Mauer werden mit rund 33 Milliarden US-Dollar angegeben. Auf dem One Planet Summit kamen zehn Milliarden neue Hilfszusagen zustande, die dem Projekt neuen Schub verleihen werden, teilt die UN-Organisation gegen die Ausbreitung der Wüsten mit.

Zu den Investoren gehört auch die Europäische Investitionsbank (EIB), die im Rahmen des Projektes elf Länder betreut. EIB-Präsident Werner Hoyer gab auf dem Gipfel bekannt, dass die EIB im Sahel die Bereiche nachhaltige Landwirtschaft, saubere Energie, Wasserinfrastruktur und den Privatsektor finanziell und technisch unterstützt. Präsident Werner Hoyer: „Die Menschen der Sahelzone sind vom Klimawandel und immer häufiger auftretenden Dürren und Überschwemmungen bedroht und haben nur eingeschränkt Zugang zu Energie, Wasser und Nahrungsmitteln. Die Europäische Investitionsbank ist Teil von Team Europe und Mitglied der Sahel-Allianz und weiß, dass mehr Investitionen nötig sind, um diese Probleme zu beseitigen, eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen und die Region stabiler zu machen.“

Lesestoff:

[1] https://www.greatgreenwall.org/

Roland Krieg; Foto: Ausschnitt Great Green Wall

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