Die Windfegen kommen aus China

Landwirtschaft

DLM Schloss Blankenhain

Im Zehntverzeichnis 1181/1214 des Klosters Bosau wurde Blankenhain das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Endung „-hain“ weist daraufhin, dass der Ort zwischen Ronneburg und Crimmitschau einst als Rodungsdorf angelegt wurde. 1423 kam eine Wasserburg hinzu, die zur Machtsicherung des Territorialgebildes Pleißenland, Vogtland und Egerland diente. Ludewig von Blanken kann bereits 1316 als erster Adeliger nachgewiesen werden, so dass das Dorf Blankenhain schon früh als Rittersitz von sich zu reden machte. Ab 1602 wandelte sich das Anwesen in ein Rittergut, das in der ländlich-bäuerlichen Gesellschaft bis zu den Agrarreformen des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte.

Der Zauber der Anlage
Wer allerdings heute über das alte Kopfsteinpflaster den Innenhof betritt, der will keine Ritterrüstungen sehen, sondern bäuerliche Geschichte. Und die bekommt er auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette - in den strahlend weißen Wirtschaftsgebäuden des großflächigen Gutes.
Dort wo einst im Winter Milchkühe in einer langen Reihe nebeneinander standen und mit dem Kopf zum Fenster wiederkäuten, stehen und liegen die bäuerlichen Alltagsgeräte Spalier. Der Zeitlauf der technischen Entwicklung beginnt tatsächlich mit Hacken und Spaten, mit Sichel und Sense. Ausführliche Informationstafeln veranschaulichen die Mühe, mit den Geräten gearbeitet zu haben. Dabei erfährt der Betrachter, dass die Sense eine Weiterentwicklung der Sichel in der Hallstattzeit 800 bis 450 v. Chr. gewesen ist. Oder, dass die Getreidereiniger, die so genannten Windfegen, erst Ende des 18. Jahrhunderts aus China nach Europa gekommen sind.

Lebendiges Museum DLM Blankenhain
Am Sonntag, den 01. April gibt es um 14:00 Uhr eine Sonderführung zu historischen Landschaftselementen auf dem Museumsgelände: „Bachlauf, Teich, Park und Hecke“
Am Ostersonntag, den 14. April gibt es eine Sonderführung in der Dorfschule mit Schulstunde. Beginn 14:00 Uhr
Mehr Details, Anfahrt und das ganze Jahresprogramm gibt es unter www.deutsches-landwirtschaftsmuseum.de
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Sind Sie schon einmal auf die Idee gekommen, eine Maschine zu erfinden, die Ihnen die Schnürsenkel bindet? Der Amerikaner J. F. Appleby hat es geschafft. Nicht, um sich die Schuhe zu binden, sondern um mit seinem Knüpfautomaten Stroh und Heu gleich auf dem Feld mit einer Kordel zusammen zu halten. Rein mechanisch, denn das war bereits 1857!

Lernort Blankenhain
Einer der Schwerpunkte des Museums ist die Geschichte der DDR-Landwirtschaft. Mit vielen Dioramen wird die Technisierung der Landwirtschaft anschaulich dargestellt und auch gerade den „westlich familienbäuerlich sozialisierten“ Menschen die Zusammenhänge zwischen dem übrig gebliebenen Modell und der dahinter stehenden Geschichte nahe gebracht.

„Es ist bestimmt nicht mit demokratischen Grundsätzen vereinbar, wenn z.B. im Kreis Flöhe 10 Ritterguts- und Feudalbarone 1.553,85 ha (Leute mit über 100 ha Land) besitzen und 857 Kleinbauern von 1 – 5 ha zusammen nur 1.460 ha ihr Eigentum nennen.“
Aufruf der KP vom 11. Juni 1945

In Erinnerung wird auch wieder das Neubauernprogramm mit der dazugehörenden Fluraufteilung vor den Gründungen der LPGen gerufen. Der Traktor „Marke Eigenbau“ aus dieser Zeit scheint jederzeit losfahren zu können. Eines von den 37.000 Neubauernhäusern der DDR steht zur Besichtigung ebenfalls auf dem Gelände des Gutshofes.

Essen und Trinken
Alle Mühen mit den Arbeitsgeräten und bei den Gesellschaftsreformen dienten letztlich nur einem Zweck: Die Menschen satt zu machen und auch Genussmittel zur Verfügung zu stellen. So fehlen auf dem Rittergutgelände auch nicht eine Müllerei, ein Raum, der das Steiniger Boden wird mit dem Karst bearbeitetEssigmachen zeigt und eine Brauerei, die das Geheimnis lüftet, was ein Läuterbottich ist. Am Ende der Brauereiräume stehen palettenweise Holzkisten, wie sie früher im Gebrauch gewesen sind. Man hört richtig, wie sie klappernd mit klirrenden Flaschen vom Wagen auf das Pflaster gestellt werden.
In allen Themenräumen versinkt der Betrachter in eine verloren gegangene Zeit und mag sie mit seinem letzten Einkauf vergleichen. So lebendig wird die Zeitreise nirgends sonst so nahe gebracht.
Ein Tag wird auch nicht ausreichen, um wirklich alles sehen zu können. Das Wiederkommen lohnt sich auf jeden Fall. Und ab April eröffnet im benachbarten Ronneburg die Bundesgartenschau: Für das sächsisch-thüringische Grenzland sollte man sich auf jeden Fall einmal ein ganzes Wochenende Zeit nehmen.

Roland Krieg; Foto: aus „Blankenhainer Blätter“: Bäuerliches Gerät aus Feld und Garten

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