Die Woche der FNR

Landwirtschaft

300 Jahre Nachhaltigkeit und 20 Jahre FNR

Es gilt das gesprochene Wort! „Nachhaltigkeit ist heute zu einem Überlebensprinzip geworden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin vor rund 350 Gästen anlässlich der Festveranstaltung „300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland“. Das Prinzip der Nachhaltigkeit - heute ein globales Leitbild - wurde vor 300 Jahren für die Waldbewirtschaftung und Holzproduktion entwickelt. Aus Anlass dieses besonderen Jubiläums luden der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), zur heutigen Festveranstaltung nach Berlin ein.

Intakte Wälder und ihre nachhaltige Nutzung haben für Deutschland eine große Bedeutung. Auf über 11 Millionen Hektar oder rund einem Drittel der Landesfläche werden vielfältige Leistungen für die Gesellschaft erbracht.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts bot sich ein anderes Bild: In Folge starker Überbeanspruchung der Wälder herrschte damals eine regelrechte Holznot. 1713 forderte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz vor diesem Hintergrund den Wiederaufbau und einen geregelten, zukunftsfähigen Umgang mit der natürlichen Ressource Wald – mit Erfolg: Das Prinzip Nachhaltigkeit setzte sich deutschlandweit in der Forstwirtschaft durch. Heute verwendet man den Begriff in einem universellen Sinn und bezieht neben ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte mit ein.

In seinem Festvortrag „Nachhaltigkeit heute – Auftrag und Verantwortung“ referierte Prälat Dr. Karl Jüsten, Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, insbesondere zum Aspekt der generationenübergreifenden Verantwortung.

Georg Schirmbeck, Mitglied des Bundestages und Präsident des DFWR, dankte als Vertreter der Forstwirtschaft den Forstwissenschaften für die Erarbeitung und ständige Verbesserung der Grundlagen für die nachhaltige Nutzung der Wälder. Stellvertretend für die Forstwissenschaften nahm Professor Dr. Jörn Erler, Präsident des Deutschen Verbandes forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) diesen Dank entgegen.

Die Veranstaltung „300 Jahre Nachhaltigkeit“ stellte auch die Frage, wie eine nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung zukünftig aussehen kann. Denn die Anforderungen an den Wald werden nicht geringer: Er spielt eine zentrale Rolle beim Natur- und Klimaschutz, gleichzeitig steigt die Holznachfrage. Staatssekretär Dr. Robert Kloos aus dem BMELV erläuterte in diesem Kontext die Politik der Bundesregierung: „Nachhaltigkeit ist für uns der zentrale Begriff in der Waldpflege und –bewirtschaftung. Dabei geht es nicht nur um die nachhaltige Holznutzung, sondern darum, alle Leistungen des Waldes nachhaltig bereitzustellen, für die Waldbesitzer in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Leider ist dies nicht überall so. Deshalb unterstützen wir u. a. die Bemühungen um die Pan-Europäische Waldkonvention. Angesichts der Herausforderungen für die Rohstoff- und Energiepolitik können wir auf eine nachhaltige Holznutzung nicht verzichten. Wir unterstützen daher zahlreiche Ansätze in Forschung und Entwicklung, damit Holz, einer unserer wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe überhaupt, auch künftig effizient genutzt wird. Unser Wald hat drei wichtige Funktionen: den Schutz von Klima, Natur und Biodiversität, die Bereitstellung von Flächen für Freizeit und Erholung sowie die Sicherung von Einkommen und Beschäftigung. Alle diese Funktionen wollen wir nachhaltig sichern.

Insgesamt fördert das BMELV über die FNR 114 laufende Vorhaben zum Themenkomplex Forst und Holz sowie zur Technologieentwicklung in den Wertschöpfungsketten. Staatssekretär Kloos forderte alle Beteiligten dazu auf, diese Ansätze gemeinsam voran zu bringen.

20 Jahre FNR

Im Julius Kühn Institut in Groß Lüsewitz werden gegenwärtig Zuchtarbeiten am kaukasischen Löwenzahn vorgenommen, um ihn als nachwachsenden Industrierohstoff für die Kautschuk und Inulingewinnung weiter zu entwickeln. Das Forschungsprojekt ist nur eines von vielen, das die vor 20 Jahren gegründete Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) in Gülzow (Landkreis Rostock) unterstützt.

Auch deshalb bezeichnete Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Entwicklung dieser Bundeseinrichtung am Mittwoch in Berlin als wahre Erfolgsgeschichte. Gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner eröffnete er den Kongress „Nachwachsende Rohstoffe und Energie für die Zukunft".

Bund und das Land M-V fördern gegenwärtig mit 60 Mio. Euro ca. 600 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Das Spektrum reicht dabei von der Züchtung, Effizienzsteigerung oder Verbesserung von Umwelteffekten bis hin zur Schaffung von Rohstoff- und Nutzungsalternativen. Dr. Backhaus: „Hier leistet die FNR einen großen Beitrag, um die Wirtschaft hin zu einer Bioökonomie zu entwickeln und Nachhaltigkeit zu praktizieren.“

Der Minister würdigte rückblickend die Entscheidung des Bundes, die Fachagentur in einem agrarisch orientierten und deshalb struktur- und finanzschwachen Bundesland aufzubauen. „Angesichts dieser Ausgangssituation und der Prognosen ist es wichtig, nur jede erdenkliche Möglichkeit zu ergreifen, die Signalwirkung hat und dazu führt, neue Arbeitsplätze in einer so strukturschwachen Region zu schaffen, ganz gleich, ob es sich um viele oder auch nur wenige neue Arbeitsplätze handelt“, zitierte der Minister eine Beschlussvorlage des Bundestages vor 20 Jahren.

War anfangs der Personalbedarf mit etwa 10 Mitarbeitern angegeben, so sind hier heute fast 80 Fachleute tätig. Aufgrund des wachsenden Personalbestandes errichtete das Land im Jahr 2011 einen Neubau, der vom Bund mit 1,5 Millionen und vom Land mit 500.000 Euro finanziert wurde. „Durch den unermüdlichen Einsatz des Geschäftsführers der Fachagentur, Dr. Andreas Schütte, aber auch unseres Ministeriums wurde dieser Neubau ein ganz besonderes Demonstrationsgebäude, das sehr anschaulich die Möglichkeiten des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen und die Integration eines innovativen Energiekonzeptes zeigt“, so der Minister.

Um die Arbeit der Fachagentur zu erleichtern, förderte das Landwirtschaftsministerium die Einrichtung in den vergangenen Jahren mit rund 1,6 Millionen Euro. Außerdem wurden für die Sanierung des alten Gutshauses in Gülzow ca. 2,5 Millionen Euro Landesmittel ausgereicht. „In der Summe hat Mecklenburg-Vorpommern, also ein strukturschwaches Land, 3,6 Millionen Euro in die FNR gesteckt“, so der Minister.

Ein aktuelles, von der Landesregierung unterstütztes Projekt der FNR ist das Strohheizwerk, das bis zum Sommer in Gülzow entsteht. Im Strohheizkessel mit einer Spitzenleistung von einem Megawatt wird das Heizwasser erwärmt. Drei 10.000 Liter-Speicher dienen als Wärme-Puffer. Von hier aus transportieren Pumpen das Heizungswasser über ein ca. 1.000 Meter langes Nahwärmenetz zu den jeweiligen Wärmeabnehmern. Den Hauptenergieträger Stroh liefern benachbarte Ackerbaubetriebe. Insgesamt benötigt die Anlage etwa 500 bis 600 Tonnen Stroh im Jahr.

Lesestoff:

Die Fachvorträge der Veranstaltung „300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland“ finden Sie in Kürze auf www.fnr.de/festveranstaltung_nachhaltigkeit/

FNR / LU MV

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