Die Zeit für Cavendish-Bananen läuft ab

Landwirtschaft

Welche Bananen essen wir in 20 Jahren?

Bis in die 1950er Jahre hinein war der „Große Michel“ die Exportbanane weltweit. Die Sorte „Gros Michel“ eroberte aus Südostasien Nord- und Mittelamerika und war die Dessertbanane schlechthin. Bis Ende der 1960er Jahre allerdings raffte die Panama-Krankheit, der Pilz mit dem Namen Fusarium oxysporium, diese Sorte dahin. „Gros Michel“ wurde durch die Cavendish-Sorten „Grande Nain“, „Valery“ und „William“ abgelöst. Seitdem wird Die Frucht Banane mit der Sorte Cavendish gleichgesetzt. Weit über 90 Prozent der gehandelten Bananen gehören zur Cavendish-Sortengruppe, die jetzt vor dem gleichen Problem wie „Gros Michel“ steht. Der Schlauchpilz hat sich weiter entwickelt und bedroht nun die Cavendish-Bananen. Die Krankheit, die Pflanzen verwelken lässt, woraufhin sie keine Früchte mehr bilden, droht mit einer neuen Pilzrasse auch wieder nach Lateinamerika überzuspringen.

Gegen F. oxysporium helfen weder chemische Mittel, keine biologische Bekämpfungsstrategien noch eine mechanische Bearbeitung der Plantagen, erklärt Dr. Andreas Bürkert von der Universität Kassel auf der Fruit Logistica in Berlin. Der Cavendish gibt er keine große Zukunftschance mehr. Der Leiter des Fachbereiches Ökologischer Pflanzenbau setzt auf Biodiversität. Die Suche nach alten, widerstandsfähigen Bananen hat ihn nach Oman geführt. Dort haben lokale Bauern in 75 Bergoasen Bananensorten aus aller Welt kultiviert. Diese kamen über den Seehandel nach Oman. Dr. Bürkert hat bei Expeditionen nach Satellitenkartierungen im schwer zugänglichen Wadi Tiwi mit Musa acuminata eine triploide und daher essbare Bananenform entdeckt. Das Besondere: Bei Befall durch Blattläuse produziert M. acuminata sekundäre Pflanzenwirkstoffe wie die Gruppe der Phenyl-Phenalenone. Diese im Stamm und auf der Bananenschale produzierten Stoffe wirken auch fungizid. Daher könnte sich die nach der Oase genannte Sorte „Musa acuminata Umq Bi´r“ als neue Dessertbanane etablieren. Vom Geschmack her soll sie leicht an einen Apfel erinnern und eine weiche Konsistenz auf der Zunge aufweisen.

So weit aber sind die Pflanzenforscher noch nicht. Für einen gleichwertigen Ersatz der Cavendish-Banane mit einer geprüften Resistenz gegen die Panama-Krankheit, brauchen sie noch ein paar Jahre. Die Branche aber hat bereits aufgehorcht. Dr. Bürkert berichtete von zwei globalen Bananen-Exporteuren, die sich schon nach der Musa acuminata erkundigt haben. Der Handel will, dass die Banane nach dem Apfel in Deutschland weiterhin die zweitbeliebteste Frucht bleibt.

Roland Krieg

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