Dinner for one

Landwirtschaft

Kulinarische Weltreise unter dem Funkturm

>Das Logo der diesjährigen Grünen Woche zeigt ein festliches Gedeck. Teller, Tasse und Gläser sind allerdings noch leer. So bleibt es dem Besucher überlassen, womit er seinen Hunger und Durst stillt - womit er genussreich und sinnenfreudig sein Mahl einnehmen möchte: Sind Sie bereit für die Vielfalt? Mit Kasachstan und der Mongolei nehmen zum 80. Geburtstag der Grünen Woche zwei Länder erstmalig teil und laden Sie zu einer kulinarischen Rundreise über den Globus.

Berlin und die Grüne Woche
Seit 1926 wird dem ländlichen Treiben in Berlin ein organisatorisches Zuhause gegeben. Seit waren auf 71 Ausstellungen über 70.000 Aussteller aus 115 Ländern zu Gast in Berlin und haben über 30 Millionen Besucher empfangen. Dr. Christian Görke,Geschäftsführer der Messe GmbH sieht auf der Eröffnungskonferenz von heute morgen mit der Landwirtschaftsausstellung eine stabile Messepräsenz. 1930 wurde beispielsweise eine große Trommel vorgestellt, die langsam rotierend 5.000 Eier ein Jahr lang frisch halten sollte. Offenbar ist das Experiment gescheitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Berliner Kleingärtner 1948 die Grüne Woche wieder belebt und damit "echte städtische Zeitgeschichte" geschrieben, so Görke. Jeder achte Berliner geht auf die Messe. Die Holländer waren es dann, die mit ihrer ersten Präsenz 1959 internationalen Flair in die Messehallen unter den Funkturm brachten und mittlerweile zum 54. Male dabei sind. Polen feiert in diesem Jahr sein 20. Messejubiläum.
Insgesamt werden auf 115.000 qm Fläche 1.639 Aussteller aus 33 Ländern die Jubiläumsmesse zwischen dem 13. und 22. Januar zu sehen sein. Ab Freitag 13:00 Uhr ist das Messegelände für das Publikum geöffnet. Die Messe GmbH erwartet wieder über 400.000 Besucher.
Geöffnet ist die Leistungsschau der Agrar- und Ernährungswirtschaft täglich zwischen 09:00 und 18:00 Uhr. Tradition hat der lange Freitag bis 21:00 Uhr und die Familienkarte für 25 Euro (bis zu zwei Erwachsene und drei Kinder). Erstmalig bietet die Messe für ältere und gehbehinderte Menschen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz eine Mobilitätshilfe an, damit auch sie die Messe besuchen können.
Bis Freitag abends ist das Brandenburger Tor in Landwirtschaftsgrün mit goldenen Ähren beleuchtet, damit auch wirklich alle Berliner und Touristen mitbekommen, was in der Stadt zur Zeit angesagt ist.
Neben Landwirtschaft und Ernährung wartet die Messe Heim-Tier & Pflanze zusammen mit der Blumenhalle mit über 40.000 Pflanzen und wahrscheinlich dem größten Gartenzwerg der Welt auf die Besucher. Die im letzten Jahr eingeführte Wellness Plus war so erfolgreich, dass sie in diesem Jahr um 60 Prozent Ausstellungsfläche erweitert wurde und in der Halle 2.1 gastiert.
Die Anreise zur Messe wird traditionell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen. Ein ausführliches Programm mit Hallenplan, allen Veranstaltungen und weiteren Informationen gibt es auf www.gruenewoche.de.

Wirtschaft auf dem Land
"Essen und Trinken ist unser Geschäft", bekannte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner heute morgen. Um die Anstrengungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zu stärken, baut der Präsident auf den Landtourismus. Und in der Tat: So viel Land war noch nie. Bayern fordert die Besucher zum Urlaub in ihrem Freistaat auf, Brandenburg präsentiert "Ländliches so nah" und Sachsen-Anhalt, dass Bundesland, dass von sich behauptet "Wir stehen früher auf", führt am 18. Januar erstmalig einen Touristentag ein. Und es belegt mit der 23b erstmalig eine komplette Halle. Die Region Apolda wirbt für Thüringen als Urlaubsregion und lädt zum Bauernreiten und Skatbrunnenfest ein.
Damit verzahnt sich der Tourismus eng mit der bäuerlichen Praxis, um Abwanderung, Überalterung, Höfesterben und Arbeitslosigkeit auf dem Land zu mindern.
Sonnleitner ist aber auch auf die wirtschaftliche Leistung der Bauern stolz, die standorttreu keine Arbeitsplätze in das Ausland verlegt. Wobei er damit der Geflügelindustrie die Drohungen, bei Einführung der Legehennenverordnung und dem Käfigverbot, ihre Produktion in das Ausland zu verlagern, offenbar schon verziehen hat.
Trotz Globalisierung sieht er für Berufseinsteiger keine geringeren Berufsausichten als in anderen Wirtschaftsbereichen und verweist besonders auf den Wachstumsmarkt Bioenergie. Schaffe diese den prognostizierten Marktanteil am Primärenergieaufkommen von 15 Prozent, dann sind 150.000 neue Arbeitsplätze gesichert. "Bei aller Euphorie werden unsere Bauern aber auch weiterhin Nahrungsmittel erzeugen", sicherte Sonnleitner zu. Imposant bleibt bei der Grünen Woche auch das begleitende Fachprogramm, dass in diesem Jahr über 250 Tagungen bietet, die teilweise auch öffentlich sind und meist im ICC statt finden. Für die Agrarpolitik stellt die Grüne Woche dabei europäische Weichen beispielsweise in der Agrarreform. Es werden in den zehn Messetagen 50 Minister und Staatsekretäre erwartet, die der Messe ihren weltpolitischen Stellenwert geben.

Wachstum Biobrache
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln hat im Gegensatz zum Vorjahr um 13 Prozent auf etwa 3,5 Milliarden Euro zugenommen. Seit dem Jahr 2000 verzeichnet die Branche eine Umsatzsteigerung von 70 Prozent. So können sich Verbraucher auch standesgemäß auf dem 9. Biomarkt in der Halle 6.2 auf Themeninseln wie "Tierhaltung", "Käse", "Wein" oder ?Brot? sich über die ökologische Produktion informieren und den Geschmack testen.

Halle 25 ist zu klein geworden
Insgesamt gibt es rund 10.000 Tiere auf der IGW zu sehen, wobei allerdings auch Bienen und Fische mitgezählt wurden. Trotzdem nehmen so viele Nutztiere an der Messe teil, dass die traditionsreiche Tierhalle 25 zu klein geworden ist. Daher wird in der Messezeit neben der Tierhalle ein temporärer Zeltbau errichtet. Allen voran steht in diesem Jahr das Deutsche Sattelschwein als gefährdete Nutztierrasse des Jahres im Vordergrund. Ansonsten können Sie dem Brillenschaf, dem Schwarznasenschaf oder dem ungarischen Zuckelschaf einmal in die Augen schauen.
Angesichts der Vogelgrippe informierte die Messe GmbH, dass alle Nutztiere vor der Aufstallung fünf Tage lang von Tierärzten beobachtet werden. Erst dann sind sie zugelassen. Bis jetzt gab es keine Anzeichen für irgendwelche Auffälligkeiten, stellte Görke fest. Die Türkei hat keine Lebendtiere zur Messe gebracht. Das ausgestellte Geflügel stammt ausschließlich aus deutschen Beständen.
Meldungen, dass Besucher mit Schuhwerk oder Kleidung den Virus in die Hallen tragen könnten, beantwortete die Messeleitung, dass die Gefahr bei der Grünen Woche nicht höher ist, als bei der Landung von Fernreisenden auf Flughäfen.

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff "IGW-06" im Archiv anzeigen lassen]

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