Dioxin im Ei

Landwirtschaft

Dauerproblem Dioxin im Futter

„Dieser Dioxinfund zeigt erneut das immer wiederkehrende Dilemma unserer Tiermast: Durch die Verwendung billiger Zutaten, die zur Verfütterung gar nicht geeignet sind, sollen hohe Gewinne erzielt werden.“ Das sagte vor sechs Jahren die damalige Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn (Grüne) aus Nordrhein-Westfalen angesichts von Funden des Gifts in Eiern. Johannes Remmel, aktueller NRW-Agrarminister (Grüne) sagte vor dem Jahreswechsel 2011: „Verbraucher- und Gesundheitsschutz hat Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen.“ Hintergrund: Ein wiederholter Fall von Dioxin in Eiern, der über Weihnachten und zur Jahreswende zur Sperrung von 14 Leghennen- und Putenmastbetrieben geführt hat. Auf weitere 25 Betriebe in den Landkreisen Soest, Steinfurt, Minden, Warendorf und Gütersloh kommen nach Ankündigung von Remmel neue Kontrollen zu.

Werte deutlich überschritten

Das Land Niedersachsen hatte kurz vor Weihnachten mitgeteilt, dass es Futter mit Dioxin belasteten Fetten entdeckt hat. Doch während das Land den Fund unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelte, ging Nordrhein-Westfalen in die Offensive. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe stellte in zwei von sechs Eierproben aus dem Landkreis Steinfurt mehr als sechs Pikogramm (pg) Dioxin je Gramm Fett fest. Der Grenzwert in der EU liegt bei drei pg.
Derzeit ist das Land NRW dabei, die belasteten Lebensmittel bis zum Handel zurückzuverfolgen. Sollten dennoch bereits im Einzelfall Lebensmittel verzehrt worden sein, so geht das Ministerium davon aus, dass bei dem geringen Verzehr keine akuten Gesundheitsgefahren bestehen.

Futterauslieferungen seit mindestens November

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums haben mindestens neun Mischfutterunternehmer in Hamburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen über mehrere Wochen hinweg das mit Dioxinen belastete Futter ausgeliefert. Remmel: „Für uns ist derzeit nicht klar, ob es sich um ein menschliches Fehlverhalten oder um Vorsatz handelt“. Remmel forderte Unterlagen aus Niedersachsen an, die jedoch bislang noch nicht übersandt wurden.
Nach dem Erhalt der neusten Untersuchungsergebnisse hat sich Minister Johannes Remmel mit der niedersächsischen Landesregierung in Verbindung gesetzt, um weitere Daten und Informationen zu erhalten. Remmel: „Für die Gefahrenabwehr sind wir auf die vollständigen Lieferadressen der Futtermittelhersteller angewiesen. Die wurden uns von der Landesregierung in Hannover noch nicht übermittelt.“

Technische Fette

Im Visier der Fahnder steht der QS – zertifizierte Betrieb Harles und Jentzsch GmbH in Uetersen, der im südoldenburgischen Bösel ein Zwischenlager unterhält, aus dem offenbar die belasteten Fette stammen. Vor Weihnachten habe die Firma nach Aussage des schleswig-holsteinischen Regierungssprechers Knut Peters von sich aus das Kieler Umweltministerium über die Verunreinigung informiert. Es wurden wohl technische Fette, die für die Papierindustrie vorgesehen waren, mit Futterfetten vermischt.

Roland Krieg; Foto: roRo

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