Dioxinherkunft weiterhin unklar
Landwirtschaft
Futterlieferungen gestoppt
Der Dioxinfund im Futter hat die Firma Harles und Jentzsch in Uetersen überraschend getroffen. „Wir machen das hier zum ersten Mal. Und hoffentlich auch zum letzten Mal“, sagte am Montag ein Firmensprecher zu Herd-und-Hof.de am Telefon. Die Formulierung der ersten Stellungnahme gegenüber der Presse dauerte eine Zeit. Die Futtermittelfirma muss sich jetzt im Krisenmanagement üben. Vorsatz fühlt sich anders an.
Spurensuche
Am 22. Dezember hat die Firma in einer Eigenkontrolle
Dioxin gefunden und die zuständigen Behörden in Schleswig-Holstein über die
Höchstmengenüberschreitung informiert. Am 23. telefonisch und am 27. Dezember
schriftlich, teilt das Unternehmen mit. Geschäftsführer Siegfried Siebert ging
zunächst von einem Einzelfall aus, vermutet derzeit jedoch, „dass eventuell
auch weitere Partien mit Dioxinen verunreinigt sind“. Die Kunden wurden
informiert, die Rohware nicht weiter zur Futtermittelherstellung zu verwenden.
Woher das Dioxin schließlich stammt, ist noch unklar.
Möglicherweise stammt die belastete Rohware von einem niederländischen Händler
für Futteröle und Fettsäuren. Dieser handelt mit pflanzlichen Mischfettsäuren.
Die entstehen bei der Raffination von Lebensmittelfetten zu Raps-,
Sonnenblumen- oder Palmöl sowie aus der Biodieselherstellung aus den gleichen
Rohstoffen. Nach Angaben von Harles und Jentzsch entsteht dabei kein Dioxin, so
dass die Herkunft noch weiter außerhalb liegt.
Petrotec AG?
Nach Harles und Jentzsch stamme die Ware vom Emdener
Biodieselhersteller Petrotec AG und wurde an den Verarbeitungsbetrieb in Bösel
geliefert. Dort wird letztlich Futterfett-Rohware hergestellt, die in den
Mischfutterbetrieben zu fertigen Futtermitteln gemischt wird.
Am Abend jedoch dementierte die Petrotec AG den
Zusammenhang. Sie stellt zwar Mischfette aus Altspeisefetten her, die aber „ausschließlich
zur technischen Verwendung und ausdrücklich nicht für die Lebensmittel- und
Futtermittelindustrie angeboten und verkauft“ werden. Anders lautende
Pressemeldungen sind falsch, teilte die Firma mit. Auch der holländische
Händler sei vertragsmäßig gebunden, sich an die Vorlagen zu halten. Petrotec behält
sich rechtliche Schritte gegen Harles und Jentzsch vor, im Zusammenhang mit den
Dioxinfunden genannt worden zu sein.
NRW testet weiter
Auf einem Betrieb in Soest wurden Eier aus zwei Ställen wieder frei gegeben, da die Dioxin-Belastung mit 2,49 und 3,22 Pikogramm unter Berücksichtigung einer Messungenauigkeit von 15 Prozent wieder als verkehrsfähig gelten. Eier aus einem dritten Stall mit den vorher ermittelten Höchstwerten dürfen weiterhin nicht verkauft werden.
SH ermittelt weiter
Schleswig-Holstein hat nach Eingang der schriftlichen
Meldung die Bundesländer am 27. Dezember über das Schnellwarnsystem informiert.
Bis zum Sonntag hat das Ministerium die Betriebsstätte in Uetersen mehrfach
kontrolliert und wird die Ergebnisse in den nächsten Tagen bekannt geben. In
einer Telefonkonferenz haben sich Bund und Länder über den aktuellen Stand der
Aufklärung informiert.
Das Ministerium weist darauf hin, dass die
Futtermittelfirma in den letzten Jahren regelmäßig kontrolliert wurde und es
keine Gründe für Beanstandungen gegeben habe. Allerdings sind nach Mitteilung
des Ministeriums die Vorkommnisse Anlass, „etwaige Schwachstellen des
Qualitätssicherungssystems bei der Futtermittelherstellung zu ermitteln und zu
beseitigen“. Staatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius: „Die Futterfettmischungen
hätten erst weiter verarbeitet werden dürfen, nachdem die Unbedenklichkeit der
Ware bestätigt worden ist.“
Kenntnisse über die eigene Produktion fühlen sich aber auch anders an.
Roland Krieg