Dirk Niebel mit seiner Entwicklungsarbeit zufrieden
Landwirtschaft
Entwicklungshilfebericht, Post-2015, Tag der Landlosen
Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung zieht mit dem 14. Entwicklungsbericht, den er am
Mittwoch in Berlin vorstellte, eine positive Bilanz seiner Arbeit. Armut,
Bevölkerungswachstum, Ernährungssicherung, Migration, Klimawandel, staatliche
Fragilität und instabile Märkte forderten den breit aufgestellten Ansatz für die
deutsche Entwicklungshilfe. „Deutschland ist Marktführer für Entwicklung in der
Welt“, so Niebel [1].
Den Erfolg führt Niebel vor allem auf die stringenter
gefassten Rahmenbedingungen der Entwicklungshilfe zurück. In erster Linie zählt
Niebel dazu die Schaffung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(GIZ), die aus GTZ, DED und inwent geformt wurde. Mit Engagement Global wurden die
Angebote für Kommunen und Zivilgesellschaft zusammengeführt. Die Gründung des
Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit überprüfe die
Effizienz der Hilfe.
Finanziell habe Niebel mit einer starken Einbindung der
Wirtschaft neues Potenzial erschlossen. Aktuell liegt die Quote der öffentlichen
Hilfe bei 0,38 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Niebel betonte, dass die Bundesregierung
weiterhin an dem Ziel festhalte, bis 2015 den Anteil auf die freiwillig
vereinbarten 0,7 Prozent zu erhöhen.
Als künftige Herausforderungen führt Niebel die
Sicherung natürlicher Ressourcen, die Begrenzung der Treibhausgasemissionen, die
Anpassung an den Klimawandel und die Friedenssicherung an. 2015 laufen die
Millenniumsentwicklungsziele aus und der Minister bezeichnete es als eine „Herkules-Aufgabe“
nachhaltige Ziele für eine neue Agenda zusammenzustellen.
Post-2015 Agenda
Im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung wurde am Nachmittag über genau diese „Herkules-Aufgabe“ diskutiert.
Die Millenniumsentwicklungsziele (MDG) sollen weltweit mit Fragen nach Umwelt-
und Ressourcenschutz zu Sustainable Development Goals (SDG) weiter entwickelt
werden.
Prof. Dirk Messner vom Deutschen Institut für
Entwicklungspolitik sieht in den MDG eine Erfolgsgeschichte, die eine Basis für
die neue Agenda sein sollte. Die MDG haben weltweit einen breiten Konsens
gehabt und sich auf eine überschaubare Auswahl an Projekten fokussiert.
Dennoch müssen die Ziele auf neue Herausforderungen
abgestellt werden. Nach Nikhil Seth von der UN-Abteilung für nachhaltige
Entwicklung, müssen die „ökologischen Begrenzungen“ berücksichtigt werden. Das
gelte beispielsweise für das Verbraucherverhalten, den Energieverbrauch oder die
Siedlungspolitik. Die Ziele sollten jedoch für verschiedene Länder ausdifferenziert
werden.
Neue Ziele müssen nach Gilbert Fossoun Houngbo von der
Internationalen Arbeitsorganisation ILO und Klaus Schilder vom Verband
Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen auch soziale
Aspekte deutlich vertreten. Houngbo fordert beispielsweise eine vernünftig
bezahlte Beschäftigung und Schilder eine Grundsatzerklärung sowie ein
Überprüfungsprogramm für die Einhaltung der Ziele.
Unzufrieden hingegen war Oliver Wieck vom Bundesverband
der Deutschen Industrie. Die MDG seine nur teilweise erreicht. Daher dürften
nur Ziele aufgestellt werden, die auch verwirklicht werden können. Wieck wies
darauf hin, dass die Unternehmen der westlichen Industrieländer
Nachhaltigkeitsziele aufgestellt haben. Eine Post 2015 Agenda müsse auch diese
Länder in die Pflicht nehmen.
Tag der Landlosen
Am Mittwoch war Tag der Landlosen. Eine der Zielgruppen,
um die sich bei der Entwicklungshilfe viel dreht. Vor dem Auswärtigen Amt haben
INKOTA, FIAN Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und
weitere Organisationen demonstriert. Mit dem Motto „Ohne Land kein Leben“ haben
sie auf das Problem er Ärmsten aufmerksam gemacht.
Zu oft werden Kleinbäuerinnen, Landlose und indigene
Gemeinschaften diskriminiert und vertrieben. „Weltweit werden die
Auseinandersetzungen um Land immer brutaler. Gewaltsame Vertreibungen der
lokalen Bevölkerung sind dabei an der Tagesordnung. Wir solidarisieren und mit
den Kleinbauern weltweit“, sagte Jan Urhahn von INKOTA [2].
Roman Herre von FIAN forderte die Bundesregierung auf,
sich für die Rechte von Bauern stark zu machen. Herre verweise auf die blutige
Landnahme in Paraguay durch einen deutschen Großgrundbesitzer in Sawhoyamaxa.
Lesestoff:
[1] Kritik an Dirk Niebel haben die Oppositionsparteien schon früher ausgeführt. Sowohl SPD als auch Bündnis 90/Die Grünen haben kurz hintereinander ihre eigenen Entwicklungsstrategien vorgestellt. Hier geht es zum Artikel über das SPD-Papier mit weiterführenden Rück-Links
[2] Die Welt wird nicht von den großen Bauern, sondern von den Kleinbauern ernährt. Das ist ein Fazit der Tagung „NachhaltigesLandmanagement“ des Bundesforschungsministeriums, das zeitgleich stattfand
Roland Krieg, hib, VLE