Doppelstrategie für Horn von Afrika

Landwirtschaft

FAO beschließt Doppelstrategie

Auf Anlass der Franzosen, die derzeit die Präsidentschaft der G20-Gruppe, traf sich die internationale Gemeinschaft am Montag bei der FAO in Rom. Es soll eine Doppelstrategie gegen den Hunger geben, der mit einer Nahrungsmittelhilfe die humanitäre Katastrophe lindert und langfristig die Nahrungsmittelversorgung in der Region sicher stellt. Alles andere als eine schnelle Hilfe droht die Situation auf angrenzende Regionen auszuweiten. Josette Sheeran, Direktorin des Welternährungsprogramms will besonders die Kinder mit Vitaminen und Mineralien angereicherten Nahrungsmitteln helfen.
Nach FAO-Generaldirektor Jacques Diouf erfordert die Mischung aus Dürre, Inflation und Bürgerkrieg schnelle internationale Hilfe. Bruno Le Mairé, französischer Landwirtschaftsminister fordert die schnelle Umsetzung der G20-Beschlüsse zur Minderung der Preisvolatilitäten.
Den Blick nach vorn richtet bereits Kanayo F. Nwanze, Präsident des International Fund for Agricultural Developement (IFAD). Jetzt müsse bereits in nachhaltige Strukturen investiert werden, um der nächsten Dürre zu begegnen. Die FAO geht davon aus, dass die Hungerkatastrophe noch bis Dezember 2011 Auswirkungen hat.

Regionale Verantwortlichkeiten

Das FAO-Meeting hat die Verantwortlichkeiten auch in die Region mit sechs Staaten gelegt. Sie sollen das Krisenmanagement übernehmen. Im Fokus sollen Pastoralisten stehen, die in der Region eine nachhaltige Selbstversorgung leisten könnten.
Dort soll auch die Perspektive angesiedelt werden, für eine langfristige Ernährungssicherheit zu sorgen. Dazu gehört das Investment in den ländlichen Raum und die Landwirtschaft, genauso wie die Anpassung an den Klimawandel sowie Konfliktbewältigung.

Warnungen vernachlässigt

Wissenschaftler des Frühwarnsystems über Hungerkrisen (FEWS NET) haben schon in der letzten Woche kritisiert, dass die Politik zu wenig Maßnahmen ergriffen hat, nachdem die ersten und im Rückblick erschreckend detaillierten Warnungen für das Horn von Afrika bereits im August 2010 erschienen sind.
Das amerikanische Entwicklungshilfeministerium hatte nach den ersten Warnungen begonnen, Nahrungsmittelvorräte aufzubauen, Nothilfeprogramme aufzustellen und Wasser und lebensrettende Nahrungsmittel im Januar 2011 zu verteilen.
CARE Deutschland teilte Herd-und-Hof.de mit, dass dieses und andere Warnungen der Vereinten Nationen vor Ort auch schon bei CARE eine Rolle gespielt haben. Die Hilfsorganisation bemühte sich darauf hin, Gelder für Kleinspargruppen und dürreresistentes Saatgut zusammen zu bekommen. Auch die Wasserversorgung sollte damit instand gesetzt werden, damit die Menschen nicht alles verlieren. Solche Hilfen sind nach Angaben von CARE siebenmal günstiger, als Notversorgungsmaßnahmen, wie sie jetzt angeworfen wurden. „Allerdings“, so eine Sprecherin von CARE, „wandte sich die Weltgemeinschaft erst jetzt, im Juli, der großen Dürre zu und bewilligte die entsprechend notwendigen Gelder.“
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hält sich mit einer Aussage bedeckt. Auf Anfrage teilte das Ministerium nur mit, das in diesem Jahr neun Millionen Euro zusätzlich für die Not- und Übergangshilfe ausgegeben hat.
Barbara Stocking von Oxfam kritisiert die Weltgemeinschaft, weil trotz der vielen und frühen Warnungen vor einer Trockenheit mit deutlichen Auswirkungen auf die Ernten vernachlässigt wurde.

Roland Krieg

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