Droht KGS Plate das Aus?

Landwirtschaft

Leuchtturmprojekt KGS Plate insolvent

Nicht unweit von Schwerin liegt die kleine Gemeinde Plate. Zusammen mit Consrade und Pecktale in der malerischen Lewitzniederung, rund 20 Kilometer südlich des Schweriner Sees gelegen, hatten die Bauern schon immer einen schweren Stand. Hohe Grundwasserstände und mächtige Kiesablagerungen aus der Eiszeit haben den Landwirten keine tiefgründigen Böden beschert. Wer hier das Land bewirtschaftet hat, musste bis Ende des 19. Jahrhunderts harte körperliche Arbeit leisten.

Die Hausherren des Schweriner Schlosses heizten ihre Räume mit Torf aus der Lewitzniederung. Erst eine Molkereigenossenschaft aus dem Jahr 1909 brachte den Dörfern etwas Wohlstand. Die Wurzeln der heutigen Agrargenossenschaft Plate gehen auf die frühen 1950er Jahre zurück. Gleich nach der Wende wurde die LPG Pflanzenproduktion aufgelöst und unter anderem die Kartoffel-Gemüse-Service GmbH Plate gegründet. Die KGS sicherte den Landwirten unter neuen Markt- und Wettbewerbsbedingungen das gemeinsame Weiterwirtschaften.

Leuchtturmprojekt insolvent

Die KGS Plate wurde im Zeitverlauf ein Leuchtturmprojekt. Der Betrieb verarbeitet rund 3.200 Tonnen Kartoffeln im Jahr. Die Rohware kommt ausschließlich aus der Region. Verkauft werden messergeschälte Kartoffeln, gegarte Knollen, Pommes und Grillkartoffeln. Darüber hinaus hat sich die KGS auf unterschiedlichste Salate und Frischgemüse wie Kohlrabistifte spezialisiert. Feinkost, Eier, Dressing und unverwechselbarer Kartoffelschnaps in frechen, modernen oder alten Flaschenabfüllungen haben aus der KGS ein Symbol für die Ernährungsindustrie in Mecklenburg-Vorpommern gemacht.

Erst im letzten Herbst wurde für 3,5 Millionen Euro ein Erweiterungsbau im Beisein von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hamburger Gemüsegroßhändler Henrik Wobbe das Unternehmen übernommen. Aus dem aufwendig sanierten Gebäudealtbestand wurden Kartoffeln und Gemüse in Schul- und Krankenhausküchen geliefert. Neben den Kartoffeln stammen nach Angaben der Schweriner Volkszeitung (SVZ) auch 20 Prozent der Gemüsesorten aus der Region.

In der letzten Woche erreichte der KGS-Paukenschlag dann auch Berlin. Die KGS mit 110 Mitarbeitern hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Schwerin hat das Insolvenzverfahren eröffnet, der Betrieb läuft derzeit ungehindert weiter. Warum das Unternehmen diesen Schritt eingeleitet hat, teilte die Unternehmensführung bislang nicht mit. Nach Angaben der SVZ sollen einige Lieferanten noch auf ausstehende Gelder warten. Plates Bürgermeister wurde von der Nachricht überrascht.

„Auch mich hat die Nachricht über die finanzielle Schieflage des Kartoffel-Gemüse-Service Plate bestürzt“, teilte Dr. Backhaus Herd-und-Hof.de mit. „Nicht zuletzt, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr für die Erweiterung der Produktionsstätte und für eine neue Versand- und Lagerhalle Fördermittel vom Land erhalten hat.“

Das waren gut 600.000 Euro. Das Agrarministerium unterstützt in dem vom demografischen Wandel besonders betroffenen Bundesland die verarbeitende Industrie. Die Ernährungswirtschaft hält 33,8 Prozent Umsatzanteil am gesamten verarbeitenden Gewerbe und ist damit „ein wichtiger Wirtschaftsmotor“, sagte Backhaus. Die KGS Plate ist nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber in der Region, sondern sichert über den arbeitsintensiven Anbau von Obst und Gemüse auch Arbeitsplätze.

Roland Krieg

Zurück