DRV bildet Nachhaltigkeitsrat
Landwirtschaft
Raiffeisenverband bildet Nachhaltigkeitsrat
Für die Genossenschaften ist Nachhaltigkeit
kein neues Thema, erklärte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen
Raiffeisenverbandes (DRV), vor Agrarjournalisten in Berlin. Der DRV will das
Thema künftig aber noch mehr kommunizieren, da viele Menschen dessen Bedeutung
nicht genau kennen. Der Nachhaltigkeitsrat soll das Thema verbrauchernah
übersetzen. Beispielsweise, so Nüssel, wer einen CO2-Abdruck für die
Autoproduktion machen möchte, der muss auch den Straßenbau mit einberechnen.
Für den Agrarbereich hat sich vor über einem Jahr die REDcert GmbH unter Beteiligung des DRV
gegründet, Biomasse zu zertifizieren.
Nachhaltigkeit weltweit
Den genossenschaftlichen Nachhaltigkeitsgedanken trägt der DRV auch in die Welt. Zusammen mit dem Entwicklungshilfeministerium werden in Bolivien und Mexiko zwei- bis dreistufige Genossenschaftssysteme aufgebaut. In Brasilien und Paraguay haben Produzenten und Verarbeiter erkannt, dass Nachhaltigkeit ein Verkaufsargument für den Warenabsatz nach Europa geworden ist.
Beteiligung an der Charta für Landwirtschaft
Manfred Nüssel sieht daher in der Charta für Landwirtschaft des Bundeslandwirtschaftsministeriums mehr Chancen als Risiken, seine Themen an die Öffentlichkeit zu bringen. Die bisherigen Erfahrungen in den Fachbeiräten waren positiv, dass sachliche Argumente gehört werden. Ein Manko gebe es nur darin, dass es keinen Vorsitzenden gibt. Die Bundesministerin sammelt alle Argumente und werde dann entschließen, so Nüssel. Der DRV hoffe aber auf ein gutes Ende.
Neuer Molkereigeist erforderlich
Nach der Milchkrise haben sich die
Milchpreise zwar wieder stabilisiert, doch Kritiker wie der Bundesverband
Deutscher Milchviehhalter (BDM) sehen die Erzeuger noch immer in einer
schwachen Marktposition. Romuald Schaber hatte kürzlich erst in
Brüssel auch die großen Genossenschaften kritisiert, nicht mehr die Sprache der
Milcherzeuger zu sprechen.
Manfred Nüssel kennt die Kritik, sagte aber
zu Herd-und-Hof.de, dass die Molkereien sich den veränderten Zeiten anpassen
müssen. Die Milchbauern und Molkereien müssten sich von dem bisherigen
Marktordnungsdenken verabschieden. Die Holländer hatten es mit Campina
vorgemacht. Erst eine eigenständige GmbH, die für die Vermarktung zuständig
wurde, begann eine große Erfolgsgeschichte. Die Aufgaben der Milchbauern
bestehe darin kostengünstig Milch zu produzieren und die Molkereiführung hat
die Hauptaufgabe, die beste Geschäftsführung auszusuchen, eventuell auch
einzukaufen. Die soll mit einem professionellen Marketing die Produkte
verkaufen. Dem Deutschen Milchkontor schreibt Nüssel ähnliche Chance zu, wie
Campina.
Nüssel nennt die Allgäuland als
abschreckendes Beispiel, wo viele Köche den Brei verderben. Mehrere kleine
Genossenschaften bündelten in der Käserei ihre Milchproduktion. Mittlerweile
hat die Allgäuland nach Angaben von Radio RSA im Allgäu rund 70 Millionen Euro
Schulden. Die produzierte Milchmenge geht zurück und das Werk in Bad
Wörrishofen wird geschlossen. In dieser Woche hat die dänisch-schwedische Arla
Foods ihr Interesse an der Allgäuer Molkerei bekundet.
Allgäuland-Geschäftsführer Paul Ritter sieht in dem Konzern einen starken
Partner.
Nüssel hält auch einen steigenden Milchpreis
nicht immer für kostendeckend. Kosten für spezielle Hangschlepper in den
traditionellen Milcherzeugungsgebieten würden auch für einen Milchpreis von
einem Euro nicht abbezahlt werden können. Auch der erhalt der Kulturlandschaft
könne nicht über den Milchpreis abgebildet werden.
Künftig wird es eine Zweiteilung geben.
Kleine Molkereien können mit regionalen Produkten ihre lokalen Absatzmärkte
beliefern, die großen Molkereien im Norden und Westen Deutschlands suchen sich
andere Märkte und Produkte. Wichtig sei allerdings, so Nüssel, dass die Großen
ihre Milch, die sie nicht mehr unterbringen können, nicht in die lokalen Märkte
drückt.
Raiffeisengenossenschaften
Mehr als 2.600 Genossenschaften sind im DRV
vertreten. Neben den Produktionsgenossenschaften von Ost, Gemüse, Fleisch,
Milch oder Wein, gibt es noch 157 Kreditgenossenschaften mit Warengeschäft, 330
Bezugs- und Absatzgenossenschaften sowie sechs Hauptgenossenschaften. Die Zahl
der Mitglieder beläuft sich auf 650.000.
Seit 1970 konnten die Genossen ihren Umsatz
von 17,5 Milliarden Euro auf 41 Milliarden Euro im Jahr 2010 erhöhen. Rund die
Hälfte der geernteten Marktfrüchte wie Getreide, Raps oder Kartoffeln werden
über die Genossenschaften erfasst, gereinigt und aufbereitet. Jede dritte
Flasche Wein stammt von genossenschaftlichen Winzern.
Lesestoff:
Mehr über den DRV finden Sie auf www.raiffeisen.de
Roland Krieg; Fotos: DRV