DRV sieht Chancen im Agrarexport
Landwirtschaft
Energiegenossenschaften für die Energiewende
Für das Jahr 2011 ziehen die rund 2.500
Agrargenossenschaften in Deutschland eine positive Bilanz. Nach Dr. Henning
Ehlers, Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) verlief das
letzte Jahr zwar turbulent, doch am Dnde besser als gedacht: „Insbesondere
preisbedingt und Export gestützt erzielte die genossenschaftliche Gruppe einen
addierten Gesamtumsatz von 48,2 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 12,6
Prozent gegenüber 2010.“
Das Wachstum resultiert aus verschiedenen Märkten. Für
Getreide und Ölsaaten wurden höhere Verkaufserlöse erzielt, aber auch der Boom
bei den erneuerbaren Energien und in der Agrartechnik habe durch höhere
Investitionsbereitschaft bei den Bauern den Genossenschaften die Konten belebt.
Nicht zuletzt haben auch gestiegen Milchpreise den Milchmarkt gefestigt. Nur
die Gemüsebranche musste einen Preisverfall durch EHEC verkraften, führte Dr.
Ehlers aus.
Insgesamt resultiert daraus auch eine optimistische
Prognose für das Jahr 2012, wenn auch die Wirtschafts- und Finanzkrise den
Märkten dräut.
Energiewende an der Basis
Manfred Nüssel, Präsident des DRV, bemängelte, dass der
Bundespolitik ein „Masterplan zur Energiewende“ fehle. Die erneuerbaren
Energien tragen zu einem Großteil an dem gelingen der Wende bei, doch gebe es
keine volkswirtschaftlich abgestimmte Strategie, die sich auch um die
Auswirkungen der Wende kümmere. Der Ausbau der erneuerbaren Energie schreite im
ländlichen Raum unaufhaltsam voran, doch wegen steigender Bodenpreise mache
sich niemand Gedanken, woher die Futtermittel künftig herkommen sollen, so
Nüssel. „Die Wirkungen auf den Agrarstandort Deutschland sind unbeachtet!“
Von den rund elf Millionen Hektar Ackerfläche in
Deutschland werden bereits 2,3 Millionen Hektar von nachwachsenden in Beschlag
genommen. Die sieben Prozent ökologische Vorrangfläche, die bei der Reform der
Gemeinsamen Agrarpolitik vorgesehen sind, würden noch einmal bis zu 800.000
Hektar beanspruchen. Zudem werden täglich rund 80 Hektar Ackerfläche in
Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt, was sich durch Ausgleichsflächen um
den Faktor vier bis fünf noch einmal erhöht. Auf diesem Weg werden in
Deutschland noch einmal 1,4 Millionen Hektar in den nächsten zehn Jahren aus
der Produktion genommen. Auch wenn die Zahlen nicht bis ins Detail korrekt
sind, spiegeln sie nach Manfred Nüssel den Trend der Bodennutzung wider.
Konkret wehrt sich Nüssel gegen die Kürzung der
EEG-Einspeisevergütung. Gerade die Investoren im ländlichen Raum hätten
„Anspruch auf Vertrauensschutz und Übergangsregelungen“. Nüssel verwies auf die
430 Energiegenossenschaften, die sih in den letzten fünf Jahren gegründet haben.
Landwirte, Kommunen und Bürger haben die eingetragene Genossenschaft als
„unkomplizierte, demokratische Rechtsform anerkannt“. Die Genossenschaften
planen daher Netzwerke für erneuerbare Energien. Der DRV will auf diesem Weg
„Strom auf Augenhöhe mit den Stromkonzernen“ auch für die Industrie im
ländlichen Raum anbieten. Über- und Untermengen können an der Börse gehandelt
werden.
Tierschutz
Die Genossenschaften wollen auch stärker in den Bereich Tierschutz einsteigen. Mit der „Aktion Tierwohl“ habe Westfleisch bereits einen „Leuchtturm“ gesetzt, so Nüssel. Trotzdem gebe es noch weiteren Handlungsbedarf, weil zwischen den Produktionsweisen in Deutschland, der EU und in Drittländern große Unterschiede bestehen. Fördermittel müssten den Veredlungsstandort Deutschland stärken. Der DRV beteiligt sich an Forschungen an der Entwicklung von praxistauglichen Lösungen im Bereich des Tierwohls, um Produktionsbedingungen künftig objektiv beurteilen zu können.
WTB wichtig für die Bauern
Mit einer neuen Broschüre wirbt der DRV für die
Warenterminbörse (WTB) und deren Funktion bei der Preisabsicherung. Oftmals
wird die mit einem „negativen Unterton“ versehen, klagte Dr. Ehlers. Doch „den“
Spekulanten und „den“ Banker, gibt es nicht. Die WTB brauche Liquidität und
Marktteilnehmer, um zu funktionieren. Einschränkungen würden die Funktionen der
WTB begrenzen.
Der DRV bietet den Bauern jedoch ein ganzes Bündel an
Instrumenten der Preisabsicherung an. Dazu zählen Lagerverträge,
Einkaufskontrakte, Prämienkontrakte sowie Anbau- und Lieferverträge. „Alle
Angebote verfolgen das Ziel, sowohl für den Landwirt als auch für den Handel
bzw. Verarbeiter eine wirksame Risikobegrenzung herbeizuführen“, erläuterte
Ehlers.
Lesestoff:
Aktion Tierwohl bei Westfleisch
Roland Krieg