Düngeverordnung: Der nächste Versuch
Landwirtschaft
Dünge-VO: Auch ans Eingemachte
Weil an einigen Messstellen der Nitratwert über 50 mg/Liter liegt muss Deutschland seine Düngeverordnung anpassen. Die EU pocht auf die Einhaltung der Nitratverordnung, aber Deutschland ist kaum in der Lage, einen Entwurf zu formulieren, der Brüssel zufrieden stellt. Nach mehreren Verschärfungen ist die Bundesregierung zuletzt mit einer Galgenfrist als blauem Auge davongekommen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium ist nicht in der Lage, zusammen mit dem Deutschen Bauernverband eine Lösung zu formulieren.
Am Mittwoch folgte der nächste Versuch. Agrarchefin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze besprachen sich mit den Ländern und formulierten eine Antwort an Brüssel, bevor sie in der nächsten Woche zu einem Gespräch zur Kommission anreisen.
Was zu tun ist, ist bekannt. Die Stellschrauben werden noch schärfer angezogen: Zum einen wurden die Bundesländer Niedersachsen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ermahnt, endlich ein Ländergesetz zu formulieren. Die roten Gebiete, in denen die verschärften Bedingungen gelten sollen, müssen ausgewiesen werden. Grundsätzlich sollen die Sperrfristen weiter ausgedehnt werden, was die Betriebe zur Überprüfung ihrer Lagerkapazitäten für Wirtschaftsdünger zwingt. Weitere Investitionen sind absehbar. Um zwei Wochen soll die Sperrfrist verlängert werden und vom 01. Oktober bis zum 31. Januar gelten. Ab dem 01. September soll die Gesamtstickstoffmenge um weitere 20 kg auf 60 kg begrenzt werden. Seichtere Hangneigungen und größere Gewässerabstände sind formuliert.
Zurückgekehrt ist die pauschale Reduzierung der Düngung um 20 Prozent, die Julia Klöckner noch im Frühjahr auf der Agrarministerkonferenz vom Tisch wähnte. Die Kritiker einer zu seichten Kompromissformel aus Deutschland haben bislang Recht behalten. Neben Stickstoff steht jetzt auch der Phosphor in der Verpflichtung. Zwischen dem 01. November und dem 31. Januar soll kein Phosphordünger mehr auf die Felder gebracht werden.
Um hohe Bußgelder zu vermeiden, muss das BMEL auch an das Eingemachte. Ohne eine Flächenbindung der Tierhaltung ist nach Hessens Umweltministerin Priska Hinz keine Lösung möglich. Für viehstarke Regionen steht daher eine Strukturveränderung an.
Einschnitte in die landwirtschaftliche Praxis sind unvermeidbar. Das sieht auch Hauptgeschäftsführer Dr, Henning Ehlers vom Deutschen Raiffeisenverband so. „Unsere Mitgliedsunternehmen werden die Landwirte fundiert beraten und mit der erforderlichen Technik ausstatten.“ Die notwendigen Module - beispielsweise sensorgesteuerte Applikationen und Nitrifikationsinhibitoren - seien am Markt verfügbar. Landwirte, die diese Techniken nutzen, können ihre Stickstoffeffizienz jederzeit belegen. „Mit innovativen Methoden der Landbewirtschaftung können wir die Pflanzenernährung so dosieren, dass kaum Nitrat ausgewaschen wird,“ erläutert Ehlers.
Roland Krieg