Düstere Wolken am Schweinemarkt

Landwirtschaft

Was der Schweinemarkt mit der Krimkrise zu tun hat

Am Montag hat sich die Lage in der Ost-Ukraine weiter zugespitzt. Die Bundesregierugn hat Russland mit scharfen Worten bedacht. Die EU hatte auf ihrer letzten Ministerratssitzung scharfe Wirtschaftssanktionen angekündigt, sollte sich die Lage im Osten der Ukraine nicht entspannen.

Unter Spannung steht seit langen der Schweinesektor im Handel mit Russland. Das Land, dass nach Worten von Ladislaw Miko von der DG Sanco, in den letzten Jahren mehr als 1.000 Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) zu verzeichnen hatte, nutzte die Gelegenheit von ASP in Litauen und Polen [1] und verschärfte sein Embargo gegen lebende Schweine. Ab Montag dürfen Litauen und Polen auch keine verarbeiteten Schweinefleischprodukte mehr nach Russland exportieren. Am Montag hat das russische Veterinäramt ebenfalls mitgeteilt, dass auch Transporte durch das polnische Staatsgebiet nicht mehr akzeptiert würden. Im EU-Agrarausschuss bekannte Miko, dass die Kommission derzeit noch nicht wisse, was Russland damit genau meine. Aber der Ton verschärft sich auch auf dem Agrarsektor.

Die polnischen Abgeordneten aller Parteien beklagten, dass einzelne Mitgliedsländer Einzelabsprachen mit Russland zu vereinbaren suchen, um aus der Situation noch Geld herauszuschlagen. Czeslaw Adam Siekierski von den Konservativen sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung im Binnenmarkt und die Aushöhlung des gemeinsamen Vorgehens in der EU. Einige Schweine haltende Betriebe und Verarbeiter stünden bereits vor der Insolvenz und haben die ersten Mitarbeiter entlassen. Parteikollege Janusz Wojciechowski sieht in dem neuen Totalembargo eine Strafe Russlands für die polnische Haltung in der Krim-Krise.

Elisabeth Jeggle und Albert Dess, beide von den deutschen Konservativen begrüßen eine solidarische Aktion des ganzen Binnenmarktes. Jeggle appellierte an die Abgeordneten einen entsprechenden Antrag zur europäischen Gesundheitsstrategie zurückzuziehen, dass einzelne Länder individuelle Seuchenpolitik umsetzen könnten.

Ladislaw Miko bremst ein wenig. Heute soll offiziell eine Rechtsklage gegen Russland bei der WTO eingereicht werden. Russland widerspreche, die Maßnahmen seien eine Totalembargo, aber die EU habe in den letzten Jahren alle notwendigen Zertifikate auf die russischen Bedürfnisse umgestellt – und dennoch keinen Erfolg erzielt.

Außerhalb des Beobachtungsgebietes haben polnische Bauern Entschädigungen für rund 20.000 Tonnen Schweinefleisch erhalten, die rückwirkend seit dem 26. Februar nicht mehr vermarktet werden können. Für Litauen sei ein vergleichbares Volumen im Gespräch.

Keine Entwarnung konnte Miko für den Fall weiterer Sanktionen geben. Welche Auswirkungen sich auf den Schweinemarkt einstellen sei nicht vorhersehbar. Sanktionen könnten auch andere Landwirtschaftsbereiche betreffen. Die Kommission will die Landwirte rechtzeitig informieren. Einen Knick auf die Schweinepreise hat Russlands Politik bereits erreicht.

Russland sucht neue Geschäftspartner

Ende März hat Sergey Dankvert, oberster Veterinär Russlands, noch einmal betont, dass nur einzelne Staaten aus der EU noch Schweinefleisch liefern dürfen. Der selbst auferlegte Bann hat die Einfuhren nach Russland im Februar zwischen sieben und 15 Prozent einbrechen lassen. Russland sucht in Indien mit Büffelfleisch und bei chinesischem Schweinefleisch nach Ersatzlieferungen, wie auch in den USA. Von Interesse könnte auch Schweinefleisch aus Kanada und Brasilien werden.

Lesestoff:

[1] Neue Gelder für das Baltikum und Polen gegen die ASP

Die ASP wurde in Litauen und Polen nur bei Wildschweinen gefunden und hat keine Nutztiere infiziert. Die Wildschweine sind offenbar in die EU gewechselt, weil entlang Weißrusslands die Bejagung intensiviert wurde. Die Tiere weichen dann in Regionen aus, die weniger intensiv bejagt werden. Die EFSA hatte kürzlich festgestellt, dass eine Intensivierung der Jagd das Virus kaum aufhalten werde

Roland Krieg

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