Ebermast und Zweinutzungshuhn
Landwirtschaft
Alternativen für den ökologischen Landbau?
Bei Verbraucher wenig bekannt, aber wenn sie darauf angesprochen werden, ist die Ablehnung da. Eber werden vor der Mast meist ohne Betäubung kastriert, damit der so genannte Ebergeruch das Fleisch nicht verdirbt und die männlichen Küken aus der Legehennenzucht werden während des ersten Tages vergast oder geschreddert, weil sie weder Eier legen noch richtig zu mästen sind. Auf der BioFach wurden Alternativen vorgestellt, die für den Ökolandbau in Frage kommen. Das eine ist die so genannte Ebermast, dass andere die Entwicklung von Zweinutzungshühner.
Honoriert der Verbraucher die Ebermast?
Die Mast unkastrierter Eber wird gelegentlich gemacht, ist aber teurer und wird am ehesten in der Schweiz durchgeführt. Bevor die Betriebe jedoch auf dieses Verfahren als Alternative zur betäubungslosen oder betäubten Kastration umsteigen, untersucht die Universität Kassel, was Verbraucher überhaupt wissen und bereit wären zu zahlen. Vor und nach einem Geschmackstest.
Erste Ergebnisse hat Astrid Heid vom Studiengang Agrar- und Lebensmittelvermarktung der Universität Kassel auf der BioFach vorgestellt. Demnach wussten zwar 46 Prozent der Verbraucher, dass Eber kastriert werden, auch dass es dabei um Geruch und Geschmack des Fleisches geht, der Begriff „Ebergeruch“ ist aber unbekannt. Dass bislang ohne Betäubung kastriert wird, ist vielen unbekannt und dass diese Praxis auch im Ökolandbau durchgeführt wird, fanden die meisten unpassend. Astrid Heid zitierte eine Befragte, die sich „entsetzt und enttäuscht“ zeigte. Kaum jemand allerdings hatte Erfahrung mit Ebergeruch gemacht und die meisten wollten das Eberfleisch durchaus einmal probieren.
Nach den Interviews konnten die Befragten angeben, ob sie bereit wären, mehr für Eberfleisch zu bezahlen. Dann wurde eine Blindverkostung mit eine Ebersalami und einer „normale“ Salami aus der betäubungslosen Kastration durchgeführt. Nach einer Geschmackseinschätzung wurde erneut die Zahlungsbereitschaft abgefragt.
Das Ergebnis ist ernüchternd – oder eine Kopfangelegenheit. Bei der Geschmacksbeurteilung konnte keine Tendenz für oder gegen die Ebersalami ausgemacht werden. 43 Prozent bevorzugten die Ebersalami, 47 Prozent die normale Salami, die anderen konnten sich nicht entscheiden. Erst die Aufschlüsselung nach Geschlechtern ergab ein eindeutigeres Bild. Frauen reagieren auf Ebergeruch sensibler als Männer, was nach Astrid Heid durch internationale Studien schon mehrfach belegt wurde. Nur 37 Prozent fanden die Ebersalami schmackhaft.
Nach der Verkostung hatte sich die Zahlungsbereitschaft verändert. Laut Studie waren nur noch 26 Prozent der Befragten und Tester bereit, mehr zu zahlen. 36 Prozent würden für die Ebersalami nur genauso viel bezahlen wie für die normale Salami und 38 Prozent würden sogar weniger. 13 Prozent derjenigen, die vor dem Geschmackstest mehr bezahlen wollten, waren nach dem Test dazu nicht mehr bereit. Sechs Prozent meinten, sie hätten bei der Ebersalami ein unerwartet positives Geschmackserlebnis.
Die vollständigen Ergebnisse werden auf einer internationalen Tagung am 11. März in Bonn vorgestellt.
Les Bleues
Blaue Ständer, weiße Federn und roter Kamm: Das Huhn, dass die Farben Frankreichs trägt ist eine Vierrassenkreuzung und weil es in Frankreich als Presshuhn einen geschützten Namen hat, musste Naturlandfachberater für Geflügel, Werner Vogt-Kaute, den Tieren einen neuen Namen geben. Also wird das blau-weiß-rote Huhn als Les Bleue aufgestallt.
Um die männlichen Küken der Hybridlinien nicht gleich am ersten Tag zu töten, wird derzeit darüber geforscht, die Geschlechtererkennung im Ei zu verbessern. Zwei andere Nutzungsverfahren gibt es vereinzelt: Vermarktung eines 200 Gramm Kükens, dass aber nach Vogt-Kaute wegen seiner schlechten Futterverwertung für den Ökolandbau nicht in Frage kommt und die so genannten Stubenküken, die nach fünf bis sechs Wochen im konventionellen Landbau verkauft werden. Für den Ökolandbau sei das aber auch nicht praktikabel, weil alleine die Elterntiere schon eine 10-wöchige Umstellung brauchen. Also fokussiert sich Naturland auf eine alte Zweinutzungsrasse, bei der die Hennen Eier legen und die Hähne gemästet werden können. Züchterisch ist beides schwer vereinbar, weil die eine Leistung nur auf Kosten der anderen verbessert werden kann.
Die ersten Versuche waren nach Vogt-Kaute zufriedenstellend. In den ersten 12 Monaten legten die Les Bleues-Hennen zwischen 250 und 255 Eier, die aber mit 63,5 Gramm und der L-Klasse etwas kleiner sind als üblich. Auch das Masthähnchen hatte eine ansprechende Leistung. Mit 97 Tagen Mastdauer und sieben Kilo Futterverzehr kam es auf ein Endgewicht von 2,3 kg. Vergleichswerte anderer Rassen lagen zwischen 70 bis 133 Tagen, fünf bis zehn Kilo Futter und 1,6 bis 2,6 Kilogramm Endgewicht. Allerdings stammen die Zahlen nur aus dem ersten Versuchsjahr, zeigen aber, dass Zweinutzungshühner wirtschaftlich sind. Verbraucher müssten für die Eier 2,5 Cent mehr zahlen, für das Kilo Hähnchenfleisch 0,64 Cent.
Roland Krieg
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