Effektiver Dünger aus Glas

Phosphordünger aus der Glasherstellung

Normalerweise wird Phosphordünger durch Lösen von phosphorhaltigem Gestein in Säure hergestellt. Ein Forscherteam aus dem russischen Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Optische Materialien in St. Petersburg, dem Otto-Schott-Institut aus Jena und dem Institut für Pflanzenernährung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig hat jetzt einen funktionellen Phosphordünger komplett am Reißbrett entwickelt.

Der Kaviar unter den Düngern
Der neue Dünger wird aus den klassischen Grundstoffen der Glasherstellung unter Zusatz reiner Phosphate „erschmolzen“. Dabei lassen sich je nach Dauer und Temperatur im Schmelz- und Auskühlungsprozess definierbare Lösungseigenschaften festlegen.
Das Institut in St. Petersburg hatte zur Zeit des Kalten Krieges an Spezialgläser als Träger für militärisch relevante Mikroorganismen gearbeitet und fest gestellt, dass Glasmischungen unter bestimmten Umweltbedingungen rascher „erblinden“ als andere. Also Stoffe unterschiedlich schnell wieder abgeben. Was damals unerwünscht war, kann heute Pflanzen helfen: Glas, das sich auflöst und Dünger abgibt.
Durch Veränderung der Glaszusammensetzung in 2%-iger Zitronensäure können Lösungszeiten zwischen wenigen Tagen und vier Jahren eingestellt werden. So kann der aus dem Glas abgegebene Dünger optimal dem Bedarf der Pflanze angepasst werden.
Üblicherweise nutzt die Pflanze lediglich 10 Prozent des ausgebrachten Düngers, bei dem neuen Glasdünger sind es nach Angaben der FAL schon 20 Prozent. Dieser Effekt kommt auch der Umwelt zugute, weil weniger Phosphor in Grund- und Oberflächengewässer verloren geht.
Die russischen Forscher vermarkten den Glasdünger über eine eigens gegründeten Firma. Das wertvolle Phosphordepot hat aber seinen eigenen Preis, wie bei Kaviar: Erliegt etwa beim Faktor 10 gegenüber marktgängigen Produkten.

roRo; Foto: FAL: Glasperlen, die im Boden genau definierte Mengen an Phosphor für die Ernährung von Pflanzen abgeben