EFSA-Zwischenbericht zur Neonicotinoid-Forschung

Landwirtschaft

Neue Neonicotinoid-Studien zu hoch konzentriert

Im Frühjahr haben zwei neue Studien zu Neonicotinoiden erneut zweifel an diesen Pflanzenschutzmittel erhoben und ihre Gefährlichkeit gegenüber Bienen und Hummeln unterstrichen. Nachdem die österreichischen Imker sich an den europäischen Ombudsmann gewandt haben, die EU-Bienenpolitik neu zu bewerten, hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA sich die Studien genauer angeschaut und eine Stellungnahme verfasst.

Unrealistische Dosen

Für beide Studien kam die EFSA zu der nicht unüblichen Einschätzung, dass die Konzentration der Pflanzenschutzmittel, der die Bienen ausgesetzt waren, unrealistisch hoch gewesen sei. Expositionsdosen der Neonicotinoide Thiamethoxam, Clothianidin und Imidacloprid lagen in den Versuchen höher als die bislang höchsten im Nektar nachgewiesenen Rückstände. Nur der Hummelversuch habe mit realistischen Konzentrationen gearbeitet.
In der französischen Studie hätten die Bienen in relativ kurzer Zeit die Wirkstoffmenge aufgenommen. Realistischer sei ein längerer Zeitraum in der Natur, in dem aufgenommene Mengen auch verstoffwechselt werden.
Ähnliche Kritik gibt es an der englischen Hummelstudie. Die Insekten hätten zwei Wochen lang ausschließlich Kulturpflanzen anfliegen müssen, die mit Imidacloprid behandelt waren, um vergleichbare Auswirkungen zu erleiden, wie in der Studie angegeben.
Die Zweifel an den Studien bedeuten jedoch nicht, dass das Thema Neonicotinoide damit beendet ist. Die EFSA empfiehlt die Studien mit anderen Expositionsniveaus und in anderen Situationen zu wiederholen. Um für die Praxis eine Empfehlung zur Saatgutbehandlung abzuleiten, müssten noch mehr Daten vorliegen, als die in den Studien erhobenen.
Im Dezember 2012 wird eine neue Studie über akute und chronische Wirkungen dieser Pflanzenschutzmittel vorliegen, die auch Bienenlarven und Bienenverhalten eingeschlossen hat. Auch die Wirkung subletaler Dosen stehe dabei im Vordergrund.

Lesestoff:

Neonicotinoide in neuem Verdacht

Stellungnahme EFSA: EFSA Journal 2012; 10 (6): 2752 [27pp]. Doi:10.2903/j.efsa.2012.2752 www.efsa.europa.eu

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