Ehrenmüller und Bandkeramiker

Landwirtschaft

Für Kurz- und Unentschlossene: Windmühlenurlaub

>Die Mühlen sind eine Anlagen mit technischen Einrichtungen zum Zerkleinern von festen Körpern. Was so technokratisch beschrieben wird, findet im poetischen Rahmen Platz in Märchen und Geschichten. Abseits vom Dorf gelegene Mühlen und ihre Geräusche machten sie zu dämonischen Orten. Das ist heute schon längst nicht mehr so, da Mühlen kaum noch genutzt werden und zusehends verfallen. Allerdings nicht überall. Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland, welches dem alten Müllerspruch noch zu weiterer Geltung verhelfen möchte:
So lange Mühlen stehen,
so lange Menschen sind,
Werd´n Mühlenräder gehen,
durch Wasser, Dampf und Wind

Bei den Bockwind- oder Kastenmühlen musste das gesamte Mühlengehäuse mit dem Mahlwerk in den Wind gedreht werden. Seit dem 17. Jhd. setzte sich die Holländermühle durch, bei der nur noch der obere Teil mit den Flügeln in den Wind gedreht werden musste. Zum einen erhöhte dies die Standfestigkeit der Mühle, zum anderen erlaubte die so genannte Königswelle, der Hauptachse, mit einem Zahngetriebe, mehrere Mahlgänge gleichzeitig.

Früher wohnten die Müller in den Mühlen. Heute stehen diese auch Ihnen offen. Die markanten und auch als "Leuchttürme" des Binnenlandes bezeichneten "alten Gesellen" laden nicht nur zum Urlaub ein. Die 1889 erbaute Erdholländer Windmühle in Stove hält ein anschauliches Programm bereit. An der alten Bäderstraße zwischen Wismar und Rostock gelegen, ist sie die letzte voll funktionstüchtige Windmühle in Mecklenburg-Vorpommern. Jeden Mittwoch zwischen April und Oktober gibt es eine Technische Unterweisung und einer Prüfung zum Ehrenmüller. Heidrun Bresching hat vor allem viel Spaß, mit Kindern zu backen, verriet sie Herd-und-Hof auf dem 5. Mecklenburg-Vorpommern-Tag in Rostock. Dabei hat sie manchem Kleinen den Zahn gezogen, dass Mühlen keine Wurst produzieren, wie eine Fernsehwerbung assoziieren lassen könnte. Für ganze Gruppen wird ein preisgünstiges Programm nach Anmeldung durchgeführt. "Vom Korn zum Brot" zeigt den Mahlvorgang und jeder kann sein Brötchen selbst im alten Lehmofen backen. "Vom Schaf zum Filzbällchen" lehrt alles zur Wolle und Sie können aus der Rohwolle selbst eine Filzmaus filzen. Diese soll Vorratsschädlinge fern halten. Touristisch vernetzt sind die Mühlen um Schwerin und Rostock. Mühlenwege in der Uckermark und um Müritz sind in Vorbereitung. Im Internet informieren Sie sich unter www.muehlen-mv.de. Dort lernen Sie auch was eine Feierstellung und Freudenschere ist.

Backen wie in der Steinzeit
Wer es hingegen etwas rustikaler mag und für den ?früher? eine größere Dimension aufweist, der kann sich seine Brötchen bei den Bandkeramikern backen. Auf dem Hessentag in Heppenheim an der Bergstrasse, der noch bis zum 27. Juni läuft, zeigen Studenten der Vor- und Frühgeschichte den Alltag vor 7.000 Jahren. Prof. Jens Lüning von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main) leitete das Seminar "Steinzeitliche Bauern in Hessen" und hat für den Hessentag den wissenschaftlichen Forschungsstands zu einzelnen Themenkomplexen begreifbar umgesetzt. Die Techniken der ersten sesshaften Hessen - nach der Verzierung ihrer charakteristischen Keramikerzeugnisse 'Bandkeramiker' genannt - leben wieder auf.
Auf einem über 2.500 qm großen Stand wird im Nachbau eines 28 m langen, jungsteinzeitlichen Langhauses, in mehr als 20 Stationen das Leben und Wirtschaften der ersten Bauern Hessens unter den verschiedensten Aspekten dargestellt. Dazu zählt beispielsweise eine "Brotstraße", die den Weg des Getreideanbaus von der Rodungsfläche im Urwald über ein Feld mit Emmer bis zur Ernte, der Speicherung im Erdsilo, der Entspelzung im Holzmörser, Reinigung des Korns, dem Mahlen auf steinernen Schiebemühlen und dem Backen bis zum Verzehr an der Herdstelle zeigt. Dabei können die Besucher selbst beim Bau eines Lehmofens mitmachen oder sich als "Steinzeitbäcker" versuchen - und dürfen dann die selbst gebackenen Erzeugnisse auch verzehren. Anfahrt und Termine gibt es unter www.heppenheim.de/hessentag/steinzeitbauern

roRo

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