Eier vom Huhn mit Schnabel

Landwirtschaft

Bauern-Boykott in Niedersachsen?

Der Schnabel bleibt dran! Das ist eine der aktuellen Forderungen in den Tierwohlplänen, die regional, verbandsorientiert, nach Bundesländern und vom Bundeslandwirtschaftsministerium aufgestellt werden. Bei Legehennen wird der Schnabel routinemäßig gekürzt, um Kannibalismus zu verhindern. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer orientiert sich am österreichischen Modell, das nicht immer gut funktioniert [1].

Jetzt macht der Handel Nägel mit Köpfen. Um den Verbleib der Schnäbel in der Herde zu testen führt ein Versuchsbetrieb in Lohne unter wissenschaftlicher Begleitung der Tierärztlichen Hochschule Hannover einen Langzeitversuch durch. Rewe und Penny nutzen das und bieten seit Montag dieser Woche in ihren Filialen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg Eier an, die aus diesem Betrieb kommen. Rewe will nach Angaben der Neuen Osnabrücker Zeitung rund 40.000 Eier am Tag im Sechser-Pack verkaufen. Rewe teilt der Zeitung mit, dass die Hennen bedarfs- und nicht kostenorientiert gehalten werden. Picksteine sollen das Federvieh von ihren Kolleginnen abhalten. Durch eine intensive Überwachung kann das Personal eingreifen, wenn die Hennen sich doch gegenseitig picken. Bei seinem Discounter sollen die Eierpreise stabil bleiben. Bei Rewe selbst wird die Ware unter einer Regionalmarke vertrieben. Das Landwirtschaftsministerium geht von einem um drei Cent höheren Eierpreis aus.

Werner Hilse, Präsident des Landvolk-Verbandes, ist skeptisch. Bislang gebe es nur Absichtserklärungen, dass Kürzen der Schnäbel am 01. Januar 2017 in Niedersachsen einzustellen. Eine Gesetzesgrundlage sei ihm nicht bekannt, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung in derselben Ausgabe. Ohne Kürzen drohe Kannibalismus und die Bauern stünden vor der Alternative, an der bewährten Methode festzuhalten oder Tierqual hinzunehmen: „Die Antwort fällt leicht: Ich sehe zurzeit keine Alternative zum Schnabelkürzen“, sagte Hilse. Er droht Meyer sogar noch: „Stellen sie sich vor, es ist 01. Januar 2017 und keiner macht mit“.

Der Handel ist allerdings schon dabei. Und räubert auf dem Bereich der „Grünen Berufe“. Seit November führt Rewe auch Fortbildungskurse für Farmmanager und Betriebsleiter von Aufzucht- und Legehennenbetrieben in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück durch, teilt der Konzern mit. Die Teilnehmer sollen für die Landesinitiative gegen das Schnabelkürzen ausgebildet werden. „Train-the-Trainer-Ansatz“ heißt das Programm, weil die Ausgebildeten in vier Modulen das Wissen in der Erzeugergemeinschaft weitergeben können.

Lesestoff:

[1] Meyer orientiert sich am Modell Österreich

Roland Krieg

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