Ein Jahr ohne Neonics und Bienenleitlinie

Landwirtschaft

Überarbeitung der Bienenleitlinie dauert Grünen zu lang

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2013 neue Leitsätze für den Bienenschutz bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln vorgelegt. Die Umsetzung ist mangelhaft, weil die Vorgaben zu streng sind. Feldstudien müssten 28 Mal wiederholt werden und einen Sicherheitskreis von zwei Kilometern um die Versuchsfelder haben. Da scheint nicht nur den Praktikern zu viel. Mit diesem Grund hat die FDP auch den Antrat von Bündnis 90/Die Grünen im Ernährungsausschuss abgelehnt.

Der Prüfungsumfang ist ein Grund, warum der Ministerrat der EU die Leitlinien auch nicht angenommen hat. Die  EU-Kommission will die Leitlinien schrittweise einführen und die Grünen drängen die Bundesregierung ebenfalls auf Umsetzung und Vorpreschen in Brüssel, damit die Bienenleitlinien übernommen werden.

Immerhin hat die Kommission diesen März die EFSA zur Überprüfung der Bienenleitlinie aufgefordert und will die festgelegten Standards nicht unterschritten wissen. In der EFSA-Expertengruppe ist ein Mitarbeiter vom Umweltbundeamt vertreten. Die AfD nimmt den Antrag der Grünen als Grundlage für die Forderung einer Renationalisierung der EU-Agrarpolitik.

Die Sorge um weitere Zulassungshindernisse für neue Wirkstoffe ist nicht unberechtigt. Aber wie sieht es in Praxis aus?

Die Rübenanbauer haben in diesem Jahr erstmals ohne drei verbotenen Neonicotinoide auskommen müssen. Als Ersatz wird Tefluthrin der Rübenpille zugegen, das aber nur gegen unterirdische Schädlinge wirkt. Heinrich-Joachim Liehe von der Nordzucker AG kommt in dem DLG-Magazin „Zuckerrübe“ zu dem Ergebnis, das 2019 Rübenerdfloh, Moosknopfkäfer und Rübenfliege nur sporadisch auftraten. Bis auf Einzelfälle sind keine nennenswerten Schäden durch Schadinsekten aufgetreten.

Nach der Aussaat hat die kühle Witterung der Entwicklung der Schadinsekten Grenzen gesetzt. Was in die Bestände einflog, haben Marienkäfer aufgefressen und im späteren Larvenstadium den Rest besorgt. Die Rübenbauern kamen also ohne „Neonics“ witterungsbedingt gut durch das Jahr und brauchten meist keine weiteren Insektizide zu spritzen.

Neben dem günstigen Witterungsverlauf habe ein intensives wöchentliches Monitoring den Schaderreger-Einflug in Grenzen gehalten.

Roland Krieg

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