Eine alte „neue“ Futterpflanze

Landwirtschaft

Esparsette, das Gesundheitsfutter

Vor der Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft war die Esparsette (lat. Onobrychis viciifolia bzw. sativa) eine beliebte Futterpflanze für Pferde und kleine sowie große Wiederkäuer. Die Tierhalter schätzten damals die proteinreiche, zumeist zu Heu verarbeitete Esparsette sehr, weil ihre schwer arbeitenden Tiere damit ihr Körpergewicht und eine gute Kondition langfristig halten konnten. Doch in den vergangenen Jahrzehnten verlor der Schmetterlingsblütler immens an Bedeutung zugunsten der ertragsstärkeren Futterleguminosen Klee und Luzerne, deren Anbau vor allem von Milchviehbetrieben favorisiert wurde.

Die Besonderheit des mehrjährig ausdauernden Strukturverbesserers Esparsette liegt in seinen vergleichsweise hohen Gehalten an kondensierten Tanninen – auch als Gerbstoffe bekannt. Diese sekundären Pflanzenstoffe zeigen eine anthelmintische, also wurmabtötende Wirkung. Sie machen darüber hinaus die Schleimhäute für pathogene Keime undurchlässiger und vermindern die Sekretion der Schleimhautdrüsen. Das Darmmilieu wird durch die Gerbstoffe positiv beeinflusst und kann die Anfälligkeit für Parasiten und andere Erreger mindern, während andererseits das Immunsystem des Wirtes durch eine Verbesserung der Proteinversorgung gestärkt und die Abwehrkräfte gesteigert werden.

Inzwischen haben vor allem immer mehr Pferdebesitzer die guten Fütterungseigenschaften des eiweißreichen, auch unter dem Begriff „Türkenklee“ bekannten Multitalents wieder entdeckt, dessen Hauptanbaugebiete sich derzeit jedoch überwiegend außerhalb Deutschlands befinden. Vor allem bei schwerfuttrigen, kranken oder rekonvaleszenten Tieren scheint die schmackhafte Esparsette das Mittel der Wahl zu sein. Auch zur Prävention bzw. kurativ bei Kolik-Patienten sowie bei Durchfall-Erkrankungen und Kotwasser wird sie wegen ihrer antiblähenden Wirkung und ihrem hohen Gehalt an diätetischer Rohfaser geschätzt.

Trotz ihres niedrigen Zucker- und Stärkegehalts gilt die extrem trockenheitsverträgliche Pflanze aufgrund ihres hohen Rohproteinanteils und ihrer essenziellen Aminosäuren als ausgesprochen energiereich. Darüber hinaus fördert der hohe Gehalt an Rutin die Elastizität der Blutgefäße und Blutkapillaren.

Der Anteil an kondensierten Tanninen ist in Blättern deutlich höher als in Stängeln. Um Bröckelverluste während der Ernte zu vermeiden, wird die komplette Pflanze zu sogenannten Cobs verarbeitet. Das schnelle, aber schonende Verfahren mit Warmlufttrocknung des geernteten Pflanzenmaterials gilt als besonders hygienisch, verhindert es doch die Bildung von Schimmelpilzen. Ein weiterer Vorteil dieses Futtermittels gegenüber zahlreichen anderen pelletierten bzw. Cob-Produkten ist der Verzicht auf jegliches Bindemittel, wie beispielsweise Melasse. Darüber hinaus sind aufgrund der raschen Konservierung und zeitnahen Pressung die Nährstoffverluste gering.

Anke Klabunde www.aid.de

Zurück