Einkommen durch Ressourcenschutz

Landwirtschaft

Äpfel im äthiopischen Hochland

Äthiopien ist nach Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Fast 80 Millionen Menschen leben dort – auf 90 Ethnien verteilt und sprechen über 100 Sprachen. Drei Prozent Bevölkerungswachstum pro Jahr drängen immer mehr Bauern in extremere Regionen. Die Hälfte des Landes, rund 500.000 km2, liegen über 1.200 Höhenmeter, ein Viertel sogar auf über 2.000 Meter. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche wird als Weide genutzt, nur sechs Prozent für Dauerkulturen.
Bis zu fünf Millionen Menschen leiden an Unterernährung und der starke Anstieg der Lebensmittelpreise im Sommer 2008 traf das ostafrikanische Land besonders stark: „Das beachtliche Wirtschaftswachstum er letzten Jahre reicht immer noch nicht aus, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Die landwirtschaftliche Produktion und die Produktivität muss gesteigert werden, um unabhängig zu werden, von teuren Importen“, beschreibt Andrea Bahm von der GTZ die Lage.

Teff: Segen und Fluch
Äthiopien könnte eine der Kornkammern Afrikas sein, doch mangelnde Infrastruktur und Erosion mindern den Anbau. Nur sechs Prozent der leicht zu bewässernden Flächen an Flüssen und Seen werden tatsächlich auch bewässert. Das Wegenetz umfasst keine 30.000 km bei einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometer.
Teff ist eine Hirseart, die ausschließlich in Äthiopien angebaut wird und zu Injera, dem Grundnahrungsmittel verarbeitet wird. Injera ist der Fladen, auf dem Fleisch und Gemüse mit verschiedenen Saucen gereicht wird. In die Tischmitte gelegt, rollen die Gäste Gemüse und Fleisch in ein Stück Injera und verspeisen es.
Allerdings gilt Teff auch als Fluch, denn der Ertrag ist mit 500 Kilogramm je Hektar äußerst gering. Würden die Bauern Mais, Hirse oder gar Weizen anbauen, ernteten die Bauern das vier- bis achtfache. Zudem schließt Teff seine Vegetationsreihen nur spät und setzt den nackten Boden der Wind- und Wassererosion aus.

Ressourcenschutzprogramm
2004 haben die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) das Ressourcenschutz-Programm für das Hochland aufgelegt. Das Hochland ist besonders dicht besiedelt, weist aber nur geringe landwirtschaftliche Erträge auf und deutliche Erosion. Beispielhaft ist das Dorf Abrah Atsebha in der Nordregion Tigray. Andrea Bahm berichtet über ausgetrocknete Böden, abgeholzte Bäume, abgegraste Weiden und versiegte Quellen. Doch inzwischen ist eine grüne Oase entstanden, die anderen Orten als Vorbild dient. Die wichtigsten Maßnahmen:
Die Bevölkerung hat unter Anleitung von Projektmitarbeitern Erosionsgräben stabilisiert, um zu vermeiden, dass Regen den Boden weiter ausspült. Sie legen Becken an, um das Regenwasser aufzufangen, und Gräben, ihre Felder zu bewässern. Bestehende Quellen wurden eingefasst und Anbauflächen wurden mit Steinwällen gegen die Winderosion umfasst. Auf den Steinwällen wurden Obstbäume gepflanzt.
Auch die Weidewirtschaft hat sich geändert: Rinder, Schafe und Ziegen dürfen nur noch auf begrenzten, wechselnden Gebieten weiden.

Mehr als Landwirtschaft
„Das Programm verbindet den Schutz der natürlichen Ressourcen mit der Verbesserung der Lebensbedingungen“, erklärt Andrea Bahm den Erfolg bei der Bevölkerung. „Die Menschen machen mit, weil sie dadurch ihre Ernten deutlich steigern und sogar neue Einkommensmöglichkeiten erhalten.“ So bauen viele Bauern neuerdings Äpfel an – sowohl für den eigenen Verzehr als auch zum Verkauf auf Obst- und Gemüsemärkten.
Das Vorhaben erreicht 315.000 Menschen und beschränkt sich nicht nur auf die Landwirtschaft. 160.000 Menschen profitieren bereits von der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung, 134.000 nutzen Energiesparöfen, die 80 Prozent weniger Holz brauchen als traditionelle Herde und damit die Abholzung reduzieren. 13.000 Bauern produzieren Kaffee, 7.000 haben mit den Äpfeln angefangen und 1.200 arbeiten in der nachhaltigen Forstwirtschaft. Auch der Öko-Tourismus hat 400 Arbeitsplätze geschaffen.

roRo

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