Elsevier zieht „Gentechnikstudie“ zurück

Landwirtschaft

GVO-Kritische „Séralini“-Studie wissenschaftlich nicht haltbar

Im letzten Jahr hat eine „Horrorstudie“ des Franzosen Gilles-Eric Séralini in der Zeitschrift „Food and Toxicology“ für einen Riesenwirbel gesorgt. Übergroße Tumore bei Ratten seien auf die Verfütterung von gentechnisch verändertem Mais, der mit Roundup behandelt wurde, zurückzuführen.
Gleich zu Veröffentlichung machte das mediale Beiwerk die Botschaft der Studie verdächtig [1]. Innerhalb weniger Tage trug schon der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) sachliche Kritik an der Studie vor [2].

Analyse von Elsevier

Und war damit nicht alleine. Innerhalb kurzer Zeit hat der herausgebende Verlag Elsevier viele Zuschriften erhalten, die sich kritisch mit der Séralini-Studie und deren fachlichen Begutachtung (Peer-Review) befassten. Die Herausgeber haben sich alle Rohdaten der Autoren noch einmal zukommen lassen und nach einem Jahr aufwendiger Analyse den Artikel in der letzten Woche zurückgezogen.
Elsevier unterstreicht, dass weder Missinterpretationen noch Täuschungen vorliegen. Doch gibt es erhebliche Bedenken über den verwendeten Rattenstamm und die Größe der Testgruppen. Das seien zwar auch Bedenken während der ersten Begutachtung gewesen, doch wies die Studie trotz dieser Limitationen Qualitäten auf. Nun kommen die Gutachter zu dem Schluss, dass die verwendeten Sprague-Dawley-Ratten Tumore innerhalb ihrer natürlichen Variabilität und nicht wegen der Fütterungsversuche bilden.
Elsevier will die vorgelegten Daten nicht als falsch bezeichnen, doch die Aussage sei zu geringfügig für eine wissenschaftliche Veröffentlichung innerhalb eines ihrer Wissenschaftsmagazine.

Was sind die Lernschritte?

VBIO begrüßt die Rücknahme des Artikels als überfälligen Schritt und will das als deutliches Signal an Medien und die Öffentlichkeit gewertet wissen, vor allem bei der Debatte um die grüne Gentechnik, künftig mehr Sorgfalt walten zu lassen. Basis ist dabei die Steigerung des biowissenschaftlichen Grundwissens der Bevölkerung.
VBIO-Präsident Wolfgang Mellen
aber prognostiziert: „Wir befürchten jedoch, dass das diesbezügliche Medienecho deutlich geringer ausgeprägt sein wird als bei der ursprünglichen Präsentation der Studie im Herbst 2012.“
Die Wissenschaft hat nach Ansicht Mellens gezeigt, dass sie auf Fehlentwicklungen angemessen reagieren kann. Die öffentliche Debatte ist davon noch weit entfernt. Der Vorgang um die Séralini-Studie zeige vielmehr, dass außerschulische Bildung in den Medien und Schülerlabore wichtige Elemente für eine ausgewogene Meinungsbildung sind.
Die Gesellschaft für Pflanzenzüchtung unterstützt ausdrücklich diese Mitteilung des VBIO.

Lesestoff:

[1] Mediale Beiprodukte begleiten die GVO-kritische Studie über Roundup-behandelten Mais

[2] Ungeeignete Ratten und Statistikfehler

Buchbesprechung „Grüne Gentechnik“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf Herd-und-Hof.de

Roland Krieg

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