Energiewende ohne Bioenergie?

Landwirtschaft

Leopoldina stellt kritische Studie zu Bioenergie vor

Die Nationale Akademie der Wissenschaften an der Leopoldina in Halle hat in einer kritischen Stellungnahme zur Nutzung der Bioenergie, dieser ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien wie der Photovoltaik, der Solarthermie und Windenergie verbrauche die Energie vom Acker mehr Fläche, sei häufig mit höheren Treibhausgasen verbunden und höheren Beeinträchtigungen der Umwelt.
Damit ist die Studie, für die mehr als 20 Wissenschaftler eineinhalb Jahre lang die verschiedensten Aspekte der Biomasse untersucht haben, weniger optimistisch als die kürzlich erschienenen Studien der IPCC „Special Report 2012 on Renewable Energy Sources and Climate Change Mitigation“ und des BioÖkonomierates, der bis zum Jahr 2050 der Biomasse einen Anteil an der verbrauchten Energie von 23 Prozent gibt. Beide Studien zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Eindruck erwecken, Biomasse sei „weder klimaschädlich noch mengenmäßig limitiert“.

Beispiel Verfügbarkeit

Die Nettoprimärproduktion (NPP) der Pflanzenbiomasse in Deutschland beträgt nach Berechnungen der Wissenschaftler 210 Millionen Tonnen im Jahr. 160 Millionen Tonnen werden oberirdisch produziert. Davon werden jährlich 14 Millionen Tonnen Kohlenstoff aus dem Wald und 53 Millionen Tonnen Kohlenstoff von Wiesen und Feldern geerntet. Es fallen noch 20 Millionen Tonnen C als Stroh an.
Der Brennwert des geernteten Holzes beträgt rund vier Prozent des jährlichen Primärenergieverbrauches. Eine Steigerung der derzeitigen 40prozentigen Heiznutzung würde die Nachhaltigkeit im Wald stören. 90 Prozent der 53 Millionen Tonnen C von Feld und Flur werden für menschliche und tierische Nahrung genutzt. Damit bleiben lediglich zehn Prozent für die Energiegewinnung übrig. Da die europäischen Böden jährlich drei Prozent ihres Kohlenstoffs verlieren, müsse demnächst mehr Stroh auf dem Acker verbleiben, als genutzt werden kann. Ohne Biomasse-Importe komme Deutschland nicht aus.
Doch auch global sind der NPP Grenzen gesetzt. Die menschliche Nutzung hat die NPP um zehn Prozent unter der möglichen Produktionskapazität abgesenkt. Ob eine Steigerung der NPP jemals über das Mögliche hinaus erreicht werden kann, „scheint jedoch zweifelhaft“, so die Studie.
Deutschland sollte sich für seine Energiewende auf andere Energieformen konzentrieren und die Biomasse nur dort fördern, wo sie nicht zu einer Verknappung der Nahrungsmittelproduktion führt. Kombinationen zwischen Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion wie Mist und Gülle haben als Empfehlung in der Studie mehr Potenzial.

Weiterdenken

Die Studie greift einen zentralen Gedanken auf, dass die Diskussion um die Biomasse andere Möglichkeiten vergessen lässt. Auch, weil sie nicht so bequem erschließbar sind. Wasser und Sonnenlicht sind unbegrenzt verfügbar. Damit kann Wasser photolytisch gespalten werden und einen Energieträger liefern, der erneuerbar und umweltfreundlich ist. Die Studie schlägt vor, gerade die „artifizielle Photosynthese“ weiter zu verfolgen.

Lesestoff:

Die Studie ist als deutsche Kurz- und englische Langfassung unter www.leopoldina.org als Download verfügbar

Die energetische schlägt die stoffliche Nutzung der Biomasse

roRo

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