ENVI lehnt Rechtsakt zu Reserveantibiotika ab
Landwirtschaft
Einsatz von Antibiotika strenger regulieren
Der Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlamentes hat am Dienstag sein Veto gegen die neue Tierarzneimittelverordnung eingelegt. Es geht um die so genannten Reserveantibiotika, die noch als letztes Mittel gegen multiresistente Keime eingesetzt werden. Sie werden aber nach Ansicht von Martin Häusling (Die Grünen) nicht streng kontrolliert. Vor dem Hintergrund wachsender Resistenzbildungen verschiedener Keime verlieren sie ihre Aufgabe.
Die EU-Kommission hat zwar eine Regelung vorgelegt, doch die Schwelle für ein Verbot unnötig hoch, lasse wichtige Fragen offen, und formuliere unzulässige Bedenken gegen den Einsatz für die Tiergesundheit. Daher sei die Verordnung nicht für den Schutz der Menschen im Bereich der Humanmedizin ausgelegt.
Diese Entschließung wird an die EU-Mitgliedsländer versandt.
Martin Häusling erklärt: „Schon jetzt sterben jedes Jahr in der EU 33.000 Menschen, weil bei ihnen keines der verfügbaren Antibiotika mehr wirkt. Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto schneller und weiter greift die Resistenzentwicklung um sich. Ein sorgsamer Umgang mit den besonders wichtigen Antibiotika, den Reserveantibiotika, die als einziges Medikament noch helfen können, wenn alle anderen versagen, ist deshalb lebensentscheidend.“ Eine Einzeltierbehandlung kann möglich bleiben, müsse aber an Bedingungen geknüpft werden. Es könne nicht sein, dass 90 Prozent der Antibiotika prophylaktisch für eine Gruppenbehandlung eingesetzt werden.
Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) fordert, dass die Verwendung auch bei den Haustieren strenger gehandhabt werden müsse. Zu viele Regelungen würden allerdings zu einem Therapienotstand führen. Auch Zoonosen, die zwischen Tier und Mensch überspringen können, wie Campylobacter, seien zum Teil nicht mehr bekämpfbar. Der gezielte Einsatz müsse nach wie vor erlaubt sein.
roRo
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