Erfolgsgeschichte Uckermärker

Landwirtschaft

Von der Gebrauchskreuzung zur Marke

Das schwarz-bunte Niederungsrind hatte in der DDR eine mittelrahmige Statur, mittlere Milchleistung, aber von hoher Qualität und etwas Fleischansatz. Für das Ziel, die Rindfleischproduktion zu erhöhen, kam das SMR genannte Tier nicht in Frage und es wurden neue Ziele gesteckt: Man wollte eine leichtfärsige Rinderrasse entwickeln, die eine gute Aufzuchtleistung und einen guten Mast- und Zuchtwert aufweist. „Die Rasse war egal“, sagte Zuchtleiterin Cornelia Buchholz von der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg (RBB) zu Herd-und-Hof.de. So begann die Universität Rostock aus den Genreservebeständen Anfang der 1970er Jahre auf dem Ferdinandshof in Mecklenburg-Vorpommern mit einer Vorlaufzucht aus Charolais und Fleckvieh.

Vom Genotyp zum Kuschelnamen
Züchter arbeiten gerne mit technokratischen Namen. So wurden Charolais als Genotyp 07 und Fleckvieh als Genotyp 06 in den EDV-Systemen geführt. Die zu entwickelnden Tiere, die als Besamungsbullen für die SMR-Rinder gedacht waren, wurden also als Genotyp 67 in den Zuchtbüchern geführt. Das Fleckvieh brachte gutes Geburts- und Aufzuchtverhalten mit, das Charolais die hervorragenden Mast- und Schlachtleistungen.

Maße und Gewichte

weiblich

männlich

Widerristhöhe (cm)

140

150

Gewicht (kg)

750 – 850

1150 – 130

Geburtsgewicht (kg)

40

45

210-Tage-Gewicht (kg)

248

308

365-Tage-Gewicht

402

511

Tägl. Zunahme Jungbullen (g)

1300

An zwei Standorten wurde der Genotyp 67 kultiviert: Auf Gut Criewen bei Schwedt und im Gut Westenbrügge bei Bad Doberan. Von 1970 bis 1989 war ein Herdbuchbestand von 600 für die Zucht zugelassenen Herdbuchkühen aufgebaut. Dann kam die Wende und der Bestand in Mecklenburg wurde aufgelöst. Schließlich gab es in Brandenburg nur noch 300 Tiere und die gerade erst entwickelte Rasse, die sich auf den märkischen Böden zu Hause fühlt, war bedroht, stellte Cornelia Buchholz fest. Nur engagierten Züchtern ist es zu verdanken, dass der Genotyp 67 erhalten blieb. Schließlich wurde er 1992 als eigenständige Rasse anerkannt und brauchte noch einen richtigen Namen: Da die Uckermark als Ursprungsregion ausgemacht werden konnte, stand der Name, der sich mittlerweile zur Marke entwickelte, schnell fest: Uckermärker.

Wirtschaftsrasse
Der Uckermärker ist eine Wirtschaftsrasse. Deswegen gilt er als Gebrauchskreuzung und findet keine finanzielle Unterstützung durch Fördermittel. Das der Verband es auch ohne schafft, darauf ist die Zuchtleiterin der RBB stolz. Zufrieden macht sie auch der Auftritt auf der Messe. Heute und morgen findet in der Tierhalle 25 die erste Bundesschau der Uckermärker. Immerhin gibt es in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wieder 2.300 Herdbuchkühe bei 51 Züchtern. Die Bundesschau soll die Tiere in anderen Bundesländern bekannt machen und viele Züchter hätten sich bereits danach erkundigt. Die Uckermärker werden heute meist für Mutterkuhherden und als Deckbulle im Natursprung eingesetzt. Cornelia Buchholz hat auch bereits Anfragen aus Polen erhalten. In den angrenzenden Woiwodschaften ist der Uckermärker vollkommen unbekannt – fände aber die gleichen klimatischen Bedingungen und Standortverhältnisse.
UckermärkerDas Agrarministerium aus Potsdam freut sich in diesem Zusammenhang auf den Boom der Fleischrinderhaltung im Land. Die Bestandsdichten im Nordosten Deutschland sind zu gering. So erfahren die Mutterkuhherden einen regelrechten Aufschwung. Am Gesamtrinderbestand von 572.000 Tieren stellen Ammen- und Mutterkühe einen Anteil von 90.000.
Cornelia Buchholz freut sich bei dieser Grünen Woche noch über etwas anderes: Die Berliner Messebesucher erkennen die Uckermärker immer öfter wieder und gehen insgesamt offen mit diesem Wirtschaftsbereich um. Das könnte auch daran liegen, dass die Landausflüge Wirkung zeigen.
Übrigens: Die Uckermärker gibt es noch in verschiedenen Farbrichtungen: Weiß, cremefarben und gescheckt. Das, so die Züchterin, ist noch ein Zeichen dafür, dass es sich um eine junge Rasse handelt. Die Zukunft wird farbstabiler sein.

roRo; Foto: RBB

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