Ergebnisorientierte Tierwohlindikatoren

Landwirtschaft

Tierwohl messen, aber wie?

Schema Studie Thünen-Institute
Schema für die Status quo-orientierte Ziel- und Gesamtwertsetzung

Alle wollen Tierwohl, doch Kühen sieht man es höchstens indirekt an, ob sie sich wohl fühlen oder nicht. Noch schwieriger wird es, wenn es um Gesundheitsaspekte geht, die nicht sichtbar sind. Dazu zählen beispielsweise der Zellgehalt der Milch oder Gelenkprobleme am Fundament.

Die Thünen-Institute für Betriebswirtschaft und Ökologischen Landbau haben jetzt aus 115 Milchviehbetrieben Indikatoren zusammengestellt, die zu einer ergebnisorientierten Honorierung tierärztlicher Leistung führen sollen. Tiere weisen nach Analysen Lahmheiten, Verhaltensstörungen und Verletzungen auf, während Tierwohl einen hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert erhält. Die Ökonomen sprechen von Marktversagen, sobald Erwartungen und  Realität auseinander klaffen. Die Politik soll lenkend eingreifen.

Vor diesem Hintergrund kann die Politik beispielsweise über die Entwicklungsprogramme des ländlichen Raumes oder über bundesländereigene Förderprogramme Anreize setzen. Damit das Tierwohl nicht nach Augenschein erfasst wird, müssen qualitative Indikatoren her, die eine möglichst objektive Bemessungsgrundlage für die Zahlungen bieten.

Daher wollten die Wissenschaftler der Thünen-Institute „ein Konzept für eine ergebnisorientierte Honorierung tiergerechter Nutztierhaltung auf landwirtschaftlichen Betrieben auf ihre Eignung zur Beurteilung der Tiergerechtigkeit in Praxisbetrieben“ testen [1].

Zehn Indikatoren wurden festgelegt, die entweder am Tier oder am Schreibtisch erhoben werden. Die Indikatoren „Anteil lahmer Kühe“ und „Anteil Kühe mit Zellgehalt über 400.000 pro ml Milch wurden als essentiell eingestuft.

Was nachvollziehbar klingt hat sich in der Praxis als Problem herausgestellt. Ein Fazit lautet: „Die Festlegung der Kriterien für einen Ausschluss aus einer Fördermaßnahme bzw. dem ökologischen Landbau lässt sich kaum wissenschaftlich ableiten.“ Es bestehe noch immer ein erheblicher politischer Ermessungsspielraum. Die Kontrolldichte sollte mindestens verdoppelt werden, um alleine statistische Unsicherheiten bei der Erfassung auszugleichen. Dennoch kann der Ansatz „die bisherige auf Ressourcen und Management bezogenen Maßnahmen und Kontrollen ergänzen“, heißt es zum Schluss.

Lesestoff:

[1] Das Ergebnis ist in der Arbeit unter folgendem Link veröffentlicht: www.orgprints.org/31971/

Roland Krieg; Grafik: Studie Thünen-Institut

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