Ernährungsbranche muss umweltfreundlicher werden
Landwirtschaft
Politikdefizite beim ökologischen Fußabdruck Lebensmittel
Eine neue Allianz aus Umweltbundesamt (UBA) und
Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat auf der Grünen Woche konkrete
Handlungsempfehlungen vorgestellt, weil die Lebensmittelproduktion aus ihrer
Sicht nicht umweltfreundlich genug ist.
Nach UBA-Präsident Dr. Thomas Holzmann stehen vor allem die Vermeidung von Stickstoffüberschüssen, die Förderung des ökologischen Landbaus, Orientierung des Fleischkonsums an gesundheitlichen Empfehlungen und Verminderung von Lebensmittelabfällen im Vordergrund. Hintergrund ist, dass ein Fünftel der Treibhausgasemissionen auf den Ernährungssektor zurückgeht, erklärte Holzmann gemeinsam mit Dr. Holger Krawinkel, Leiter Verbraucherpolitik in der vzbv. Daher sei es Zeit zu handeln.
Beide stellten fest, dass Handlungsempfehlungen vorliegen. Sowohl beim Stickstoffüberschuss als auch beim Ausbau des ökologischen Landbaus liegen Orientierungswerte vor – doch gehe es zu langsam vorwärts.
So wollte die Bundesregierung den Stickstoffüberschuss bis 2010 auf 80 Kilogramm N je Hektar reduziert haben, lag aber mit 95 Hektar deutlich drüber. Auch wenn die Überschüsse im Jahr 1991 mit fast 130 Kilogramm noch deutlicher waren. Vor allem der N-Kreislauf erreiche planetare Grenzen. Die Emissionen belasten das Klima und reduzieren die Biodiversität. Im Gegensatz zu anderen Sektoren habe die Landwirtschaft bei den Treibhausgasen die wenigsten Fortschritte gemacht. Die Gewässerkarte des UBA zeigt, dass Stickstoff vor allem in den viehdichten Gebieten die Wasserqualität vermindert.
Rückschritte habe es auch beim Ausbau des ökologischen Landbaus gegeben. Wurde vor zehn Jahren noch das Ziel formuliert, diesen bis 2020 auf einen Anteil von 20 Prozent zu bringen, ist die Politik von einer konkreten Jahreszahl mittlerweile abgerückt. Dabei weise selbst das Bayerische Gesundheitsministerium den Ökolandbau als Energiesparer aus. Pro Hektar werden nur 6,8 Giga Joule verbraucht, der konventionelle Landbau muss 19,4 GJ aufwenden. Zu seinen Lasten gehen vor allem Pflanzenschutzmittel- und Aufwendungen für die mineralische Düngung.
In den Empfehlungen steht eine Änderung der Düngeverordnung ganz oben. So müssten Sperrfristen für organischen Dünger verlängert werden, Technik für eine schnelle Einarbeitung von innerhalb vier Stunden gefördert und eine Düngebedarfsermittlung Pflicht werden.
Der Ökolandbau leide derzeit vor allem in der Übergangszeit an benachteiligten Marktbedingungen und müsse aus der zweiten Säule der Agrarpolitik mehr gefördert werden. Wenn die Politik verlässlichere Rahmenbedingungen bereit hielte, würden auch mehr Bauern umstellen.
Roland Krieg
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