Ernste Lage bei Tierseuchen
Landwirtschaft
Keine Entspannung bei ASP und Geflügelpest
ASP
In Mecklenburg-Vorpommern überschlagen sich die Meldungen über die Afrikanische Schweinepest (ASP). Galt der Fall in einem Hausschweinebestand Mitte November noch als Punkteintrag, haben sich die Fallzahlen bei Wildschweinen im Landkreis Ludwigslust während der letzten Novemberwoche stetig erhöht. Zum Wochenende hin wurde im Grenzgebiet zu Niedersachsen und Brandenburg ein neuer Fall außerhalb der frisch eingezäunten Kernzone festgestellt. Deutschland hat damit im November, ohne die letzte Monatswoche, mit 175 Meldungen nach Polen (194) die meisten ASP-Fälle bei Wildschweinen. Die Ursache für den Eintrag in den Hausschweinbestand ist nach Auskunft des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) weiterhin ungeklärt. Das Seuchen-Bulletin der Veterinäre schreibt der Fallwildsuche die höchste Priorität gegen die Ausbreitung der ASP in Richtung Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu. [1]
International hat sich die ASP nach Verbreitung in der Dominikanischen Republik im Norden von Haiti festgesetzt.
Geflügelpest
Die Hochpathogene Aviäre Influenza hat mittlerweile in elf Bundesländern bei Hausgeflügel und Wildvögeln zu Ausbrüchen geführt. Fast ausschließlich ist es die Variante H5N1, die sich mit einem Nord-Südgefälle von Schleswig-Holstein (127 Fälle) bis nach Bayern (1 Fall) erstreckt. Die Ausbrüche bei Hausgeflügel haben sich von Oktober bis in November in ganz Europa nahezu verdoppelt. Vor allem in Großbritannien ist die Variante H5N8 bei Wildvögeln weit verbreitet. Das FLI sieht erneut einen hochdynamischen Seuchenzug in Europa, bei dem mehrere Genotypen von H5N1 auch schon länger in Europa zirkulieren. Die aktuelle Saison weist eine hohe genetische Variabilität auf, bei der sich weitere Genotypen etablieren können. Generell ist der Herbstzug der Wildvögel noch nicht abgeschlossen. Die Geflügelpest war aber auch im Sommer über in Europa präsent.
Westnilvirus
Auch beim Westnilvirus steht die Seuchenampel auf Rot. In den vergangenen vier Wochen wurde das Virus bei drei Greifvögeln und einem Pony nachgewiesen. Die Erkrankungen traten erneut in den Endemie-Regionen im östlichen Teil Deutschlands auf. Seit April sind in allen fünf Bundesländern plus Berlin 40 Nachweise des Westnilvirus erfolgt. Pferdehalter sollten die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin beachten. Die Infektion kann auch bei Menschen erfolgen und mit einem symptomlosen Westnilfieber verlaufen. 20 Prozent der Menschen bekommen einen grippeähnlichen Krankheitsverlauf und nur bei jedem 150. Fall verläuft die Krankheit schwer. Bislang wurden dem Europäischen Zentrum für Krankheitsprävention und Kontrolle (ECDC) 139 menschliche Infektionen gemeldet. Zwischen 50 und 60 sind jeweils aus Griechenland und Italien gemeldet.
Warnstufe Gelb für: MKS und Milzbrand
Auch wenn derzeit keine Fälle der Maul- und Klauenseuche vorliegen, besteht für Deutschland die Gefahr der Einschleppung aus der Türkei und den nordafrikanischen Ländern.
Im Landkreis Rosenheim hat es einen neuen Fall von Anthrax gegeben, der wie zuletzt im August 2021 auf demselben Weideland auftrat. Bacillus anthracis ist äußerst resistent und langlebig. Tiere infizieren sich über kontaminierte Weiden und Futter. Anthrax-Ausbrüche treten meist lokal und singulär auf.
Lesestoff:
[1] Im Verlauf des Nachmittag wurde ein von einem Auto zwischen der A24 und der Grenze zu Brandenburg angefahrenes Wildschwein ebenfalls als sechstes Tier auf ASP positiv getestet. Der Unfall ereignete sich außerhalb der bisherigen Sperrzone und hat neue Restriktionsgebiete zur Folge. Damit ist das ASP-Geschehen im Land derzeit nicht genau erfassbar. Der Druck auf die Schweinehalter, die schlachtreife Tiere nicht verbringen können nimmt zu, der Druck auf die Schlachthäuser zur Kontrolle der angelieferten Tiere nimmt zu und der Druck auf die Jäger, den Wildschweinbestand stärker zu begrenzen.
roRo
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