Erntebilanz 2007

Landwirtschaft

Im Durchschnitt enttäuschende Menge

So verschieden wie Bayern und Mecklenburg-Vorpommern in der letzten Woche ihre Ernte einschätzten, so durchschnittlich liegt die Gesamtbilanz des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Insgesamt liegt die Getreidemenge mit 40 Millionen Tonnen 8,7 Prozent unter der des Vorjahres und deutlich unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von gut 45 Millionen Tonnen. Obwohl der Rapsanbau um neun Prozent ausgeweitet wurde, liegt der Ernteertrag fünf Millionen Tonnen unter Vorjahresniveau. Aktuell sind nur noch in den traditionellen Spätdruschgebieten die Mähdrescher unterwegs. Die Marktversorgung ist jedoch bereits jetzt sicher gestellt.
Die Frühkartoffelernte neigt sich dem Ende entgegen und sichert mit 10 Mio. Tonnen die Grundversorgung. Zuckerrüben und Mais, deren Ernte noch nicht begonnen hat, könnten von den Niederschlägen noch profitieren. Vor allem bei Mais sind die Bauern optimistisch.

Ungünstiger Witterungsverlauf
Wesentlicher Grund für die ungewöhnlich niedrige Ernte ist der außergewöhnliche Witterungsverlauf in diesem Jahr. Nach dem zunächst sehr milden Winter ohne Frostschäden starteten die Kulturen deutlich früher als sonst in die Vegetation. In die entscheidende Wachstumsphase fielen lange Trockenheit und hohe Temperaturen und haben irreversibel Schäden angerichtet. Immer wieder einsetzende Niederschläge in der Erntezeit haben Halme und Ähren umknicken lassen, so dass sie nicht mehr geerntet werden konnten.

Kultur

Ertrag

Menge zu Vorj.

Ertrag zu Vorjahr

Fläche zu Vorjahr

Bemerkung

Wi-gerste

8 Mio t

- 14,5 %

- 12

- 3

Verluste in der Frühjahrstrockenheit

So-gerste

2,1 Mio t

- 16 %

- 8,6 %

- 8,5 %

Geringerer Aufgang durch Frühjahrstrockenheit

Roggen

0,35 Mi t

+ 14 %

- 9%

+ 25,1 %

Qualitätsverluste durch Regen bei der Ernte

Weizen

20 Mio t

- 10 %

Lagergetreide durch Augustniederschläge

Winterraps

5 Mio t

- 12,8 %

+ 9 %

Spätfrostschäden nach frühen Vegetationsstart

nach Angaben DBV

Die durchschnittlichen Ernteerträge spiegeln nicht die regionalen Unterschiede wieder. Kleinräumig hat es stark variierende Niederschlagsereignisse gegeben. Unterschiedliche Bodenverhältnisse und geografische Schwerpunkte hohen Schädlingsaufkommens verursachen ein breites Spektrum an Erträgen. So ist Bayern mit seiner Weizenernte zufrieden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erlitten große Ertragseinbußen. In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind die Ernten in einigen Landkreisen durch hohen Mäusebefall geschädigt.

Gute Preise
Für die Bauern sind angesichts der geringeren Erntemengen die Erzeugerpreise wichtig. Und die liegen über dem Vorjahr, gleichen die Ertragseinbußen wieder aus. Nur bei Raps folgen die Preise nicht der allgemeinen Entwicklung.
Der Verbraucherschock über die Milchpreise wertet Bauernpräsident Gerd Sonnleitner eher als Signal: „Die Verbraucher sind eben verwöhnt gewesen. In allen anderen Ländern der Erde muss man mehr für Lebensmittel ausgeben.“ Mit der Öffnung der EU zum Weltmarkt und dem Abbau der Interventionen bekomme der Markt ein größeres Gewicht, pflichtete Generalsekretär Dr. Helmut Born bei.
Bei den Flächen ist noch Platz. Alleine die aktuellen Stillegungsflächen umfassen europaweit noch 17 Millionen Hektar.

Ausland
Auch im Ausland sind die Erntaussichten unterschiedlich. Während Frankreich mit der niedrigsten Weizenernte seit 2003 rechnet, geht die USA davon aus, dass die Gesamternte weltweit von 592 auf 610 Mio. GetreideTonnen ansteigt. Allerdings steigt auch der Verbrauch auf 620 Mio. t.
Im vergangenen Jahr hatte Russland 78,4 Mio. Tonnen Getreide geerntet und die bisherige Schätzung ging für 2007 von einem Minus in Höhe von über zwei Mio. t aus. Aktuelle Berechungen des nationalen Forschungsinstituts für Agrarmarktkonjunktur (IKAR) erwarten ein besseres Ergebnis von 79 Mio. t. Die Frühjahrsdürre in Südwestrussland hat weniger Schäden angerichtet als erwartet. Auch in Russland sind die Erntemengen regional sehr unterschiedlich. In der Region Krasnodar werden durchschnittlich 44,5 dt/ha geerntet, in der von der Dürre heimgesuchten Region Rostow am Don liegen die Erträge bei 21,4 dt/ha.

VLE; Foto: roRo

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