Ernteschätzung zum DBV-Ernteauftakt
Landwirtschaft
Niederschlag hat Weizenertrag abgesichert
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von rund 43 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen leicht unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 in Höhe von 44,4 Millionen Tonnen und rund vier Prozent unterhalb des Vorjahresergebnisses (44,3 Millionen Tonnen). „Wir erwarten eine leicht unterdurchschnittliche Ernte bei großen, regionalen Unterschieden. Durch die Niederschläge der vergangenen Wochen hat sich insgesamt eine gewisse Entspannung eingestellt. Für die Herbstkulturen sind die Sommermonate entscheidend, in denen wir ausreichend Regen brauchen, da es keine Wasserreserven in den Böden gibt. Auch unsere tierhaltenden Betriebe sind dringend darauf angewiesen, wieder ausreichende Futterreserven aufzubauen“, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied.
Die Getreideernte ist unter sehr wechselhaften Vegetationsbedingungen herangewachsen. Im vergangenen Herbst endete die Dürre mit flächendeckenden Niederschlägen, wodurch die Bodenwasservorräte wieder aufgefüllt wurden. Nach einem milden Winter litten die bis dahin gut entwickelten Getreidebestände jedoch unter dem deutlich zu trockenen März und April. „Der kühlere Mai und die Niederschläge im Juni haben größere Ertragseinbußen beim Winterweizen verhindert. Für die Wintergerste kamen die Niederschläge dagegen zu spät“, erläutert Rukwied zu den Auswirkungen der Witterung auf die Getreidearten. Auf den Winterweizen könnten sich in diesen Tagen noch extreme Hitzewellen negativ auswirken, da die für den Ertrag wichtige Kornfüllung bei hohen Temperaturen und Wassermangel nicht mehr stattfindet.
Die deutsche Getreideernte wächst auf einer Fläche von 6,2 Millionen Hektar heran. Damit fällt die Getreideanbaufläche zur Ernte 2020 knapp 3 Prozent kleiner aus als im Vorjahr. Mit einer Anbaufläche von 2,84 Millionen Hektar ist Winterweizen weiterhin die im Anbau bedeutendste Getreideart in Deutschland. Allerdings ist der Anbau von Winterweizen wegen der nassen Aussaatbedingungen im vergangenen Herbst gegenüber dem Vorjahr um 215.000 Hektar bzw. sieben Prozent zurückgegangen. Da Winterweizen zu den ertragsstarken Getreidearten zählt, wirkt sich die verringerte Anbaufläche auch deutlich auf die zu erwartende Erntemenge insgesamt aus.
Der Anbau von Winterraps konnte gegenüber dem Vorjahr zwar um 100.000 Hektar auf 953.000 Hektar ausgedehnt werden, verfehlt damit aber die durchschnittliche Anbaufläche der Jahre 2015 bis 2019 in Höhe von 1,2 Millionen Hektar deutlich. Ursächlich hierfür ist, dass es zum Zeitpunkt der Rapsaussaat im August/September 2019 weiterhin viel zu trocken war. Zudem ist der Anbau von Raps aufgrund fehlender Bekämpfungsmöglichkeiten wichtiger Rapsschädlinge mit höheren Ertragsschwankungen verbunden, wodurch der Anbau von Raps wirtschaftlich weniger attraktiv geworden ist. Mit Blick auf die Auflockerung der vielfach getreidereichen Fruchtfolgen ist dies eine bedauerliche Entwicklung.
Für die nun bevorstehende Getreideernte hoffen die deutschen Bauern auf beständige sommerliche Witterungsverhältnisse. Für die im Herbst zu erntenden Kulturen Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben ist in den nächsten Monaten dagegen eine ausreichende Wasserversorgung notwendig, damit diese Kulturen ihr Ertragspotenzial entfalten können. Auch für die tierhaltenden Betriebe ist eine ausreichende Wasserversorgung existenziell, damit eine gute Grundfutter- und Silomaisernte eingefahren werden kann. Futterreserven bestehen nach zwei viel zu trockenen Jahren auf den Betrieben nicht mehr.
Der Bereich Obst und Gemüse ist wie kein anderer auf den Einsatz von Saisonarbeitskräften angewiesen. Trotz geschlossener Grenzen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, ist es gelungen, über eine Sonderregelung der Bundesregierung über 30.000 Personen mit dem Flugzeug nach Deutschland zu holen. Dennoch ist beispielsweise beim Spargel von einer Verringerung der Erntemenge von 30 Prozent auszugehen. Grund sind fehlende Erntehelfer und der zeitweise Ausfall der Gastronomie.
DBV