Erst zu trocken, dann zu nass
Landwirtschaft
Das Agrarwetter von September bis Oktober
Das Agrarwetter schlägt im September bis Mitte Oktober Kapriolen in Europa. Der Vegetationsbericht der EU-Kommission von diesem Montag zeigt ausgiebige Trockenheit von Finnland bis Südosteuropa mit einem deutlichen Temperaturplus. Von Frankreich über die Alpen bis nach Ungarn zieht sich ein Niederschlagsgebiet um Deutschland herum in West-Ostrichtung. Das hat zwar die Ernte von Sommerkulturen beeinträchtigt, sollt aber die Aussaat von Winterfrüchten nicht negativ beeinflussen. Die Erntemengen für Zuckerrüben, Sonnenblumen und Silomais wurden gegenüber den Septemberprognosen heruntergesetzt.
Bislang haben die Wetterbedingungen die Rapsaussaat in Frankreich, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine verzögert. In einigen Regionen wurde das Aussaatfenster verpasst. Wintergetreide konnte nur im Norden Europas rechtzeitig in den Boden gebracht werden. Der September in Westeuropa war zunächst zu trocken, dann zu nass. Nur vereinzelt können Landwirte das Defizit noch ausgleichen.
Mit sieben Tropentagen über 30 Grad Celsius war der September der wärmste jemals in Europa gemessene Herbstmonat. Der gesamte Mittelmeerraum von Portugal bis in die Osttürkei war trockener als gewöhnlich, während Südfrankreich und Norditalien durch heftige Niederschläge nach dem Sturm Alex getroffen wurden.
Bis Ende in den Januar hinein erwartet die Kommission wärmere Witterungsbedingungen als üblich. Davon sind der Mittelmeerraum, Osteuropa und Russland betroffen.
Deutschland
Die Aussaatbedingungen in Deutschland waren für die Winterkulturen bis zu den Regenfällen im Oktober im Allgemeinen gut. Der Niederschlag hat einige Aquifer aufgefüllt, die zum dritten Mal hintereinander im vom Frühjahr bis in den Sommer hinein durch Trockenheit belastet wurden.
Schwarzmeerregion
Die Niederschläge zu Beginn des Oktobers haben die Wintersaat in der Ukraine begünstigt. Die Wintergerste braucht aber noch mehr für einen guten Start in die Vegetation. Die Trockenheit im September und Oktober hat vor allem den Körnermais geschädigt.
Fast die gesamte Türkei litt unter einer Hitzewelle im September und hat alle Kulturen gestresst. In Zentral- und der Osttürkei lagen die Temperaturen zwischen vier und sechs Grad über dem langjährigen Mittel. Aussagen über neue Winterkulturen gibt es noch nicht, da die erst ab November in den Boden kommen.
Russland und Kasachstan
Russland darf nach einem schwierigen Witterungsverlauf mit Frost, Frühjahrsniederschlag und anschließender Trockenheit im Oktober auf ein Plus bei allen Winterkulturen hoffen. Die Prognosen liegen selbst bei Körnermais über dem 5-Jahre-Schnitt. Im Mais hat Trockenheit die Blühphase und Phase er Kornfüllung beeinträchtigt.
Das Wetter hat Kasachstan 2020 zweigeteilt. Die Erträge bei den Sommerkulturen im Norden mussten trockenheitsbedingt Ausfälle verzeichnen, die Winterkulturen im Süden liegen leicht über dem 5-Jahres-Ertrag.
roRo
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