Erster DBV-Erntebericht
Landwirtschaft
a:2:{s:4:"unit";s:2:"h2";s:5:"value";s:610:"Späte Getreideernte startet unter guten Druschbedingungen Nach einem durchaus schwierigen Vegetationsjahr starten die deutschen Landwirte endlich mit einer Verzögerung von 10 bis 14 Tagen in d
Pflanzen mussten Vegetationsrückstand aufholen
Die Feldbestände zur Ernte 2013 waren oftmals schwierigen Witterungsbedingungen ausgesetzt. Der Winter war lang und kalt, hat aber erfreulicherweise durch eine zum überwiegenden Teil ausreichend vorhandene Schneedecke keine größeren Auswinterungsschäden nach sich gezogen. Allerdings taute die Schneedecke in den östlichen Bundesländern erst Ende März, regional sogar erst Anfang April weg. Dementsprechend spät setzte die Frühjahrsvegetation ein. Auch notwendige Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen sowie die Aussaat der Sommerkulturen konnten erst mit Verspätung durchgeführt werden. Insgesamt betrug der Vegetationsrückstand im Frühjahr zwei, regional sogar vier Wochen. Dieser Rückstand konnte in dem überwiegend kühlen und feuchten Frühjahr nur teilweise aufgeholt werden, weswegen die Getreideernte in diesem Jahr mit einer Verzögerung von 10 bis 14 Tagen begonnen hat.
Wintergerste
Naturgemäß ist die Wintergerste zuerst erntereif. In einigen Gegenden wie in
Baden, in Brandenburg, im Rheinland sowie in Sachsen-Anhalt ist die
Gerstenernte schon weit fortgeschritten. In Höhenlagen sowie auf schwereren
Ackerböden und im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein wird die
Gerstenernte dagegen erst in den nächsten Tagen richtig losgehen. Die
Anbaufläche der Wintergerste zur Ernte 2013 beträgt 1,2 Millionen Hektar.
Gegenüber der im vergangenen Jahr aufgrund massiver Auswinterungsschäden
reduzierten Wintergerstenfläche entspricht dies einem Flächenzuwachs von mehr
als 100.000 Hektar. Nach den bisherigen Ernteergebnissen ist davon auszugehen,
dass die Erträge mit gut 6,4 Tonnen pro Hektar durchschnittlich ausfallen
werden. Regional sind die Erträge jedoch sehr unterschiedlich – von einem
Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent bis zu einem um 20 Prozent
höheren Ertrag als in der vergangenen Ernte wird berichtet. Insgesamt
enttäuschen die bisher durchschnittlichen Erträge jedoch. Denn das prinzipiell
für Wintergetreide vorteilhafte kühle und feuchte Wetter im Frühjahr hatte zu
höheren Ertragserwartungen geführt, die nun nur in wenigen Fällen erfüllt
werden können. Unter Zugrundelegung der Anbaufläche ist eine Wintergerstenernte
in Höhe von gut 7,7 Millionen Tonnen zu erwarten. Dies entspräche gegenüber dem
Vorjahr einer um gut 650.000 Tonnen höheren Erntemenge. Angesichts des derzeit
guten Druschwetters kann Wintergerste zum überwiegenden Teil mit
Feuchtegehalten von 12 bis 15 Prozent geerntet werden. Dies erspart den
Landwirten eine energieaufwendige und damit kostenträchtige Trocknung des
Erntegutes.
Raps
Nach der Ernte der Wintergerste folgt die Rapsernte. Die Verzögerungen in der
Abreife haben jedoch dazu geführt, dass Raps bisher so gut wie gar nicht
gedroschen werden konnte. Die Ertragserwartungen an den auf 1,4 Millionen
Hektar angebauten Winterraps sind – mit regionalen Unterschieden –
durchschnittlich bis gut. Abzuwarten bleibt, inwieweit sich die durch das kühle
und feuchte Frühjahr verkürzte Blütezeit auf die Erträge ausgewirkt hat und wie
die Ölgehalte ausfallen werden. Schwierigkeiten bei der Ernte von Raps könnten
durch eine ungleichmäßige Abreife der Schoten auftreten.
Winterweizen
Die bedeutendste Getreidekultur in Deutschland ist mit einer Anbaufläche von 3
Millionen Hektar der Winterweizen. Allerdings kommt Winterweizen von den in
Deutschland angebauten Getreidearten – abgesehen von Mais – am spätesten zur
Abreife. Aus diesem Grunde und vor dem Hintergrund der Vegetationsverzögerungen
wurde bisher so gut wie kein Winterweizen gedroschen. Die kühle und feuchte
Witterung im Frühjahr hat den Weizenbeständen im Prinzip nicht geschadet. Die
gute Wasserversorgung hat jedoch dazu geführt, dass sich das Wurzelwerk der
Weizenpflanzen vielfach nicht gut entwickelt hat. Dies wirkt sich während der
aktuellen Schönwetterphase mit hohen Temperaturen negativ auf die
Weizenbestände aus. Regional ist schon zu erkennen, dass die Weizenbestände zu
schnell abreifen, also in die Notreife gehen. Folglich werden die
Hektolitergewichte niedriger ausfallen als zunächst erhofft, so dass diese
Weizenbestände ihr Ertragspotenzial nicht werden ausschöpfen können.
Mais
Schwierig gestaltet sich die aktuelle Situation auch für die Maisbestände.
Schon die recht niedrigen Temperaturen haben den Wärme liebenden Maispflanzen
vielfach einen schweren Start beschert, weswegen sich die Bestände nur
unzureichend entwickelt hatten. In der aktuell trockenen und heißen Wetterphase
zeigen die Maispflanzen vielerorts nun erste Anzeichen von Trockenstress. Wie
stark sich die derzeitigen Witterungsbedingungen auf die Körnermaiserträge
auswirken werden, wird sich bei der im Herbst beginnenden Maisernte zeigen.
Marktlage im Ackerbau
Mit Beginn der Getreideernte in Deutschland und Europa
sowie den wichtigen Produktionsländern China, den USA und der Schwarzmeerregion
steigt zwar das saisonale Angebot an Getreide, die weltweite Versorgungslage
insbesondere mit Weizen bleibt jedoch grundsätzlich angespannt, wie der
Deutsche Bauernverband (DBV) mitteilt. Unsicherheiten bei den derzeitigen
Prognosen über Ernte und Verbrauch weltweit sieht der DBV mit Blick auf die
Erwartungen an die erst im Herbst beginnende Maisernte.
Durch die laufende Ernte nimmt das Getreideangebot auf den Märkten derzeit
stetig zu, die Ertragserwartungen an die noch zu erntenden Bestände sind
vielerorts hoch. So erwartet die EU-Kommission für die EU-28 eine Weizenernte
in Höhe von 129 Millionen Tonnen (Vorjahr 124 Millionen Tonnen). Das russische
Agrarministerium geht trotz erster dürrebedingter Ernteausfälle nach wie vor
von einer Weizenernte von 54 Millionen Tonnen aus, was gegenüber dem Vorjahr
einer Steigerung um 16 Millionen Tonnen entspräche. Weltweit schätzt das
US-amerikanische Landwirtschaftsministerium die Weizenernte auf 698 Millionen
Tonnen. Das wären fast 43 Millionen Tonnen mehr als im Wirtschaftsjahr
2012/2013. Dennoch wird diese Ernte knapp nicht ausreichen, um die weltweite
Nachfrage nach Weizen in Höhe von 700 Millionen Tonnen zu befriedigen. Ein
erneuter Abbau der weltweiten Lagerbestände um 2,1 Millionen Tonnen auf 172
Millionen Tonnen wäre die Folge.
Angesichts dieser Prognosen betonte Wolfgang Vogel, Vorsitzender des
DBV-Fachausschusses für Getreide und andere pflanzliche Qualitätsprodukte, dass
die Landwirte sich in diesem Getreidewirtschaftsjahr wieder einem normalen
Preisverlauf ausgesetzt sehen. Das steigende Angebot und die hohen
Ernteerwartungen hätten in den vergangenen Wochen Druck auf die
Terminmarktnotierungen ausgeübt, die sich in den letzten Tagen an der Matif in
Paris auf einem Niveau von 194 Euro pro Tonne Weizen eingependelt hätten.
„Gegenüber dem Vorjahr müssen wir Landwirte zur Zeit einen erheblichen
Preisrückgang bei Getreide und Raps verkraften“, stellte Vogel fest. Die
Ackerbauern hätten im vergangenen Jahr noch 235 Euro pro Tonne Brotweizen und
486 Euro pro Tonne Raps erlösen können, was auf Meldungen über die Dürre in den
USA und die dadurch notwendigen Abwärtskorrekturen der Maisernte zurückzuführen
war. Damit sei es trotz einsetzender Ernte zu Preissteigerungen gekommen. In
diesem Jahr bewegten sich die Preise im Bundesdurchschnitt im Bereich von 169
Euro pro Tonne Brotweizen und 361 Euro pro Tonne Raps. Die Landwirte hofften,
dass sich angesichts der weltweit hohen Nachfrage nach Agrarrohstoffen im
weiteren Verlauf des Wirtschaftsjahres wieder festere Preistendenzen
einstellten. „Entscheidend ist, ob die weltweit prognostizierte Maisernte
überhaupt so hoch ausfällt“, hebt Vogel hervor. Auch über die Qualität des
Brotgetreides lasse sich zurzeit noch nicht viel sagen.
Mais ist weltweit das wichtigste Futtergetreide. In seinem Juli-Bericht geht
das US-Landwirtschaftsministerium von einer weltweiten Erntemenge von 960
Millionen Tonnen aus. Sollte eine Maisernte in dieser Größenordnung eingefahren
werden, wäre das gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 105 Millionen Tonnen.
Hiervon entfielen wiederum 80 Millionen Tonnen auf eine höhere US-Maisernte.
Der Verbrauch soll gegenüber dem Vorjahr auf 932 Millionen Tonnen steigen.
DBV