Es herrscht eine Gaudi

Landwirtschaft

Bauern und Handel sind sehr zufrieden

Bei der Eröffnungspressekonferenz heute auf dem Berliner Messegelände zeigten sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Gerd Sonnleitner und Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), zufrieden mit der Situation des Marktes.

Lebensmittel und Energie
Als vor 50 Jahren die Römischen Verträge als Vorläufer der heutigen EU von sechs Ländern unterzeichnet wurden, ging es im Europa der Nachkriegszeit um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Energie. Sonnleiter sieht das Ziel der Lebensmittelversorgung erfüllt und die Zeit reif, für die Sicherung der Energie vom Land.
Nicht nur die deutsche Wirtschaft ist in Aufbruchstimmung, sondern die Geschichte der EU erweist sich als Erfolgsmodell. Seit den Römischen Verträgen entwickelte sich die EU mit fast 60 Milliarden Euro zum weltweit größten Agrarexporteur und importiert heute mehr Lebensmittel als die USA, Kanada, Japan und Australien zusammen. Wären die Lebensmittelpreise seit den 1950er Jahren im gleichen Maße wie in anderen Branchen gestiegen, zahlten Verbraucher in Deutschland etwa fünf Milliarden Euro mehr für ihre Nahrung. Lebensmittel sind auch im Jahr der Mehrwertsteuererhöhung eine Inflationsbremse.
Die deutsche Landwirtschaft in Europa eine Spitzenstellung ein. Bei Rindfleisch und Milch steht die Bundesrepublik in Europa an erster, bei Getreide und Zucker an zweiter Stelle.

Ziele des DBV:
Vereinfachung und Abbau der Bürokratie
Ausbau der Bioenergie
Reformen in der Tierseuchenbekämpfung
Mehr Subsidiarität, also regionale Verantwortung in der Umweltpolitik beim Schutz von Boden, Wasser und Biodiversität

Diese Grüne Woche will Sonnleitner überwiegend in den Fokus der erneuerbaren Energien stellen. Diese decken bereits zu sieben Prozent des Bedarfes an Strom, Wärme und Kraftstoff. Allein zehn Prozent des Stroms ist erneuerbar gewonnen. Die Produktion von Biomasse hat nach seinen Angaben bereits die Wirtschaftlichkeit erreicht. Mit insgesamt 65.000 Beschäftigten erstreckt sich der Sektor bis in die Anlagentechnik außerhalb der Landwirtschaft hinein. Ungesagt war In seinem Redemanuskript noch zu lesen, dass mit der Besteuerung des Biodiesels seit Jahresanfang, die Anschubfinanzierung wieder zurückgezahlt werde – während das in andern Branchen, wie beim Airbus kaum absehbar sei.
Während vor fünf Jahren nur 0,8 Millionen Hektar mit Biomasse und erneuerbare Energien bebaut wurden , sind es heute bereits mehr als 1,6 Millionen Hektar. So komme die BerlinEnergy in der Halle 4.2 gerade zum rechten Zeitpunkt.

Optimismus in der Industrie
Jürgen Abraham blickte auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr für die Ernährungsindustrie zurück. Der Gesamtumsatz 2006 betrug nach seinen Schätzungen rund 138,6 Milliarden Euro. Damit hat die Branche ein nominales Wachstum von 3,7 und preisbereinigt von 2,5 Prozent erzielt. Zwar belebt sich langsam die Binnennachfrage, aber im letzten Jahr gab es nur eine Umsatzsteigerung von 1,9 Prozent auf 106,2 Milliarden Euro.
IGW 2007Erfreut zeigte sich Abraham über die Entwicklung des Biomarktes. Dessen Umsatz hat sich gegenüber 2005 um 17 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro erhöht. Wer im Handel allerdings momentan nicht gleich auf angebotene Ware zurückgreift, der geht angesichts des Rohstoffmangels leer aus. Hier sieht Abraham eine Riesenchance für die Landwirtschaft.
Überbewertet findet er die Diskussionen um das Gammelfleisch. Jährlich werden auf stabilem Niveau rund 5,2 Millionen Tonnen Fleisch verzehrt. Angesichts von 20.000 Tonnen Gammelfleisch solle man sich dieses Verhältnisses bewusst werden „bevor man die Bevölkerung in die Hysterie treibt“. Stehe der Kunde an der Ladentheke und sieht das Angebot appetitlich aus, dann kaufe er es auch.
Als Aufgaben für das Jahr 2007 sieht der Vorsitzende der BVE den Abbau der überbordenden Bürokratie, die viel eher die kleinen und mittelständischen Betriebe belastet, als die Großen.
In Frankreich und Spanien zahlen die Unternehmen bis zu 45 Prozent weniger für ihren Strom. Das sei ein deutliches Wettbewerbshindernis für die deutschen Unternehmen. Die hohen Energiepreise gehen, so Abraham, auf das Angebotsmonopol auf er Erzeugerseite zurück.
Bei all den vielen Produktneuheiten auf der Grünen Woche sieht er generell den Trend zu Lebensmitteln mit weniger Fett und Zucker. Die Plattform Ernährung und Bewegung sei auf dem richtigen Weg, über Schule und Öffentlichkeitsarbeit, eine gesunde Ernährung wieder in das Bewusstsein zu bringen. Von den Bundesländern haben sich aber bislang nur Nordrhein-Westfalen und Bayern dem handelsübergreifenden Bündnis angeschlossen.
Auf der diesjährigen Grünen Woche sind mehr Optimisten als Pessimisten unterwegs.

roRo

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