Es wird Zeit für den Frieden
Landwirtschaft
Integrierte Politik für den Ländlichen Raum

Zum Welternährungstag am 16. Oktober lud der EU-Entwicklungsausschuss Experten zum Thema Nahrungssicherheit und Migration ein. Der UN-Bericht zur Situation der Welternährung im September 2017 zeichnet mit 815 Millionen hungernden Menschen wieder eine steigende Zahl der Nahrungsunsicherheit auf. Im Detail benennt er Konflikte und Kriege als Treiber des erstmals seit zehn Jahren wieder rückläufigen Trends. Allein zwischen 2015 und 2017 ist die Zahl der hungernden Menschen in Konfliktregionen ist von 80 auf über 108 Millionen angestiegen, sagte Arif Husain vom World Food Programm (WFP) den Abgeordneten. Kaum mehr als zehn Krisen haben die neue Dimension hervorgerufen. Dennoch sind beispielsweise die Menschen aus Syrien erst 2015 nach Europa aufgebrochen, obwohl der Bürgerkrieg schon 2011 begann. Die Flüchtlinge sind drei bis fünfmal innerhalb Syriens migriert, bevor sie Schutz im Nachbarland Libanon suchten. Erst die fortgesetzte Untätigkeit ließ die Menschen nach Europa aufbrechen. Es gibt eine Finanzlücke der Humanitären Hilfe in der Größenordnung von 40 Prozent des Bedarfs. Auch wenn die absolute Hilfe ansteigt, wächst derzeit der Bedarf noch schneller. Husain warnt, dass bei fortschreibender Krisensituation die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in den verbleibenden 13 Jahren nicht erreicht werden.
Die bewaffneten Konflikte stellen das Thema Migration nach Paulina Bizzotto Molina, Referentin für nachhaltige Lebensmittelsysteme im European Centre for Development Policy Management (ECDPM) ausschließlich unter Fragen der Sicherheitspolitik. Dabei gehört Migration zur Entwicklung dazu. Mangelnde Arbeit, zu geringes Einkommen und fehlende soziale Sicherheit sind Gründe für eine Migration, die hauptsächlich im eigenen Land verbleibt. Dagegen helfen die Entwicklungsziele zur Überwindung struktureller Schwächen, wie für Bildung und Umweltschutz. In den Städten müssen Arbeitsplätze geschaffen werden. Dadurch zeichne sich eine intelligente Politik aus. Geber sollen regionale Institutionen aufbauen und vorhandene Nutzen.
Das ergänzte Cristina Amaral, die das FAO-Verbindungsbüro zur EU leitet. In die äußere Migration gehen vor allem junge Männer vom Land. Auf dem Land bleiben die Frauen, die langfristig die Landwirtschaft feminisieren. Ein territorialer Entwicklungsansatz müsse die Brücke zwischen Stadt und Land herstellen. Die Politik für den ländlichen Raum muss integrativ in allen Ressorts vorhanden sein. Wird die Landwirtschaft als Entwicklungsziel angesprochen, plädiert Amaral für eine Neuorientierung. 85 Prozent der Kleinbauern bewirtschaften weltweit weniger als zwei Hektar Land. Diese Betriebe weisen zwar eine hohe Bodennutzungs- und Wassernutzungsintensität, aber eine sehr geringe Arbeitsproduktivität auf. Das kann hinsichtlich der begrenzten Ressourcen so nicht weitergehen. Für die Minimierung der Migration und Bewirtschaftung innerhalb der vorhandenen Ressourcen müsse die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Die Bewirtschaftungsmethoden müssen sich ändern, forderte Amaral. Gleichzeit kann sich dadurch eine Wertschöpfungskette bis zur Verflechtung mit den Städten entwickeln.
Roland Krieg