Essen ohne Gentechnik
Landwirtschaft
6. Auflage für den Einkaufsratgeber von Greenpeace
> Klein und handlich ist der Einkaufsratgeber den Greenpeace auf der Grünen Woche in der 6. Auflage mit dem Schwerpunkt Milchprodukte herausgebracht hat. Firmen bekommen einen grünen Smiley, wenn sie keine Gentechnik verwenden, einen gelben, wenn sie Gentechnik im Futter vermeiden wollen, jedoch nicht für alle Produkte garantieren können, und einen roten Warnsmiley, wenn die Firmen nicht zugesagt haben, ?auf Rohstoffe von Tieren zu verzichten, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden?. Hier finden sich auch die Firmen wieder, die gar keine Antwort gegeben haben, obwohl, so Henning Strodthoff von Greenpeace, sie mehrfach telefonisch und schriftlich auf diese Konsequenzen hingewiesen wurden.Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in dem Einkaufsratgeber eine Verbrauchertäuschung, weil er den Konsumenten ?suggeriere, dass er gentechnikfreie Produkte kaufen könne?. Greenpeace schüre mit der vorgenommenen Unternehmensklassifizierung bewusst Verbraucherängste, so der DBV.
Insgesamt gibt es sehr viele Gütesiegel und Heike Moldenhauer vom BUND hatte vergangene Woche auf der Pressekonferenz vom AgrarBündnis bereits von drei Landwirtschaften gesprochen: diejenige, welche gentechnisch veränderte Organismen (GVO) verwendet, die konventionelle, die keine verwendet und die ökologische, die selbstbestimmt auf GVO verzichtet. Die Zweifel, ob Verbraucher noch den Überblick behalten können, wenn neben dem Labyrinth an Gütezeichen noch verschiedene Landwirtschaften hinzukommen, teilt Gentechnikexperte Henning Strodthoff im Gespräch mit Herd-und-Hof.de nicht. Gerade das CMA Gütezeichen Q+S spiegele ja nur den aktuellen gesetzlichen Rahmen wieder und führe damit den ?Wildwuchs an Siegeln? an. Die Siegel der ökologischen Anbauverbände dienen dem Erkennen der Landwirtschaft, die dahinter steckt. Im übrigen, so Strodthoff weiter, teile er nicht die Prognose von drei möglichen Landwirtschaften. Er befürchte jedoch, dass, sobald sich die GVO-Landnutzung etabliert, in einem Zeitrahmen von 10 Jahren der GVO-freie Anbau durch Saatgutverunreinigungen verschwinden wird. So sei Koexistenz nicht möglich. Neben der ökologischen Landnutzung gäbe es auch noch deutliche Verbesserungen im konventionellen Bereich, wobei er die ?Integrierte Landwirtschaft? nicht als geeignetes Modell akzeptieren will. Die ?Wahlfreiheit? auf GVO verzichten zu können, beinhalte nicht die Wahlfreiheit, GVO-Anbau zu betreiben, so Henning Strodthoff. ?Die Wahlfreiheit ?Nein? zu sagen, beinhalte nicht das recht andere Produkte zu verunreinigen.? Die Ausbreitung von GVO sei nicht kontrollierbar.
Der Biomarkt wächst auf der Nachfrageseite nur verhalten. Der BÖLW als Vertreter der ökologischen Lebensmittelwirtschaft wird Ende Februar zur BioFach die aktuellen Zahlen veröffentlichen. Vielleicht kann das Wachstumspotenzial nur ausgenutzt werde, wenn die ?Gelegenheitskäufer? auf den Biozug aufspringen. Henning Strodthoff sieht es nicht als vordergründig an, Gelegenheitskäufer zu animieren, sondern die Umweltschutzorganisation Greenpeace werde als Verbraucherorganisation einen ?gesamtgesellschaftlichen Prozess? anstoßen. Zur Zeit gebe es erhebliche Versuche dem Bürger die Lebenshaltungskosten nach unten zu drücken, wobei die Vorstellung von Qualität und Verantwortung verloren gehe. Der Verbraucher muss wieder erkennen, welche politische Entscheidung sein Einkauf mit sich bringt. Grundsätzlich werden die Preise auch wieder nach oben gehen und würden dann auch einen weiteren Wunsch von Henning Strodthoff erfüllen: ?Auf jeden Fall muss die Landwirtschaft wieder die Bauern ernähren können.?
Der Einkaufsratgeber von Greenpeace kann kostenlos unter 040/306 18-120 bestellt werden.
Roland Krieg
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