Esst mehr Kartoffeln!
Landwirtschaft
Keine Lagerstätten mehr für Kartoffeln
In diesem Jahr hat die Kartoffelwirtschaft neue Probleme. Mit 11,5 Millionen Tonnen Kartoffeln haben die Bauern so viel wie noch nie von nahezu unveränderter Anbaufläche geerntet. Haben sie im Vorjahr 398 dz/ha vom Feld geholt, waren es in diesem Jahr im Durchschnitt 469 Doppelzenter. Insgesamt liegt die Ernte etwa 1,8 Millionen Tonnen über dem Verbrauch. Das ist die Gesamternte Bayerns. Die Kartoffelernte ist auch in anderen Ländern gut gewesen und Russland hat seine Grenzen dicht gemacht. Damit ist ein Exportventil für den übersättigten Markt geschlossen. Selbst Niedrigpreise reichen nicht, um die Erdäpfel loszuschlagen. Alternativ-Absätze in der Biogasverwertung oder als Stärkekartoffel in der Industrie sind ebenfalls verstopft.
Flächenrückgang in Bayern
Bayern hat mit 441 dz/ha sieben Prozent mehr als der fünfjährige Durchschnitt geerntet. Bayern hat allerdings einen Flächenrückgang von sechs Prozent hinnehmen müssen. Bereits im Frühjahr zeichneten sich schwache Kartoffelpreise ab. „Darauf haben die Bauern reagiert“, sagte Johann Graf, Kartoffelreferent beim Bayerischen Bauernverband. Freuen dürfen sich nur die Bauern, die gute Abnehmerverträge abgeschlossen haben.
Preise im Kartoffelkeller
Kaum mehr als 5,00 Euro pro Dezitonne werden derzeit
für gute Qualitäten gezahlt. Vertragsfreier Verarbeitungsrohstoff für Pommes,
Chips und Knödelteig liegt noch darunter, wird aber kaum gehandelt, stellt die
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI fest. Der Lebensmitteleinzelhandel hat
die Nachfrage selbstverschuldet früh gesättigt. Anfang Oktober wurden
Großgebinde mit Speisekartoffeln abgegeben und die Haushalte haben die Chance
genutzt, sich früh einzudecken.
Die AMI sieht für die Landwirte kaum Chancen auf
Preisbelebung. Auf den deutschen Markt drängt Ware aus Frankreich, Belgien und
den Niederlanden – viele wollen die guten Kontakte des deutschen
Exportgeschäftes nach Osteuropa nutzen.
Einziges Absatzventil könnte Polen sein. Dort fällt die
Kartoffelernte in diesem Jahr besonders gering aus, weil durch den
Strukturwandel Anbauflächen weggefallen sind und die Kartoffel auch an
Bedeutung in der polnischen Küche verliert. Mit 6,6 Millionen Tonnen hat Polen
die kleinste Kartoffelernte seit Jahrzehnten eingefahren. Im Vorjahr waren es
noch 7,3 Millionen Tonnen.
Veredelte Kartoffeln
Auch wenn in diesem Jahr, die Zeiten für die Kartoffelbauern hart scheinen, so sollten ie nicht vom Anbau lassen. Der erste Deutsche Ackerbautag hat den Kartoffelbauern gute Fernabsätze bescheinigt. Weil die europäischen Kartoffeläcker näher an der Küste liegen als der amerikanische „Potato Belt“, haben die Europäer Logistikvorteile, wenn sie Chips und Pommes nach Lateinamerika exportieren [1].
Lesestoff:
[1] Perspektiven von Raps- und Kartoffelanbau
roRo (Text und Foto)