EU: 160 Mio. € Nahrungsmittelhilfe

Landwirtschaft

EU legt die erste Summe 2008 für Nahrungsmittelhilfe fest

Gestern hat die EU die höchste Summe, die je vom Dienst für Humanitäre Hilfe der Kommission festgesetzt wurde, bewilligt. Das Geld soll vor allem den Bedarf der schwächsten Bevölkerungsgruppen decken, die von Nahrungsmittelknappheit infolge von Naturkatastrophen, wirtschaftlichen und politischen Krisen und bewaffneten Auseinandersetzungen betroffen sind.

Keine Entwarnung bei Nahrungsmittelhilfe
854 Millionen Menschen leben auf diesem Globus in dem Status der Nahrungsunsicherheit. Sie sind die ersten, die bei klimatischen Extremen, steigenden Nahrungsmittelpreisen oder wirtschaftlichen Ereignissen, die ihnen die Möglichkeit nehmen, sich selbst zu ernähren, an akutem Hunger oder Mangelernährung leiden. In den Entwicklungsländern sind rund 146 Millionen Kinder betroffen, von denen jährlich 5,6 Millionen versterben.
Nahrungsmittelhilfe, Ernährungsversorgung und kurzzeitige Hilfe für die landwirtschaftliche Produktion sind die wichtigsten Hilfen bei Krisen. Im vergangenen Jahr haben die Staaten 2,8 Milliarden US-Dollar für diese Hilfen ausgegeben.
In der Finanzperiode der EU von 2007 bis 2013 ist die Nahrungsmittelhilfe fester Bestandteil des Finanzrahmens der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe (ECHO) geworden. 2007 wurden bereits 220 Millionen Euro auf zwei Tranchen verteilt ausgegeben. Für 2008 sieht ECHO keine Entwarnung bei den Krisen. Zusätzlich steigen die Preise für agrarische Rohstoffe und Transportaufwendungen. „Die Europäische Union spielt eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Nahrungsmitteln für diese Menschen und der Wiederaufnahme der Nahrungsmittelproduktion“, sagt Louis Michel, EU-Kommissar für Entwicklung und Humanitäre Hilfe. Der für 2008 gefasste erste Beschluss in Höhe von 160 Mio. € kommt schätzungsweise rund 18.6 Mio. Menschen zugute.

Welche Projekte werden unterstützt?
115,5 Mio. Euro gehen nach Afrika südlich der Sahara, der Karibik und in den Pazifik. 28,3 Mio. gehen nach Osteuropa in die Mittelmeerregion und den Mittleren Osten. Für Asien und Lateinamerika sind 11 Mio. vorgesehen. Der Rest verbleibt als strategische Reserve.
In Afrika bleibt der Sudan Brennpunkt mit vier Millionen Flüchtlingen und 2,2 Mio. im Land versprengte Menschen. Diese Menschen müssen alle mit Nahrungsmitteln versorgt werden.
Verteilung von MehlObwohl in Äthiopien 2007 bessere Ernten eingefahren wurden, gibt es noch weiterhin Regionen, die durch Überschwemmungen, Ernteausfälle und Konflikte betroffen sind. Darin leben acht Millionen Menschen, von denen 1,3 Mio. unter akutem Hunger leiden.
In Nepal liegt eine der am wenigsten beachteten Brennpunkte mit rund 107.000 Flüchtlingen aus Bhutan. Sie leben seit den frühen 1990er Jahren in sieben Flüchtlingslagern nahe der Grenze zu Indien. Sie dürfen weder arbeiten noch Land besitzen, um sich auf Mindestniveau selbst zu ernähren. Sie sind ausschließlich auf ausländische Hilfe angewiesen.
In Kolumbien gewinnt der bewaffnete Konflikt neue Dimensionen. Mit mehr als 3,9 Millionen Menschen hat das Land in Lateinamerika die zweit meisten vertriebenen Menschen. Jedes Jahr kommen rund 200.000 neue hinzu.
Die Hilfe der EU teilt sich auf vier Bereiche auf. Zum einen werden nach Naturkatastrophen oder Konflikte Nahrungsmittel für die notleidende Bevölkerung bereitgestellt. Nach den Krisen wird der Ernährungszustand der Bevölkerung, insbesondere Kinder unter fünf Jahren, verbessert. Es gibt Aktionen „Nahrungsmittel gegen Arbeit“, mit denen die grundlegenden Strukturen ländlicher Gemeinden wieder hergestellt werden sollen. Dazu gehören Projekte zur Schaffung von Arbeitsplätzen und besonders die Wiederherstellung einer Lebensgrundlage für die Bevölkerung, die nach einer Krise wieder in ihre Heimat zurückgeht. Hierzu gehört die Bereitstellung von Saatgut, Geräten und Dünger sowie die Diversifizierung der Nahrungsmittelerzeugung durch Fischerei und Tierhaltung.
Umgesetzt werden die meisten Beschlüsse durch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.

Lesestoff:
Die Entschließung mit allen Beispielen und genauer Aufschlüsselung der Gelder finden Sie unter http://ec.europa.eu/echo/field/foodaid/index_en.htm
Im letzten Jahr gab es in Berlin eine Food Aid Conference.

roRo; Foto: World Food Program

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