EU-Agrar-Ausblick 2015 und 2016

Landwirtschaft

Aussichten für die Agrarmärkte der EU

Der Blick der EU-Kommission auf die internationalen Agrarmärkte geht von überwiegend steigendem Wachstum weltweit aus. Bis auf einige wenige Länder wird die EU selbst 2,6 Prozent in diesem und 3,3 Prozent im nächsten Jahr zulegen. Die USA schafft in den beiden Jahren jeweils zwei und drei Prozent, während China mit sechs Prozent weniger wächst als in den zurückliegenden Jahren. Schwieriger wird es für Südamerika. Argentinien und Brasilien sollen ein Minus-Wachstum um ein Prozent hinlegen, was vor allem deren Fleischexporte negativ beeinflussen werde. Auch wenn sich ab 2016 ein Wachstum einstellen sollte, glaubt die EU-Kommission an eine Entwertung der Währung in den Folgejahren. Der Ukraine-Konflikt belastet auch die Wirtschaften der Ukraine und Russland. Selbst wenn Russland das gerade erst verlängerte Embargo gegen EU-Waren einstellen würde, erreichte das Land nicht das Wachstum der Vorjahre. Für die EU zeichnet sich vor diesem Hintergrund und bei weiter niedrigen Ölpreisen eine gute Exportchance ab.

Feldfrüchte

Wegen der EU-Rekordernte bei Getreide und Mais im letzten Jahr, haben auch die Ausfuhren Rekordniveau erreicht. Ende des Wirtschaftsjahres 2014/15 werden Netto rund 32 Millionen Tonnen Getreide in Drittländer verkauft werden sein. Hauptträger sind Weizen und Gerste. Hauptabnehmer für Gerste ist der Mittlere Osten mit Saudi Arabien (+ 28 Prozent) und Jordanien (+ 65 Prozent). Den größten Sprung nach oben hat China gemacht. Der Gerstenimport aus der EU stieg von 155.000 auf über 1,8 Millionen Tonnen.

Für die aktuelle Ernte zeigt die Prognose der EU einen Ertrag von 307 Millionen Tonnen Getreide. Das sind sechs Prozent über dem Durchschnitt und sieben Prozent unter dem Rekord aus dem letzten Jahr. Einberechnet sind die derzeitigen Sorgenregionen der EU, die auf Grund der Trockenheit teilweise auch Ertragseinbußen hinnehmen müssen.

Das Greening in der Gemeinsamen Agrarpolitik hat zu einem Boom von Futterleguminosen auf den Feldern geführt. Doch was in Deutschland so erfolgreich ist, nivelliert sich mit Blick auf die gesamte EU. Der Anbau von Proteinpflanzen ist 2014/15 gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gestiegen, doch erreichten Ackerbohnen, Lupinen und Co. im vorletzten Jahr ihr Anbautief. Für die neue Ernte ist die Anbaufläche lediglich um ein Prozent angewachsen. Da die Ertragsprognose fünf Prozent unterhalb des Vorjahres liegt, wird sich der Gesamtertrag in diesem Jahr eher verringern.

Milchmarkt

Die 28 EU-Länder zeigen unterschiedliche Milchmengenentwicklungen nach dem Auslaufen der Quote im März dieses Jahres. Während Rumänien sogar drei Prozent weniger Milch andiente, haben andere Länder, wie Deutschland, ihre Milchmenge um mehr als drei Prozent ausgedehnt. EU-weit sind es nach Angaben der Kommission etwa ein Prozent mehr Milch als im Vorjahr. Das reicht für einen anhaltenden Druck auf die Erzeugerpreise, auch wenn sich seit Februar der Rückgang verlangsamt hat. Im Mai lag der durchschnittliche Milchpreis in der EU bei 30,48 Euro je 100 kg Milch. Ausnahmen des Trends gibt es auch: In Polen sind im April 35 Prozent mehr Milchkühe als im Vorjahresmonat geschlachtet worden und die Milchproduktion sank durch Quotenüberschuss und niedrigem Preis. Seit April aber steigt die Milchmenge wieder mit satten 4,2 Prozent. Möglicherweise haben die polnischen Milchbauern zum Einhalten der Quote ihre Kühe früher trocken gestellt und steigen mit saisonalem Kalben jetzt wieder voll in die Produktion ein.

Als Vorbereitung für die quotenlose Zeit ist die Zahl der Milchkühe in der EU um ein Prozent angestiegen. Die größten Zuwächse gibt es in Irland (+ 4,2 Prozent) und Großbritannien (+ 3,6 Prozent).

Auf das Russlandembargo reagiert die Molkereiwirtschaft mit einer verstärkten Umwandlung der Milch in Magermilchpulver (MMP, + 8 Prozent) und Butter. MMP konnte daher um 1,3 Prozent mehr exportiert werden. Die Veredlung in Käse werde in diesem Jahr kaum noch wachsen, schätzt die Kommission. Ersatzmärkte für Käse gibt es nur wenige.

Milch und Rindfleisch

In dem Maße, wie die Milchviehherden größer wurden, nahm die Zahl der Mastrinder ab. Die Kommission prognostiziert, dass der Rindfleischmarkt künftig noch stärker vom Milchmarkt abhängig ist. Ausnahmen bilden nur Frankreich und Spanien, wo sowohl mehr Milchkühe als auch mehr Mastrinder eingestallt wurden. Wo mehr Rindfleisch auf den Markt gelangte, wurden mehr Milchkühe geschlachtet.

Russland schreckt die Viehhändler nicht mehr. Neue Märkte wurden aufgetan. Ende 2014 stieg die Türkei als EU-Rindfleischeinkäufer ein. Im ersten Quartal kauften Norwegen und die Philippinen jeweils 18 Prozent mehr Rindfleisch aus der EU ein. Argentinien hat Einbußen beim Rindfleischexport hinnehmen müssen, und Brasiliens Binnenmarkt stagniert, wie auch seine Exportoffensive nach Russland. Australiens Exportoffensive nach China werde erst langfristig greifen, so dass die EU-Perspektiven für Rindfleischexporte gut bleiben.

Der Preis stimuliert den Fleischkonsum

In jüngster Vergangenheit scheint der Fleischkonsum in den reichen Ländern zu stagnieren. Die Finanzkrise und ein gesünderer Lebensstil haben im Jahr 2013 ein Verzehrtief von 64,5 kg Fleisch hervorgebracht. Doch diese Interpretationen greifen zu kurz, sagt die Kommission. Die Menschen haben teures Rindfleisch durch Geflügelfleisch und preiswertere Fleischzubereitungen aus Schwein ausgeglichen. Im Jahr 2013 war die Rind- und Schweinefleischproduktion in der EU geringer und konnte nicht durch Importe ausgeglichen werden. Daher sei der Konsumrückgang auf einen Preisanstieg zurückzuführen.

Seit dem letzten Jahr nimmt die Fleischproduktion wieder an Fahrt auf und die Preise sinken. Die Europäer haben gegenüber 2013 schon wieder zwei Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr mehr verzehrt. Der Preis entscheidet über die Fleischmenge auf dem Teller, weswegen die Verzehrsmengen in den beiden nächsten Jahren wieder ansteigen und sich dem Rekord von 2007 annähern.

Lesestoff:

Den vollständigen Marktbericht für Agrarprodukte für die Jahre 2015 und 2016 können Sie hier herunterladen (englisch): Short-Term Outlook for EU arable crops, dairy and meat markets in 2015 and 2016

Roland Krieg; Grafiken: EU-Kommission

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